Neben mir auf dem Sofa sitzt ein kleiner freundlicher Hund, der auf sein Abendessen wartet. Er hat nämlich seit Stunden nichts gegessen. Sagt er. Zwar waren wir vorhin Eis essen, aber weil die Eisdiele weder Panseneis noch einen Leckerlie-Becher hatte, ist der arme Kerl leer ausgegangen und musste uns dabei zuschauen, wie wir unsere grünschokoladigen Eisbecher und irgendwas mit Kirschen in uns reinschaufelten. Er hat nichts gesagt, aber sich natürlich Notizen gemacht. Die wird er dann irgendwann aus der Bauchtasche ziehen, um Druck zu machen.
Wussten Sie dass der kleine freundliche Hund in den nächsten Tagen Jahrestag hat? Er wohnt dann seit genau einem Jahr bei dem großen freundlichen Mann in Bremen. Mir kommt es oft vor, als würden wir uns schon ewig kennen und ich glaube, ihm geht es ähnlich. Er hat sich ja von Anfang an bei seinem neuen Menschen und in der neuen Umgebung superwohl gefühlt, brauchte eigentlich keine Eingewöhnungszeit. Auch mir ist er von Beginn an freundschaftlich und voller Vertrauen begegnet. Wahrlich ein Glückstreffer von einem Hund.
Jetzt hat der kleine freundliche Hund sein Abendessen bekommen und in Sekundenschnelle inhaliert. Er hat doch einen wesentlich größeren Mund als Frits Frittsensenjensen. Und Zähne hat er auch, zwar kein ganz vollständiges Gebiss, aber im Gegensatz zu Fritte, der so gar keine Zähne mehr hat, doch verdammt viele und spitze.
Obwohl der kleine freundliche Hund ein Hund ist und Fritte ein Kater, sind die beiden echt gute Kumpels. Auch so ziemlich von Anfang an. Fritte ist fasziniert von seinem neuen Freund und hofft sehr, dass er den kleinen freundlichen Hund irgendwann rumkriegen und zum Spielen überreden wird. In dieser Hinsicht ist der kleine freundliche Hund eher zurückhaltend. Er schnüffelt zwar an Frittes Kehrseite herum und kuschelt mit ihm auf dem Sofa, aber Spielen … so weit ist er noch nicht. Was vielleicht damit zu tun hat, dass er das Spielen als Kind nicht so richtig gelernt hat, der arme Kleine. Vielleicht hatte er keine Geschwister oder er wurde zu früh getrennt. Man weiß es nicht. Und die Menschen, mit denen er früher zu tun hatte, haben wohl auch nicht viel mit ihm gespielt, auch wenn sie sonst offenbar sehr nett zu ihm waren. Der große freundliche Mann ermutigt den kleinen freundlichen Hund natürlich zum Spielen und die beiden haben zusammen etwas entwickelt, was zum Teil wie ein Ringkampf und zum anderen Teil wie Zwergenweitwurf aussieht. Der kleine freundliche Hund quietscht dabei vor Freude und kommt immer wieder an. Noch eine Runde, nur noch einmal, bitte bitte!
Diese Art Spiel ist es nicht, die Fritte meint, glaube ich. Ihm gefällt es zum Beispiel supergut, wenn der kleine freundliche Hund mit dem Schwanz wedelt und er, also Fritte, den Schwanz dann fangen darf. Der kleine freundliche Hund wedelt oft und gerne mit dem Schwanz und Fritte gerät jedes Mal quasi in Trance: Spielen, spielen!
Da Fritte heute morgen nicht mit mir zusammen nach Bremen gefahren ist (obwohl Leo das sehr begrüßt hätte), gibt es heute keine artübergreifenden Spiele. Nach dem Abendessen geht der kleine freundliche Hund Gassi mit dem großen freundlichen Mann und hält Ausschau nach Tieren, die er soooo gerne jagen würde, wenn er nicht an der Leine wäre. Im Gegensatz zu seinem Spieltrieb ist der Jagdtrieb nämlich bestens entwickelt und deswegen bleibt der Hund, vor allem jetzt im Frühjahr, wo die Vögel brüten und die kleinen Hasenkinder und Rehkitze ihre ersten Ausflüge unternehmen, natürlich an der Leine. Was ihn nicht davon abhält, nach vermeintlichen Beutetieren Ausschau zu halten.
Nächstes Wochenende ist ja Ostern, also ein langes Wochenende, da kommen der kleine freundliche Hund und der große freundliche Mann nach Hamburg. Fritte ist außer sich vor Freude, ich arbeite an meinem Einkaufszettel, damit wir genug zu essen haben, und Leo überlegt, sich für ein paar Tagen in einem garantiert hundefreien Wellnesshotel einzumieten. Falls das nicht klappen sollte, dann wird sie Ostern auf der Schlafzimmerfensterbank in der Sonne verbringen und endlich mal wieder ein gutes Buch lesen, sagt sie. So weit alles klar.
Gleich kommen der kleine freundliche Hund und der große freundliche Mann von ihrem Spaziergang zurück und dann müssen wir mal am Abendessen für Menschen arbeiten. Bei Lieferando bietet die Pizzeria am Ende der Straße immer noch 2 Pizzen Margherita zum Preis von 1 Pizza Margherita an. Wahrscheinlich bestellen wir also 4 Pizzen Margherita und 1 Salat und wenn die Lieferung dann kommt, ruft der große freundliche Mann nach hinten in die Wohnung: „Jungs, das Essen ist da!“, und der kleine freundliche Hund und ich machen Hintergrundgemurmel, damit der Bote nicht merkt, dass wir nur zwei Menschen und ein kleiner Hund sind, die sich gleich über ziemlich viel Essen hermachen. Und dann muss ich mit ziemlich vollem Magen zurück nach Hamburg. Die Bahn-App hat mich schon darüber informiert, dass mein Zug nur bis Hamburg-Harburg fährt und dass es ihr vollkommen wurscht ist, wie ich von da aus nach Hause komme. Juhu. Aber sonst ist das Wochenende prima, wirklich!
Happy anniversary!
Mr. Sean strahlt das Geschriebene, finde ich, wirklich auf den Fotos aus.
Ein glücklicher, zufriedener Bursche.
Liebe Grüsse und noch schönen Sonntag, Martina