Schönes Wetter? Wirklich?

Reden wir vom Wetter: Heute, am Samstag, soll es in Hamburg über 30 Grad heiß werden. Jetzt, am frühen Nachmittag, zeigt das Thermometer bereits 28 Grad an. Gestern war es lange nicht so heiß und auch morgen wird es weniger heiß sein: Regen und maximal 21 Grad sind angekündigt.

Es ist nicht das erste Mal in diesem Frühjahr, dass das Wetter sich so schnell verändert. Die letzten Monate waren geprägt von heftigen Temperaturschwankungen, wobei die Durchschnittstemperatur mit 9,8 Grad sogar 2,1 Grad über dem langjährigen Mittel lag. Gleichzeitig hat es so wenig Niederschlag wie selten gegeben, wobei sich da der Vergleich mit den Vorjahren gar nicht so dramatisch anhört: 96 Liter pro Quadratmeter im Vergleich zum Mittelwert von 186 Litern Quadratmeter. Dass es in Norddeutschland wirklich wochen- oder gar monatelang überhaupt nicht geregnet hat, kann man da nicht unbedingt rauslesen. Wohl aber aus den Preisen für Gemüse und Obst aus der Region.

Und draußen laufen Menschen aller Art herum, die jetzt stolz ihre blassen Beine und nackten Bäuche in die Sonne halten und auf Nachfrage etwas von „endlich mal schönes Wetter“ murmeln.

Ja, ich freue mich – außer es steht gerade der Hamburger Hafengeburtstag oder irgendeine andere nervige Groß- und Draußenveranstaltung an – auch über Sonnenschein und blauen Himmel, aber reden wir mal kurz nicht vom Wetter, sondern vom Klima, okay? Wetter bezieht sich bekanntlich auf die kurzfristigen, täglichen atmosphärischen Bedingungen an einem bestimmten Ort, während Klima die langfristigen Durchschnittswerte dieser Bedingungen über einen längeren Zeitraum, typischerweise 30 Jahre oder mehr, beschreibt.

Die offizielle Referenzperiode, um zum Beispiel unser diesjähriges Frühjahr zu vergleichen und einzuordnen, geht von 1961 bis 1990, obwohl auch die darauffolgende 30-Jahres-Periode 1991 bis 2020 inzwischen abgeschlossen ist. Wenn man diese beiden Perioden vergleicht, sieht man schon sehr deutliche Entwicklungen die in der relativ kurzen Zeit von 2021 bis 2025 noch sehr viel offensichtlicher werden.

Nicht nur wird es hierzulande grundsätzlich wärmer und trockener. Nein, diese Entwicklung beschleunigt sich auch noch rasant. Dass das Klima sich wandelt, ist mittlerweile wohl unumstritten. Nicht ganz einig sind sich die weltweiten Expert*innen nur bei den Fragen der Geschwindigkeit und einer eventuellen Unumkehrbarkeit (oder zumindest Aufhaltbarkeit).

Über die Auswirkungen des Klimawandels wissen wir, sofern wir das wollen, schon ziemlich viel. Wenn ich Ihnen also ein paar Schlagworte wie

  • Erderwärmung
  • Ökosystem
  • Atmosphärische Zirkulation
  • Treibhauseffekt
  • Häufung von Extremwetterlagen
  • Kohlendioxid-Ausstoß
  • Flächenversiegelung
  • Abschmelzende Polkappen und Gletscher
  • Ansteigen des Meerespiegels
  • Ozonloch
  • Niederschlagsumverteilung
  • Verhungernder Eisbär auf schmelzender Eisscholle
  • Verschiebung von Vegetationszonen

hinwerfe, können Sie daraus mit Sicherheit genauso gut ganze Sätze bilden wie ich. Auch ohne profunde naturwissenschaftliche Kenntnisse erfassen wir die Zusammenhänge gut genug, um zu verstehen, dass es den Klimawandel gibt, ob wir das nun wissen wollen oder nicht. Ebenso klar liegt auf der Hand, dass es höchste Zeit ist, wirksame Gegenmaßnahmen einzuleiten, sofern es uns nicht vollkommen schnuppe ist, wie es in zehn, zwanzig oder fünfzig Jahren auf unserem Planeten aussieht. Die notwenigen Gegenmaßnahmen haben, wenig überraschend, alle damit zu tun, dass der Mensch an sich endlich aufhören sollte, sich als Krone der Schöpfung wahrzunehmen und entsprechend rücksichtslos mit seiner Umwelt umzugehen. Wenn der Planet Erde gefragt würde, was den Menschen ausmacht, wäre vielleicht die Bezeichnung „Krone der Erschöpfung“ passend. Also, aus Sicht des Planeten.

Wo waren wir? Ach ja, beim Wetter. „Schön“ sonnig heute und ganz „schön“ heiß, nicht wahr? Da trocknet die Bettwäsche auf dem Balkon im Laufe eines Nachmittags. Und später werde ich ein Eis essen, ein kleines. Schließlich soll man ja auch das Beste aus der aktuellen Situation machen, oder? Das ist nicht dasselbe wie den Klimawandel nicht wahrhaben wollen oder sich nicht drum scheren. Zumindest hoffe ich das.

 

Die im Text genannten Zahlen habe ich nicht selbst ermittelt, sondern auf der Website des Deutschen Wetterdienstes www.dwd.de gefunden. Dort finden sich viele sehr interessante und gut aufbereitete Informationen zum Themenkomplex Wetter und Klima.

 

 

 

2 Kommentare

  1. ~Hier~ freuten sich Leute über einen vergangenen Winter, der nahezu ohne Schnee vorüber ging… (= eine riesige Menge an fehlendem (Schmelz-)Wasser) und regen sich jetzt auf, wenn zum Wassersparen aufgefordert wird… – kein Nachdenken, kein Erfassen von Zusammenhängen, es macht mich nur noch sprachlos.

  2. ~Hier~ freuten sich Leute über einen vergangenen Winter, der nahezu ohne Schnee vorüber ging… (= eine riesige Menge an fehlendem (Schmelz-)Wasser) und regen sich jetzt auf, wenn zum Wassersparen aufgefordert wird… – kein Nachdenken, kein Erfassen von Zusammenhängen, es macht mich nur noch sprachlos.

    Trotzdem, habt einen gemütlichen Sonntag.
    Viele Grüsse!
    Und wie lieb sind bitte Euere Vierbeiner miteinander?

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