Weltkatertag

„Frauentag, Frauentag …“, wiederholte Frittor Frittiladze verwirrt. „Habe ich noch nie von gehört. Gibt es in Rumänien vielleicht gar nicht. Also, wozu ist dieser Frauentag gut?“

„Oh Mann“, stöhnte Frl. Leonie Mau, „bei dir muss man ja ganz von vorne anfangen. Es geht um Gleichberechtigung und gleiche Bezahlung. Und früher mal um das Wahlrecht für Frauen. Den Weltfrauentag, den internationalen Weltfrauentag, gibt es nämlich schon ganz lange. Über 100 Jahre.“

„Hundert Jahre?“, staunte Fritte. „War das vor Weihnachten?“

„Vor Weihnachten und vor dem 1. Weltkrieg“, bestätigte Leo, „und der ist schon verdammt lange her. Ebenso wie der 2. Weltkrieg, an den sich offenbar auch kaum noch jemand erinnert.

„Und der 3. Weltkrieg?“, fragte Fritte gespannt.

„Der kommt erst noch!“, erklärte Leo mit Emphase. „Möglicherweise, wenn es so weitergeht auf der Welt, dann werden wir ihn noch erleben.“

„Ui!“, machte Fritte unwillkürlich. „Und was passiert dann mit dem Frauentag?“

„Gute Frage!“, fand Leo. „Vermutlich wird er vorübergehend an Bedeutung verlieren, weil Frauen ja doch eher praktisch veranlagt sind und sich rechtzeitig daran erinnern, dass vollständige Gleichberechtigung vielleicht auch bedeutet, dass Frauen Soldatinnen werden und beim Krieg mitmachen müssen.“

„Und das wollen sie nicht?“

„Natürlich nicht. Sie sind ja nicht blöd. Die Männer wollen auch nicht, aber das nützt ihnen vermutlich nichts. Die müssen dann beim Krieg mitmachen.“

„Kann ich auch mitmachen?“, fragte Fritte. „Ich bin doch ein Mann!“

„Ein Mann ohne Zähne und ohne Eier.“

„Wer braucht denn schon Zähne, wenn er Krallen hat. Und Eier… was denn für Eier?“

Leo grinste ihn mitleidig an. „Kannst du dich nicht erinnern? Eier, Bällchen, Kronjuwelen? Die haben sie dir geklaut, beim Tierarzt, während du geschlafen hast.“

„Daran kann ich mich nicht erinnern.“

„Das war der Sinn der Sache mit dem Schlafen.“

„Und ohne Eier kann ich nicht in den Krieg? Kann ich nicht bei Edeka welche kaufen?“

Leo hatte etwas Mühe, ihre inneren Bilder, die zeigten, wie Fritte mit einem Sechserpack Bio-Eier an der Front auftauchte, zu verscheuchen. „Klar kannst du bei Edeka Eier kaufen. Aber damit sie zu kriegstauglichen Waffen werden, musst du sie erst eine Weile aufbewahren. Nicht im Kühlschrank, dann dauert die Umwandlung länger.“

„Was du alles weißt“, staunte Fritte. „Ich glaube, in Rumänien gibt es gar keine Eier. Oder kein Edeka.“

„Wenn du mehr Nachrichten und weniger Spielshows gucken würdest, wärest du auch schlauer“, sagte Leo. „Aber du kannst mir einfach glauben, wenn ich sage: Du willst keinen Krieg. Und schon gar nicht dabei mitmachen. Im Krieg gibt es keine gemütlichen Bettchen in jedem Zimmer und keine Leckerlis, sondern nur schlimme Sachen wie Angst und Tod und Flucht und Verzweiflung.“

„Okay, dann eben nicht“, befand Fritte. „Dann wollen wir doch lieber keinen 3. Weltkrieg. Stattdessen können wir ja zusätzlich zum Weltfrauentag einen Weltkatertag einführen. Und an dem gibt es dann in jedem Zimmer zwei gemütliche Bettchen und doppelt so viele Leckerlis.“

„Das hört sich gar nicht so schlecht an“, gab Leo zu. „Und wann soll der Weltkatertag stattfinden?“

„Vielleicht morgen?“, fragte Fritte. „Oder hast du da schon was anderes vor?“

„Morgen würde es gehen“, sagte Leo nach einem Blick in ihren Kalender (den sie immer in ihrer Bauchtasche mit sich führte). „Lass es uns schnell ins Internet schreiben, damit alle Bescheid wissen: Morgen ist Weltkatertag! Leckerlis für alle und doppelte Portionen zum Abendessen.“

„Und gemütliche Bettchen nicht nur in jedem Zimmer, sondern auch im Flur und auf dem Balkon.“

„Sehr gut.“

„Und ich bin König Frittbert der Erste und Einzige.“

 

„Klar doch.“

„Und du bist meine Untertanin.“

„Ganz sicher nicht.“

„Aber es ist doch Weltkatertag!“

„Erst morgen. Und mir fällt gerade ein, dass ich da doch etwas anderes vorhabe.“

„Das denkst du dir doch aus!“

„Quatsch. Seit wann denke ich mir was aus?“

Leo wandte sich hoheitsvoll ab, legte sich auf ihr Kissen neben dem Kopfkissen der dicken freundlichen Frau und schloss die Augen. „Du machst das schon, Fritte. Aber du musst heute früh ins Bett, damit du morgen auch ausgeschlafen bist an deinem großen Tag.“

„Das stimmt“, erwiderte Fritte und kuschelte sich in die rote Kuscheldecke am Fußende des Bettes. „Ich muss sofort ins Bett. Gute Nacht, Leo.“

„Gute Nacht, Fritte, alter Weltkater.“

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