Da ich diese Woche nicht mehr ausschließlich im Homeoffice arbeiten durfte und festgestellt habe, dass das tägliche Rausgehen und im Büro auf Leute treffen mir riesige (und eher unerwartete) Probleme beschert, hätte ich gerade eine Menge zu meckern. Zur Erhaltung meiner geistigen Gesundheit (und eventuell auch der geistigen Gesundheit meiner Leser) habe ich aber beschlossen, mich an diesem Wochenende nicht allzu viel mit diesem Problem zu beschäftigen, sondern mich mit anderen, gerne schöneren Dingen zu befassen.
Und da fällt mir ein, dass ich Ihnen ja noch gar nicht sehr ausführlich von Klappi, dem E-Bike, erzählt habe.
Was eventuell damit zu tun hat, dass meine ersten Unternehmungen mit dem neuen Sportmöbel zwar Spaß machen, mich aber auch sehr deutlich an meine Grenzen bringen.
Offenbar habe ich ein Alter erreicht, in dem ich sogar zum schmerzfreien Sitzen eine Creme benötige. Und eine gepolsterte Hose, weil der gepolsterte Fahrradsattel meinem unsportlichen Arsch nicht ausreicht. Und dass, obwohl dieser wirklich selbst schon reichlich Polsterung mitbringt.
Für diese Leiden wird es voraussichtlich Lösungen geben. Mehr Probleme machen mir die Erkenntnis, dass ich wirklich nicht mehr sehr gut sehe, Reaktionsgeschwindigkeiten habe wie ein überfahrenes Eichhörnchen und mich vor jeder kleinen Unebenheit auf meinem Weg sowie weiteren Verkehrsteilnehmern, unbeteiligten Passanten, bellenden Hunden, zickzacklaufenden Kleinkindern, plötzlichen Windstößen und parkenden Autos fürchte. Nicht nur beim Radfahren, möchte ich hinzufügen, aber als Fußgänger ist es deutlich einfacher und ungefährlicher, mit Tunnelblick und Ohren auf Durchzug seinen Weg zu machen.
Nach einigen wenigen kurzen Radfahrten in Hamburg, überwiegend auf freien Flächen, um mich ohne umgebenden Verkehr mit Klappi, dem E-Bike, anzufreunden, habe ich den Ort des bereiften Geschehens vor zwei Wochen nach Bremen verlegt. Mein Freund wohnt dort ja eher ländlich und man kommt schnell und ohne viel Verkehrsgeschehen ins Naherholungsgebiet. Außerdem wohnt er im Erdgeschoss, so dass man Klappi, der trotz seiner Handlichkeit stattliche 20 Kilo wiegt, nicht immer eine fiese, krumme Altbautreppe rauf- und runterschleppen muss. Die blauen Flecken an meinen Beinen, die ich mir dabei zugezogen habe, sind jetzt auch schon fast alle wieder abgeheilt.
Bahn- und Busfahren mit Klappi ist einfach und, sofern er zusammengeklappt ist, in jedem Öffentlichen Verkehrsfahrzeug erlaubt und kostenlos. Das heißt, es ist im Grunde genommen kein Problem, ihn zwischen Bremen und Hamburg hin- und herzufahren.
Mein längerfristiger Plan ist also, im Sommerurlaub in Bremen so viel Fahrpraxis und Mut zu sammeln, dass ich mich schließlich auch traue, in Hamburg mit Klappi unterwegs zu sein. Dann könnte er wieder bei mir wohnen (ans Gästesofa gelehnt, da hat er sich ganz wohlgefühlt) und nur dann mit mir nach Bremen fahren, wenn mein Freund und ich dort eine Radtour machen wollen.
Das Fahren an sich macht nämlich Spaß, nachdem ich Sattel- und Lenkerhöhe nun in mehreren Schritten für mich passend eingestellt habe. Auch an die Einstellung der Verstärkung (3 Stufen) mit der Steuerung auf der linken Lenkerseite und die normale 7-Gang-Schaltung an der rechten Lenkerseite musste ich mich erst gewöhnen – schon mit nur 30% Verstärkung meiner Pedalkraft zieht Klappi ab wie ein Mofa, hui! Auf der nächsten Stufe verstärkt er schon um 70%! Und dann fällt mir wieder ein, dass er keine Rücktrittbremse hat. AAAAAAHHHHHHH! Ein Riesenspaß.
Falls Sie also im Sommer rund um Bremen ein wirklich todschickes E-Faltrad mit einer panisch kreischenden Fahrerin mit Pavianarsch und einem Gesicht, das so rot ist wie ihr Helm, sehen sollten, dann winken Sie mir ruhig. Aber gehen Sie lieber vorher in Deckung.