Was man mit einem blauen Fleck so machen kann.

„Was ist das denn?“, fragte Fridthjofr Fridthjofsson entsetzt. „So einen großen blauen Fleck habe ich ja noch nie gesehen. Hat der eine eigene Postleitzahl?“

„Geh weg!“, erwiderte die dicke freundliche Frau leicht genervt. „Ich habe auch noch nie einen so großen blauen Fleck gesehen und ich wünschte, ich müsste diesen ebenfalls nicht sehen.“

„Ist irgendwo darunter noch etwas von deinem Knie übrig?“, fragte Frl. Leonie Mau mit mitfühlender Stimme. „Oder sieht es nur so aus, als wäre alles zwischen deinem Fuß und deiner Leistengegend Matsch?“

„Danke, Leo, vielen Dank“, murmelte die dicke freundliche Frau. „Ich denke schon, dass das Knie da noch irgendwo ist, aber genau wissen kann ich das wegen der starken Schwellung leider nicht.“

„Man könnte ihn als Landebahn benutzen“, schlug Fritte fröhlich vor, „ich denke er hat genug Fläche für mittlere Passagierflugzeuge.“

Die dicke freundliche Frau warf Fritte einen Blick zu, der diesem das Blut in den Adern hätte gefrieren lassen, wenn er nicht so überaus amüsiert gewesen wäre.“

„Und dir ist wirklich ein Bus aufs Knie gefallen?“, fragte Leo ungläubig? „So ein richtig großer, mit Gelenk und allem?“

„Unsinn!“, widersprach ihr die dicke freundliche Frau. „Ich bin im Bus gefallen. Auf die Schnauze und aufs Knie. Zum Glück ist aber nur das Knie blau und nicht mein Gesicht.“

„Stimmt natürlich“, sagte Fritte. „So ein blauer Fleck in der Größe von Island im Gesicht wäre sicherlich etwas abschreckend. Wobei dich natürlich nichts entstellen kann!“

„Hoffentlich heilt das bald ab“, sagte Leo. „Das tut ja sicherlich auch weh. Oder??“

„Klar tut es weh“, erwiderte die dicke freundliche Frau, während sie Frittes Versuch, eine Kralle in ihr geschwollenes Knie zu stecken, abwehrte. „Aber ein paar Tage kann das Knie ruhig noch blau bleiben, denn am Mittwoch habe ich einen Termin beim Orthopäden. Der wird mein Knie bestimmt behalten und ausstopfen wollen. Und ich werde ihm erzählen, dass der blaue Fleck von der Spritze mit Kortison und Hyaluron, die er mir vor drei Wochen gegeben hat, kommt.“

„Das ist raffiniert!“, sagte Leo und Fritte wie aus einem Mund.

Leo fuhr fort: „Vielleicht zahlt er dir dann Schmerzensgeld.“

Und Fritte schloss sich an: „Oder er gibt dir noch so eine tolle Spritze für umme.“

„Vielen Dank“, sagte die dicke freundliche Frau. „Aber auf die Art Igel-Leistung kann ich verzichten, glaube ich. Ich bleibe lieber bei der schönen natürlichen Kytta-Salbe, die mir der große freundliche Mann mitgebracht hat.“

„Och nööööööööööööö!“ Wieder beide Tiere gleichzeitig. „Die stinkt immer so.“

„Kannst du nicht lieber Schmerztabletten nehmen?“, fragte Leo.

„Sowieso“, sagte die dicke freundliche Frau. „Es tut nämlich noch ganz schön dolle weh. Und ich komme nicht in meine Kompressionsstrümpfe, was auch echt blöd ist.“

„Dann müsstest du eigentlich den ganzen Tag im Bett bleiben“, stellte Leo fest.

„Das wäre schön“, stimmte ihr die dicke freundliche Frau zu. „Aber spätestens am Montag muss ich das Bett verlassen und zur Arbeit, denn da fängt meine neue Trauergruppe an. Die kann ich nicht vom Bett aus moderieren.“

„Hm“, sagte Leo. Aber danach kommst du bitte sofort nach Hause und legst die Füße hoch.“

„Genau“, sagte Fritte, „damit die letzte Maschine aus Bukarest noch vor der Nachtflugsperre auf deinem blauen Fleck landen kann.“

„Aus Bukarest?“, fragte die dicke freundliche Frau misstrauisch. „Fliegst du etwa wieder deine Verwandten ein?“

„Klar“, erwiderte Fritte fröhlich. „Dieses Mal sind es noch mehr Enkel und Urenkel als beim letzten Mal. Etwa 5.347 Kätzchen. Für die wirst du doch wohl ein schönes Zuhause finden, oder?“

„Bestimmt“, bestätigte die dicke freundliche Frau. „Und notfalls bauen wir ein Containerdorf auf meinem blauen Fleck. Da können sie sich dann gemütlich ausbreiten und auf ihre Adoption warten.“

„Sehr gut“, gab Fritte zurück. „Ich sehe, du hast einen Plan. Ausgezeichnet. So machen wir es. Können wir jetzt essen? Ich habe Hunger.“

„Können wir auf dem blauen Fleck picknicken?“, fragte Leo. „Das wäre doch mal etwas anderes.“

„Gerne“, stimmte die dicke freundliche Frau mit schwacher Stimme zu. „Aber ohne Grillen. Dabei riecht es immer so nach verbrannten Haaren.“

„Na gut“, sagte Fritte konziliant, „ohne Grill, aber mit Schokoladenfondue.“

„Ich hole schon mal die Marshmallows!“, rief Leo begeistert. „Und dann geht es los.“

4 Kommentare

  1. Liebe Bettina, ich wünsche Dir von Herzen gute Besserung und ein baldiges Nachlassen der Schmerzen! Alles Liebe und Gute für Euch alle und viele Grüsse, Martina

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