Besuchshunde sind toll. Und was ist mit Katzen?

Ich schwöre, dies sollte ein seriöser Aufsatz werden. Ehrlich. Der Vortrag hat mich wirklich beeindruckt und wenn man das Internet zum Thema „Besuchshund“ überfliegt, merkt man, dass es dazu auch viel Interessantes zu sagen und schreiben gäbe. Aber dann – Sie kennen das! – springt Ihnen eine Katze auf den Schoß und alles wird anders.

Diese Woche war ich in einem Vortrag zum Thema „Besuchshund“ und ihrer Einsatzmöglichkeit im Hospiz. Sehr interessant und lehrreich. Hunde sind nämlich hervorragende „Türöffner“ (als ob man das nicht schon immer geahnt hätte). Sie stellen spielend einen niedrigschwelligen und freundlichen Kontakt her, spenden Wärme und Freundlichkeit ohne Hintergedanken. Damit sind sie in Seniorenheimen und in Begegnungen mit Demenzkranken oft die populärsten Besucher, auch wenn sie streng genommen nur die Begleiter der ehrenamtlichen Mitarbeiter sind.

Besuchshunde sind keine Therapiehunde, sie machen das nicht hauptberuflich und sie haben auch nicht jahrelang studiert. Ihre Qualifikation basiert in erster Linie auf einem bestandenen Eignungstest; es versteht sich von selbst, dass ein Besuchshund gesund, freundlich, neugierig, tolerant und stressresistent ist. Auf eine eventuelle Überforderung reagiert er nicht mit Aggression, sondern mit Kommunikation und/oder stillem Rückzug. Er mag Leckerchen, ist aber nicht so verfressen, dass dadurch seine Abrufbarkeit beeinträchtigt würde.

Besuchshunde sind im Allgemeinen gut sozialisierte Familienhunde. Sie kommen mit unterschiedlichen Menschen zurecht und fürchten sich nicht vor ungewohnten Umgebungen und Situationen, in denen Menschen aus ihnen unerfindlichen Gründen überemotional reagieren. Sie haben Vertrauen zu ihren Bezugspersonen und machen ihre Besuche gemeinsam mit diesen Menschen. Diese wiederum sind als haupt- oder ehrenamtliche Mitarbeiter einer Einrichtung oder eines Besuchsdienstes ausgebildet, machen haupt- oder ehrenamtliche Dienste und können dazu, als besonderen Bonus, auch noch einen tollen Hund in die Sache einbringen.

Ich war von dem Vortrag sehr beeindruckt. Ich freue mich immer über Hundebesuch und kann mir auch nicht vorstellen, jemals in einen Zustand zu geraten, in dem das nicht so wäre. Hunde sind toll, sie sind warm und flauschig und freundlich. Okay, manche sabbern, aber – ehrlich gesagt! – das tue ich oft genug auch. Und die Vorstellung, mit einem treuen, frischgebadeten, flauschigen Vierbeiner an der Leine ins Altersheim oder ins Hospiz zu gehen und dort die Bewohner zu beglücken, gefällt mir schon sehr.

Hm. Jetzt fällt mir wieder ein, was mir an dem Vortrag gefehlt hat: Von Katzen war überhaupt nicht die Rede. Und dabei gibt es viel mehr Katzen als Hunde in Deutschland. Und in meinem Haushalt. Dort gibt es keinen einzigen Hund, dafür aber zwei entzückende Katzen. Und toleranter als Katze 1 und Katze 2 kann man eigentlich nicht sein. Flauschig sind sie auch, Leckerchen lieben sie sehr und Türöffner… nun, Katze 2 bräuchte da vielleicht noch etwas mehr Übung, aber Katze 1 kann mit ein bisschen Mühe sogar Schließfächer knacken.

Ebenso wie Hunde nehmen Katzen die Menschen, denen sie begegnen, wie sie sind. Sie stellen keine peinlichen Fragen, drucksen nicht herum und lügen nicht. Sie lassen sich streicheln und mit Leckerlis vollstopfen, schnurren und machen es sich gemütlich. Sie verleihen einem Raum eine ganz besondere Atmosphäre und haben nachweislich eine positive Wirkung auf Blutdruck und Herzfrequenz der mit ihnen agierenden Menschen. Gut, vielleicht sind sie nicht ganz so berechenbar wie ein gut sozialisierter Hund, aber dafür weiß jeder, dem unverhofft eine Katze auf den Schoß steigt und signalisiert, dass sie sich dort sehr wohl fühlt, dass das etwas ganz Besonderes ist. Auch wenn er nun vielleicht verhungern muss oder nicht aufs Klo kann, ohne die Katze aufzuscheuchen.

Was Katzen eigentlich besonders für Tätigkeiten im sozialen Bereich qualifizieren müsste, ist die Tatsache, dass sie überhaupt keine Neigung zum Helfersyndrom haben. Sie sorgen bei aller Zuneigung zum Menschen und aller Hingabe an eine Situation immer auch für ihr eigenes Wohlbefinden und somit auch für die Erhaltung ihrer seelisch-geistigen Gesundheit.

Das folgende Gespräch verdeutlicht sehr anschaulich, wie segensreich der Besuch einer kompetenten Besuchskatze bei einem unheilbar kranken Menschen verlaufen kann.

Katze: Miau.

Mensch: Oh, hallo Katze! Wo kommst du denn her?

Katze: Ich bin eine Besuchskatze. Mit Zertifikat. Und wer bist du?

Mensch: Ich liege hier im Bett, mir geht es nicht gut. Mir geht vieles im Kopf herum und ich fühle mich ein bisschen einsam.

Katze: Rieche ich hier irgendwo Essen?

Mensch: Da sind Kekse in der Nachttischschublade. Aber die magst du sicher nicht. Und was machst du so als Besuchskatze?

Katze: Ich besuche Menschen und leiste ihnen Gesellschaft, höre ihnen zu und… Kann ich die Kekse mal sehen?

Mensch: Schön, dass du mich besuchst. Ich freue mich, wenn mir jemand ein bisschen zuhört. Mach es dir ruhig bequem.

Katze: Bequem? Auf dieser Matratze? Kann ich mal das Kissen da ausprobieren?

Mensch: Das ist mein Kopfkissen.

Katze: Genau das. Hierher bitte. Und rutsch doch bitte ein bisschen rüber, sonst habe ich überhaupt keinen Platz.

Mensch: Gerne. So. Oh, jetzt hast du die ganze Bettdecke!

Katze: *schnurrt ohrenbetäubend*

Mensch: DIE BETTDECKE!

Katze: Dann erzähl doch mal. Du musst also sterben?

Mensch: Die Bettd… oh, ja, ich bin unheilbar krank und die verordneten Therapien helfen nicht mehr. Ich werde wohl bald sterben. Es gibt nicht viele Besucher, mit denen ich darüber sprechen kann.

Katze: Kann ich nun endlich die Kekse sehen?

Mensch: Ich werde bald sterben!

Katze: Das tut mir leid. KEKSE!

Mensch: Hier, bitte. Schokowaffeln.

Katze: Bäh. Bifi oder so was hast du nicht da?

Mensch: Tut mir Leid. Ich lasse mir welche mitbringen, okay? Um noch mal auf das Sterben zurückzukommen…

Katze: Oh, ich sehe gerade, unsere Zeit ist um. Ich muss jetzt leider gehen, sonst bin ich zu spät zum Abendessen. Vielen Dank für das Gespräch. Bis zum nächsten Mal.

Mensch: Vielen Dank, Katze, das war wirklich ein sehr schönes Gespräch. – Hallo? HALLO? HAT HIER JEMAND EINE FUSSELROLLE?

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