Leos Tag.

„So“, sagte Frl. Leonie Mau recht bestimmt, „wann und wo findet denn nun die Party für mich statt?“

„Eine Party?“, fragte Frittander Frittoglu. „Was denn für eine Party? Hast du etwa Geburtstag?“

„Nein, ich habe nicht Geburtstag. Ich habe Einzugstag. Heute vor sechs Jahren, am 14. Dezember 2019, bin ich bei der dicken freundlichen Frau eingezogen.“

„Vor sechs Jahren?“, wiederholte Fritte beeindruckt. „Das ist ja schon ganz schön lange her. Kein Wunder, dass ihr so dicke miteinander seid.“

„Wer ist hier dick?“, fragte Leo empört und zog den Bauch ein. „Ich jedenfalls nicht. Und die dicke freundliche Frau ist auch schon ein bisschen dünner.“

„Nicht dick, sondern dicke“, berichtigte Fritte. „So wie in ‚dicke Freundinnen‘.“

„‘Dicke Freundinnen?“, fragte Leo noch immer nicht beruhigt. „So wie in ‚dünne Freundinnen‘?“

„So wie in ‚enge Freundinnen‘“, spezifizierte Fritte, der langsam etwas genervt klang. „Aber wenn du mich nicht verstehen willst, ist das natürlich auch in Ordnung.“

„Nun tu nicht so, als wäre ich zickig!“, zickte Leo, die langsam sauer wurde. „Die dicke freundliche Frau, die zufällig meine beste Freundin ist (und ich ihre), hat gesagt, ich wäre die liebste, freundlichste und am wenigsten durchgeknallte Katze, die sie je kennengelernt hat.“

„Wahnsinn!“, rief Fritte beeindruckt aus.

„Nein, eben nicht!“, gab Leo zurück. „Nix Wahnsinn. Geistig voll auf der Höhe und in sechs Jahren kein bisschen dicker geworden. Nur flauschiger.“

„Verstehe“, sagte Fritte. „Rein zufällig bin ich Experte auf dem Gebiet der Flauschigkeit. Darf ich mal kurz …?“

„Pfoten weg von meinem Streifenpopo!“, rief Leo aufgebracht und fuchtelte drohend mit der linken Vorderpflote. „Das könnte dir so passen.“

„Sechs Jahre“, sagte Fritte träumerisch. „Und wie lange bin ich hier? Wann ist mein Einzugstag?“

„Du bist am 3. Februar 2024 hier eingezogen“, wusste Leo. „Ich kann mich noch gut erinnern. Du bist aus dem Transportkorb gestiegen und hast so getan, als würde dir hier alles gehören.“

„Und?“, fragte Fritte. „War doch auch so.“

„Die einen sagen so, die anderen sagen: Ganz bestimmt nicht. Aber zurück zu mir. Ich wünsche mir einen ganzen Napf nur mit Soße, ohne Stückchen. Und dass wir abends Aristocats gucken, ohne dass du immer mitsingst.“

„Die Stückchen esse ich, kein Problem. Aber ich muss die Lieder von Thomas O’Malley mitsingen, das geht nicht anders.“

„Nicht anders als laut und falsch. Seufz.“

„Ich singe nicht falsch. Ich habe eine sehr schöne, gut trainierte Knabenkoloratursopranstimme.“

„Vielleicht hätte ich mir Ohrenschützer zu Weihnachten wünschen sollen statt der kuscheligen Decke“, überlegte Leo.

„Richtig“, erinnerte sich Fritte. „Wann ist denn nun endlich dieses Weihnachten und wo sind meine Geschenke?“

„Das dauert noch“, erwiderte Leo. „Heute ist ja erst der dritte Advent. Da gibt es keine Geschenke. Jedenfalls nicht für dich.“

„Menno!“, murmelte Fritte. „Das ist aber sehr ungerecht. Wo ich Geschenke doch so gern habe.“

Leo hatte sich inzwischen auf ihrem Kissen zusammengerollt und angefangen zu schnurren. „Ich finde das total in Ordnung“, murmelte sie mit halbgeschlossenen Augen. „Heute ist schließlich mein Tag und nicht deiner. Herzlichen Glückwunsch, liebe Leo!“

 

 

 

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