Eine der großen Enttäuschungen meines derzeitigen Lebens ist ja, dass die albernen Katzen, mit denen ich zusammenlebe, nicht beim Bettenbeziehen helfen wollen. Weder Frl. Leonie Mau, geborene Prinzessin von Hamburg-Bramfeld, noch Herr Frittbert Frittberg-Frittikowski, Straßenkater a. D. und Lebensmittelkontrolleur, rühren auch nur eine Pfote, wenn es darum geht, die total verkrumpelte und langsam etwas muffelige Bettwäsche, die ich schon vor zwei Wochen waschen wollte, abzuziehen und frische, saubere Wäsche zur Anwendung zu bringen.
Auch heute wieder: Leo lag gemütlich in ihrem Strandkorb auf der Schlafzimmer-Fensterbank und Fritte machte ein kleines Schläfchen in seinem Körbchen, das gerade auf dem Esstisch im Wohnzimmer zwischengeparkt war. Auf die eindeutigen Geräusche, die ich bei Abziehen der alten Bettwäsche produzierte (und damit meine ich nicht nur Fluchen und Schimpfen) erfolgte einfach keine Reaktion, überhaupt keine.

Das hätte es mit Olga und Ida nicht gegeben!
Wenigstens kamen, als ich schon halb fertig mit dem Aufziehen der frischen Wäsche war, der große freundliche Mann und der kleine freundliche Hund von ihrem Spaziergang zurück und der große freundliche Mann fand es unheimlich lustig, den kleinen freundlichen Hund erstmal auf das frisch aufgezogene Bettlaken zu werfen. Zu seinem Glück hatte er dem kleinen freundlichen Hund vorher die Pfoten abgeputzt.
Der kleine freundliche Hund liebt es ja, auf dem Rücken liegend quietschend und knurrend hin- und hergeschubst und auch -geworfen zu werden. Ich musste also meine Tätigkeit unterbrechen, mir zwischen unbezogenen Kissen und ungefüllten Bezügen auf dem Bett einen Eckplatz freiräumen und den beiden Witzbolden beim Spielen zuschauen. Mehrere Minuten lang.

Das hätte es mit Olga und Ida auch nicht gegeben!
Olga und Ida waren ja die besten Hauswirtschafts-Assistentinnen, die ich jemals hatte, und Bettenbeziehen war ihre ganz besondere Spezialität. Sie waren komplett skrupellos, ziemlich fix und vor allem zu zweit, sodass ich einfach keine Chance hatte und meistens nach kürzester Zeit einen Lachanfall bekam und nicht weitermachen konnte.
Natürlich würde ich nicht behaupten wollen, dass Leo und Fritte keine Lachanfälle bei mir auslösen. Ganz und gar nicht. Vor allem Fritte ist ja ein ziemlich Quatschkopf und denkt sich ständig neuen Blödsinn aus. Leo hingegen wirkt auf den ersten Blick gesetzter, kann aber auch zu großer Form auflaufen. Wie neulich, als ich am Sonntagabend relativ spät von einer nicht ganz störungsfreien Heimfahrt aus Bremen nach Hause kam, die Tür aufschloss und von zwei hungrigen Katzen über den Haufen gerannt wurde, von denen eine, nämlich Frittbertchen, die Treppe nach unten nahm und die andere, nämlich Leopoldine, die andere Treppe nach oben galoppierte. Ich war echt kaputt von der Bahnfahrt, ziemlich verdutzt und stand einen Moment lang nur fluchend im Treppenhaus. Dann ging ich nach drinnen und holte die Trockenfutterdose. Ein leises Klappern genügte, um Fritte, den guten kleinen Kater, sofort den Weg in die Wohnung antreten zu lassen. Leo hingegen warf mir nur einen dreckigen Blick zu und verschwand um die nächste Biegung unseres Altbau-Treppenhauses nach oben.
Ich fluchend hinterher. Leo miaute ein bisschen herum und warf mir immer wieder Blicke der Genugtuung zu, während sie sich haarscharf außerhalb meiner Reichweite hielt und für jeden Schritt, den ich nach oben machte, auch eine Stufe höher hopste. Im Gegensatz zu mir natürlich, ohne dabei außer Atem zu geraten. Stattdessen grinste sie mich höhnisch an und miaute auffordernd. Auf den guten alten Trockenfutter-Trick fiel sie selbstverständlich nicht herein, obwohl sie ihre Antäuschen und dann Abhauen-Nummer offenbar sehr lustig fand.

Da ich mittlerweile völlig verschwitzt war und dringend aufs Klo musste, kürzte ich die Sache dann zwischen der zweiten und dritten Etage auf extrem unfaire Weise ab (zumindest waren das die Worte, die Leo später in ihrem Telefonat mit dem Tierschutzverein benutzte) und schnappte die freche kleine Kröte quer durchs Treppengeländer, als sie eigentlich schon zwei Meter höher war als ich und zerrte sie dann etwas unsanft am Nackenfell um die Kurve, bevor ich sie richtig fassen und hochnehmen konnte. Auf meinem Arm kuschelte sie sich sofort an und begann zu schnurren. Ich hielt sie so fest, wie es mit einer Hand möglich war und griff mit der anderen Hand nach dem Treppengeländer, um den Abstieg zu unserer Wohnung im ersten Stock zu beginnen.
Klar, dass in dem Moment das Licht im Treppenhaus ausging.
Ich verwarf die Idee, so lange um Hilfe zu rufen, bis mir irgendeine Nachbarin das Licht wieder einschaltete, und kletterte sehr vorsichtig mit Leo auf dem Arm die Treppe hinunter. Ein Riesenspaß. In der Wohnung ließ ich sie etwas unsanfter als sonst herunter und wurde sofort wieder angepöbelt: „Wo bleibt das Abendessen? Und wieso kommst du so spät?“

Das wäre mit Olga und Ida noch viel schlimmer gewesen! Schließlich waren sie die hungrigsten Katzen der Welt und nicht zu schüchtern, um dies bei jeder sich bietenden Gelegenheit lautstark kundzutun. Aber dafür konnten sie halt erstklassig Betten beziehen und hätten mich damit niemals alleine gelassen.

– nein, selbstverständlich fühle ich mit dir. Aber die Szenen im Treppenhaus gäben schon einen sehenswerten Kurzfilm ab 🙂