Wir haben davon geträumt, wir haben darüber gescherzt, wir haben uns davor gefürchtet. Praktisch wäre es, haben wir gedacht, aber wie soll das gehen? Und: Es lohnt sich ja nicht nur für die paar Wochen Urlaub. Schließlich ist es Stress für alle Beteiligten.
Und nun soll es wirklich geschehen. Ich habe Schmetterlinge im Bauch oder… nun ja… eher große dicke, dunkle Nachtfalter.
Worum es geht? Na, Sie stellen Fragen!
Natürlich geht es um die Katzen. Zwei Katzenpaare in zwei Städten. Frl. Lotte Miez und Frl. Leonie Mau hier bei mir in Hamburg und Jette und Jehan bei meinem Freund in Bremen.
Wie oft habe ich am Ende eines viel zu kurzen gemeinsamen Wochenendes in Bremen gedacht: Wenn ich die Katzen einfach mitgebracht hätte, müsste ich jetzt nicht wieder nach Hause. Oder, wenn mein Freund am frühen Sonntagabend bei mir in Hamburg auf dem Sofa saß und ich mir vorstellte, Jette und Jehan säßen gemütlich auf und neben ihm, und niemand müsste mitten im Tatort (oder noch früher) nach Hause.
Aber man fährt Katzen halt nicht mal eben durch die Gegend, stellt ihnen fremde Katzen vor und sagt: Nun spielt mal schön. Also, jedenfalls nicht, wenn man halbwegs verantwortungsbewusst und fantasiebegabt ist. Und so haben sie sich halt nie getroffen: Jette und Jehan nicht mit Olga und Ida und auch nicht mit Lotti und Leonie.
Aber nun, also in knapp drei Wochen, darf mein Freund endlich eine Reha antreten. Wochenlang. Was eine gute Nachricht ist. Aus Gründen, die auch mit dem Schutz vor Corona zusammenhängen, in einer stationären Einrichtung, die ein Stück von Bremen und noch viel weiter von Hamburg entfernt ist. Er freut sich drauf und ich auch.
Aber: Die Katzen. Die Katzen können nicht alleine in der Wohnung meines Freundes bleiben. Die Reha-Periode ist zu lang, als dass Jette und Jehan sich nur damit zufriedengeben könnten, einmal am Tag von freundlichen Nachbarn versorgt zu werden. Und die Fahrt von Hamburg nach Bremen ist zu aufwändig und teuer, als dass ich sie jeden Tag oder jeden zweiten Tag antreten wollte. Und wenn ich in Bremen schliefe, damit Jette und Jehan Gesellschaft haben, säßen Lotte und Leonie hier alleine herum. Das ginge ja auch nicht.
Also: Jette und Jehan müssen nach Hamburg, zu Lotti und Leo und mir. Das ist jetzt die Gelegenheit für sie, mal wieder Großstadtluft zu schnuppern und an ihren Social Skills zu arbeiten (nein, Jette, das heißt nicht, dass du dir jetzt die Krallen wachsen lässt und sie dann scharf feilst!). Und Lotte und Leonie können zeigen, was für gute Gastgeberinnen sie sind. Oder sein könnten.
Wie aber vergesellschaftet man zwei ältere Katzenpärchen, die zwar in früheren Leben auch mit weiteren Katzen bekannt waren, nun aber schon seit geraumer Zeit AlleinherrscherInnen in ihren jeweiligen Haushalten sind?
Zur Erinnerung: Ich wohne in einer kleinen Dreizimmer-Altbauwohnung. Die beiden vorderen Zimmer sind miteinander verbunden, die große Flügeltür, mit der man sie voneinander hätte trennen können, ist wohl (wie die Küchentür) im Krieg in den Ofen gewandert. Das nach hinten heraus liegende Schlafzimmer von ca. 12 Quadratmetern ist das einzige Zimmer, wo man einfach eine Tür zumachen kann. Die Küche ist unpraktisch und klein, das Badezimmer so winzig, dass es mir in über zwanzig Jahren nicht gelungen ist, einen Platz zu finden, an dem man einen Toilettenrollenhalter befestigen könnte.
Das Katzenklo, das Lotti und Leo benutzen, steht in der Küche, neben dem Herd. Auf der anderen Seite des Herdes ist ihr Futterplatz. Der Wassernapf und das Katzengras stehen im Wohnzimmer. Schlaf- und Ruheplätze finden sich in der ganzen Wohnung. Meist schläft Lotti nachts bei mir im Bett, während Leo ihr Körbchen an der Heizung im Wohnzimmer bevorzugt.
Jette und Jehan haben in Bremen ihr gemeinsames Schlafkörbchen unterm Schreibtisch stehen. Klo und Essplätze sind auch bei ihnen in der Küche. Sie leben überwiegend im Wohnzimmer, im Schlafzimmer halten sie sich meistens nur dann auf, wenn mein Freund dort im Bett liegt. Am liebsten sitzen sie mit ihm (auf ihm) auf dem Sofa.
Klar ist: So viele verschiedene Möglichkeiten gibt es gar nicht. Eigentlich nur eine einzige, die halbwegs unkompliziert erscheint: Jette und Jehan beziehen zunächst mein Schlafzimmer. Da kann man erst einmal die Tür hinter ihnen schließen, sie können unters Bett rennen und sich langsam von der Autofahrt erholen. Klo und Näpfe müssen logischerweise also auch ins Schlafzimmer, wenigstens am Anfang. Mein Freund schläft bei ihnen im Bett, während ich ins Wohnzimmer umziehe.
Lotte und Leonie besitzen weiterhin den Rest der Wohnung. Schlafen können sie bei mir auf dem Gästesofa oder auf einem ihrer eigenen Plätze.
Wenn Jette und Jehan sich ein bisschen ausgeruht haben, also nach einem, zwei oder drei Tagen, bauen wir das Katzengitter in die Schlafzimmertür, so dass sich alle Beteiligten – unter Aufsicht natürlich! – sehen und eventuell auch beschnüffeln können. Gegebenenfalls auch ein paar Tage lang.
Je nachdem, wie diese Erstbegegnungen verlaufen, entspannen wir uns dann entweder langsam oder aber wir googeln sehr hektisch: „Katzenhotel in der Nähe von Hamburg. Kurzfristig.“
Nach allem, was ich gelesen habe und aus Erfahrung weiß, ist es gerade bei älteren Katzen wichtig, ihnen bei jeder Art von Veränderung viel Zeit zu lassen. Jette und Jehan sind im Allgemeinen schon vom Einsteigen in ihre Transportkörbe (nach einer mehr oder weniger nervigen Verfolgungsjagd) mega-gestresst. Sie werden also möglicherweise mehrere Tage unterm Bett in meinem Schlafzimmer hocken, bevor wir mit der eigentlichen Vergesellschaftung beginnen können. Diese Zeit müssen wir also auf jeden Fall einplanen und mein Freund sollte da noch nicht in seiner Reha-Einrichtung sitzen, sondern hier, bei seinen Katzen.
Wenn die Bremer Katzen dann ein bisschen angekommen sind und Lotte und Leonie sich als halbwegs aufmerksame Gastgeberinnen erweisen, können wir langsam schauen, ob die Kontaktbeschränkungen nach und nach gelockert werden können. Natürlich auf eine sehr verantwortungsvolle Weise, aber darin sind wir ja inzwischen ExpertInnen.
Wenn es gar nicht anders geht, bleibt die Gittertür halt die ganze Zeit über drin (oder im absoluten Notfall auch die Schlafzimmertür zu) und ich schlafe auf dem Sofa. Das würde gehen, als Notlösung, und wäre vermutlich immer noch entspannter als ein Tierhotel. Ich hoffe aber, dass die vier Hauptbeteiligten sich über kurz oder lang miteinander arrangieren oder sich gar anfreunden. Schließlich sind sie alle gut sozialisierte und ausgeglichene kleine Tiere.
Wenn die beiden Pärchen also – hoffentlich – nicht längerfristig in räumlicher Trennung leben, wird es natürlich erst richtig interessant, was die idealen Plätze für die Katzenklos und die Fütterungen angeht. Selbstverständlich essen Jette und Jehan nicht dasselbe Futter wie Lotte und Leo. Also, im Moment. Sie sind auch daran gewöhnt, dass ihr Trockenfutter durchgehend zugänglich ist – und sie sind beneidenswert schlank, ohne Mühe. Lotti und Leo hingegen sind mittlerweile daran gewöhnt, blitzschnell alles zu essen, was da ist. Da werde ich mir wohl etwas einfallen lassen müssen.
Aber: Eins nach dem anderen. Erst einmal müssen Jette und Jehan in ihre Körbchen, ins Auto und hierher bzw. sicher ins Schlafzimmer. Mit all ihrem Krempel und geschlossener Tür. Das sollte für den Anfang reichen.
Weil Vorbereitung bekanntlich alles ist (und ich fürs Fernstudium gerade lerne, wie man Mindmaps nutzt), habe ich mal was Entsprechendes entworfen. Für den Anfang. Habe ich was vergessen? Haben Sie Tipps zur Vergesellschaftung älterer Katzen? Dann her damit. Vielen Dank.
Bevor Jette und Jehan in ihren Körbchen und bei Dir angekommen sind, könnte der uralte und Dir/Euch vielleicht schon längst bekannte Trick bei der Vergesellschaftung helfen: Die Fräuleins und die Gäste mit Frotteehandtüchern der jeweils anderen „beglücken“ – möglichst schon einige Tage vorher. Hilft beim Duftstoffe kennen lernen. Wir haben dafür Gästehandtücher auf die normalen Liegeplätze (also im Falle der Gäste vermutlich auf Deinem Freund?) platziert und sie dann hin- und hergetauscht.
Viel Erfolg beim Vergesellschaften!
Für die Futterproblematik schau doch mal nach einem Surefeed Automaten. Mein Kater hat auch alles inhaliert, und meine Katze immer zu wenig bekommen. Ich hab ihr dann den Automat gekauft (wird auf den Chip programmiert), das hat damals sehr gut für uns funktioniert.
Viel Erfolg!
Ui da wünsch ich gutes gelingen. Ich gehöre da eher zu der fraktion die ihre beiden möppis schon mal in die katzenpension gibt . Aber zugegebenermaßen auch nicht länger als eine woche. Von daher… toller plan und wir drücken die Daumen