Müde.

Müde. So müde. Sehr schlechte Nacht. Liegt vielleicht am Vollmond. Dabei habe ich ihn gar nicht am Himmel grinsen sehen, war gestern vorm Dunkelwerden zu Hause und aus dem Fenster schaut man hier nur auf andere Häuser, aber nicht auf den Himmel. Doch gespürt habe ich ihn, als ich gestern Abend einschlafen wollte. Dumdidum. Obwohl ich zu müde zum Fernsehen, Lesen oder Handyspielen war, konnte ich dann, als das Licht aus war, natürlich nicht einschlafen.

Nicht schlafen können, das begleitet mich schon mein Leben lang. Schon als Grundschulkind bekam ich Schlafmittel verschrieben, weil ich abends grundsätzlich topfit und morgens grundsätzlich sterbensmüde war. Half aber auch nur so mittel und zum Glück habe ich es nicht über lange Zeit nehmen müssen. Ich war schlicht und einfach meine ganze Schulzeit über müde und daran ließ sich auch nichts ändern.

Seit einigen Wochen nehme ich wieder ein Medikament, um besser zu schlafen. Kein Schlafmittel, sondern ein Antidepressivum, auf Vorschlag meiner Psychotherapeutin, verschrieben vom Hausarzt (der mir letztes Jahr die Psychotherapie vorgeschlagen hatte). Ein Antidepressivum, das unter anderem schlafanstoßend und schmerzdistanzierend wirkt. Schmerzdistanzierend kann ich auch brauchen, weil mir abends nach dem Ausziehen der Kompressionsstrümpfe Füße und Knie meist kräftig wehtun. Schlafverhindernd, könnte man sagen. Und tatsächlich beobachte ich neuerdings eine Verbesserung meiner Schlafqualität. Durchaus hilfreich. Aber gegen den vollen Vollmond kommt natürlich niemand an. Müde. So müde. Aber gut, das kenne ich ja schon.

Schlecht schlafen mit einem Fryttbert Fryttelsen ist gar nicht einfach. Bei jeder Bewegung, bei jedem Umdrehen, bei jedem Aufsetzen meinerseits nutzt er die Gelegenheit zum Raumgewinn im Bett, was auf Dauer dazu führt, dass ich auf einer gästehandtuchgroßen Fläche Platz finden muss, während Fritte sich in alle Richtungen bequem ausstrecken kann. Währenddessen liegt Frl. Leonie Mau brav auf ihrem Kopfkissen in der linken oberen Ecke des Bettes und beobachtet das unheimliche Treiben ihres unverschämten Artgenossen.

Gegen Fritte helfen keine Pillen, gegen Fritte hilft nur unaggressive und unerbittliche Konsequenz. Gar nicht so einfach, wenn man eigentlich dringend schlafen möchte. Man muss ihn vorsichtig und ohne Hände und Füße zu benutzen zur Seite schieben, ganz langsam oder wahlweise blitzschnell. Hände und Füße fällt er in solchen Situationen ohne nachzudenken an und versucht, sie aufzuessen. Was angesichts seiner Zahnlosigkeit so lange dauert, dass die Nacht sich dann auch erledigt hat, und deswegen unbedingt vermieden werden sollte. Ihn mit dem gesamten Körper vorsichtig zur Seite schieben, das klappt manchmal. Hilft aber nur bis zur nächsten Bewegung meinerseits, wo er sich das kurzfristig verlorene Terrain ohne Hemmungen zurückholt. Und Leo führt Buch darüber, wer wie oft aus dem Bett fällt.

Müde. So müde. Zum Glück ist Wochenende. Der große freundliche Mann und der kleine freundliche Hund sind da und sie sind schon daran gewöhnt, dass ich morgens lange brauche, um wirklich wach zu werden. Und Fritte unterhalten sie auch, falls er früher munter wird als ich. Dann können Leo und ich noch eine Weile gemütlich im Bett rumliegen, bevor wir uns dem Tag zuwenden. Das hilft ein bisschen gegen die Müdigkeit. Nicht vollständig, denn wenn man es genau nimmt und nachrechnet, dann ist mein Schlafdefizit schon fast so alt wie ich. Ein einzelnes Wochenende kann da nicht viel ausrichten. Aber schön ist es trotzdem und besser als nichts.

1 Kommentar

  1. Wie gut ich diese Schlaflosigkeit kenne. Bei mir ist es seit den Wechseljahre so schlimm. Ich komme demnächst ins Schlaflabor.
    Liebe Grüße

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