Ich habe einen neuen Mitbewohner. Das freut mich sehr. Er heißt Sancho, wobei der Name noch nicht endgültig sein soll, ist 4 Jahre alt und ein Dackelmix. Wenn ich mir seine Schnauze anschaue, glaube ich, dass auch noch etwas Chowchow mit drin ist.
Viel weiß ich nicht über ihn. Er soll aus einer polnischen Tötungsstation gerettet worden sein. Dort hat ihn ein junger Mann übernommen und der stellte nach einem guten halben Jahr fest, dass er dem Tier, so wie er täglich unterwegs sein muss, nicht gerecht werden kann. Also entschloss er sich, den kleinen Hund auf Kleinanzeigen einzustellen. Er fügte auch einige Bilder an, die einen entzückenden kleinen Hund zeigten. Ich entdeckte die Anzeige, zögerte nicht und kontaktierte den jungen Mann.
Der rief an und wir verabredeten einen Kennenlernbesuch bei ihm zuhause am nächsten Tag.
Der junge Mann lebt allein in einem Haus mit dem kleinen Hund zusammen und erzählt, dass er bei den Verpflichtungen, die seine eigene Baufirma an ihn stellt, kaum richtig mit dem Hund zusammen rausgehen kann. Der kleine Hund darf zwar auf dem Firmengelände allein raus, aber auf Dauer sieht ihn der junge Mann eher bei jemandem, der sich um das Tier intensiver kümmern kann.
Mittlerweile kam der kleine Hund zu mir auf die Couch und kuschelte sich an.
Wir gingen noch eine Runde spazieren, aber ich dachte so bei mir, dass ich den Hund am liebsten gleich mitnehmen würde. Der Spaziergang verlief problemlos, es ging durch ein etwas monotones Neubaugebiet, wo der junge Mann halt sein Haus gebaut hat.
Der kleine Sancho ging gut mit, auch die Überquerung der Bundesstraße war kein Problem, obwohl Bundesstraßen ja naturgemäß sehr laut sind.
Wieder im Haus wurden wir handelseinig, wobei mir der junge Mann den ganzen Kram, den er für den kleinen Hund gekauft hatte, mitgab. Ich habe nun also ein nagelneues Hundebett für Sancho, eine neue und teure Flexileine, die ich garantiert nicht benutzen werde, diverse Leckerlis und Feuchtfutterschälchen. Auch einige Halstücher und sogar zwei Krawatten für den kleinen Hund waren dabei. Wieso denken Menschen, dass Hunde Krawatten tragen möchten?
Naja. Egal, welche modischen Verwirrungen der kleine Sancho erdulden musste, er kam mit. Ein Hops und er war im Auto. Ich hatte zwar eine Stoffbox mitgebracht und der junge Mann gab mir auch noch eine nagelneue Transportbox, aber er sagte auch, dass Sancho in beides nicht rein möchte. Stattdessen machte der kleine Hund es sich auf der mitgebrachten Hundedecke auf dem Beifahrersitz gemütlich, schaute noch ein wenig umher und schlief dann ein.
In Bremen angekommen wurde er etwas zögerlich, kam aber mit in die neue Wohnung und schaute sich interessiert um. Dann sprang er auf das Sofa und schlief wieder ein.
Ich hab das mal als das bestmögliche Ankommen gewertet.
Wir sind dann noch spazieren gegangen. Dort stellte ich eine leichte Verunsicherung ob der neuen Umgebung seinerseits fest. Trotzdem kam er ganz tapfer mit.
Da sein bisheriges Herrchen während unseres Gesprächs noch Kaustangen und weitere Leckerlis gereicht hat, mochte Sancho abends nichts mehr essen.
Ich stellte ihm Wasser und etwas Trockenfutter hin und wir gingen ins Bett. Also ich. Der kleine Hund schlief ganz selbstverständlich auf einer flauschigen Decke neben dem Bett.
Morgens stellte ich fest, dass sich offensichtlich seine Verdauung nochmal gemeldet hat. Das Malheur war schnell weggeputzt und ich dachte über die zukünftige Verpflegung nach.
Sancho hat natürlich prompt den Verzehr von seinen mitgebrachten Schälchen eingestellt (obwohl die „so gut aussehen, die könnte man auch selbst essen“ – Zitat vom jungen Mann).
Keine der Geschmacksrichtungen war angesagt. Offensichtlich mag Sancho kein Cesars.
Ich habe ihm daraufhin etwas hochwertigeres Dosenfutter von dem nicht so kleinen Hund Lennart angeboten, welches der kleine Hund mit sensationeller Geschwindigkeit eingeatmet hat.
Sein Geschäft verrichtet Sancho nun ohne Probleme draußen. Und unser Kennenlernen verläuft – wie ich finde – gut. Ich bin zuversichtlich, dass der kleine Hund das auch so sieht.
Er muss sich noch an die vielen anderen Hunde gewöhnen (schließlich hat Bremen die höchste Hund/pro Kopf Dichte von allen Bundesländern – und sie besuchen alle, alle den Park um die Ecke), aber das wird schon.
Und am Alleinbleiben müssen wir wohl etwas arbeiten, so ein kleiner Hund kann ganz schön laut jaulen, sagt mein Nachbar.
Ich freue mich sehr über den neuen Mitbewohner.
aber was ist denn mit dem großen Hund Lennart passiert??
Der musste leider wieder ausziehen.
Der ist ja… witzig? Darf man fragen warum Lennart weg ist?
Lennart hatte zu viele Baustellen und war – bei aller Liebe – nicht einmal im Ansatz ein Anfängerhund (als der er vermittelt wurde).
Er ist ganz zauberhaft.