Karrierekatz

„Weißer Rauch?“, fragte Frittbert Frittelby entsetzt. „Soll das heißen, es brennt? Moment, ich muss meine Schmusedecke retten und die Leckerlis!“

„Hör auf!“ rief der kleine freundliche Hund. „Es brennt nicht. Mach dir keine Sorgen. Der weiße Rauch heißt nur, dass es einen neuen Papst gibt.“

„Einen neuen Papst?“, wollte Fritte wissen. „Wieso denn das? War der alte nicht mehr gut?“

Der kleine freundliche Hund schüttelte entnervt den Kopf. „Du hast wohl beim Brennpunkt nach der Tagesschau nicht aufgepasst! Der alte Papst ist gestorben und deswegen musste ein neuer her.“

„Und den haben sie dann mit weißem Rauch gefunden?“

„So ungefähr. Papst Leo den Vierzehnten.“ Der kleine freundliche Hund sprach jetzt etwas lauter. „Mich würde ja interessieren, was aus den anderen dreizehn Leos geworden ist.“

Hinter der Schlafzimmergardine bewegte sich etwas und eine leicht verschlafene Stimme murmelte: „Ich für meinen Teil war nie Papst. Ich war immer Päpstin Leo. Natürlich Päpstin Leo die Erste.“

Fritte und Sean beobachteten interessiert, wie Frl. Leonie Mau im Spalt zwischen den Vorhanghälften erschien und auf den Korbstuhl davor kletterte.

„Päpstin Leo?“, fragte Fritte. „Das klingt ja gut. Bist du denn katzolisch?“

„Ob ich was bin?“

„Katzolisch?“, wiederholte Fritte seine Frage. „Du musst doch katzolisch sein, um Papst zu werden. Oder Päpstin.“

„Eigentlich bin ich eher katzeistisch“, erwiderte Leo nach kurzer Überlegung. „Aber das stand wohl nicht in meinem Lebenslauf und deswegen wussten die Katzinäle das nicht. Und nachdem sie mich dann gewählt hatten, wollte ich nicht unhöflich erscheinen.“

„Ist ja ein Ding!“, befand Sean. „Du warst bestimmt eine tolle Päpstin und hast in den Kostümen großartig ausgesehen. Aber wieso hast du den Job wieder aufgegeben?“

„Ich mag keine großen Menschenmengen“, gab Leo zu. „Als Päpstin bist du aber ständig unter Menschen, richtig vielen Menschen. Aber selbst wenn die nur laut und unhöflich sind, darfst du dich als Päpstin nicht unter dem Sofa verstecken. Das hatten die Katzinäle mir vorher aber nicht gesagt.“

„Ich mag Menschen, je mehr, desto besser!“, rief Fritte aufgeregt. „Könnte ich denn nicht Papst werden? Papst Frittbertus?“

„Im Moment wird ja keiner mehr gebraucht“, sagte Sean. „Sie haben ja gerade erst einen neuen Papst gewählt. Der sieht auch noch gar nicht so alt aus.“

„Schade“, murmelte Fritte. „Dann vielleicht beim nächsten Mal.“

„Du solltest lieber Bundeskatzler werden“, schlug Leo vor. „Den brauchen wir bestimmt bald in neu, denn der jetzige, der auch noch ganz neu ist, der kann es nicht. Und wenn das alle begriffen haben, fliegt er bestimmt raus und es wird ein neuer Katzler gesucht. Das wäre dann die Gelegenheit, Fritte.“

„Darf ich dann die Weltherrschaft aus dem Kleiderschrank holen?“, fragte Fritte aufgeregt.

„PSSSSSSSSSTTTTTT!“, machten Leo und Sean gleichzeitig. „Nicht so laut! Das soll doch keiner wissen.“

„Oh, Verzeihung!“, sagte Fritte. „Ich dachte, unsere Blogleser*innen wären alle eingeweiht…?“

„Sind sie ja auch“, bestätigte Leo, „aber wir müssen trotzdem sehr vorsichtig sein und uns genau überlegen, wer davon wissen darf. Gerade in Zeiten wie diesen.“

Fritte überlegte kurz. „Verstehe. Dann ist die Weltherrschaft wohl gerade ziemlich wertvoll, was?“

„Psssssst“, machte Sean noch einmal und Leo fügte hinzu: „Wir haben schon einige sehr lukrative Angebote erhalten und natürlich abgelehnt. Ein bisschen Verantwortungsgefühl gehört schließlich auch dazu.“

„Verantwortungsgefühl?“ fragte Fritte verwirrt. „Was ist das denn?“

„Das ist bei dir ab Werk wohl nicht eingebaut“, vermutete Sean. „Aber Leo versucht doch jetzt schon seit über einem Jahr, dir die Grundzüge von Verantwortungsgefühl beizubringen. Hat das denn gar nicht geholfen?“

„Doch, klar!“, sagte Fritte selbstbewusst. „Ich würde natürlich niemals die Weltherrschaft gegen schnöden Mammon eintauschen oder so. Aber vielleicht gegen eine große Tüte mit Leckerlis?“

„NEIN!“, riefen Leo und Sean wie aus einem Mund. „Auch nicht gegen eine große Tüte mit Leckerlis.“

„Schon gut“, murmelte Fritte frustriert. „Leo, seit du Päpstin bist, bist du noch mehr Spaßbremse als vorher. Aber von mir aus. Hauptsache, ich werde Bundeskatzler und habe so richtig was zu sagen. Dafür muss ich auch nicht katzolisch sein, sondern einfach nur ich selbst, Frittbert Frittelby. Wählen Sie mich. Jetzt. Können wir vielleicht Plakate in der Stadt aufhängen?“

„Selbstverständlich“, bestätigte Sean. „Das machen wir. Dann wissen alle Bescheid und du kannst Katzler werden. Uns stehen große Zeiten bevor.“

 

 

2 Kommentare

  1. Danke für diese tolle Geschichte!

    (Ich sticke schon auf alles bestickbare „FFFB“ – Frittbert Frittelby For Bundeskanzler!
    Da bin ich dabei, sofort.
    Und Päpstin Leonie, hach, diese Möglichkeiten – mit dem zugehörigen Menschenpersonal in den Muttikanischen Gärten wandeln, Sir Sean evtl. als Berichterstatter?)
    Mit vielen Grüssen an diese illustere Runde,
    Martina

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