Fräulein Leo und ihre Freunde

Vor zwei Tagen hat die Leo dem Fritti zum ersten Mal an den Hintern gefasst. Abends, im Bett, sie lag schon gemütlich neben meinem Kopfkissen und Fritti kam mit einem riesigen Satz angesprungen und kurz vor ihr zum Stehen. Drehte sofort bei, weil er ja in den vergangenen drei Monaten gelernt hat, dass Leo erstens keine hektischen Bewegungen, zweitens kein Eindringen in ihre Privatsphäre und drittens nicht erstens und zweitens in Kombi leiden kann. War schon fast wieder weg, da streckte die Leo den haarigen Arm aus und griff ihm an den ebenso haarigen Hintern.

Fritte hätte nicht überraschter aussehen können (ich auch nicht). Als Folge seiner Überraschung ließ er sich, wie es so seine Art ist, wenn er es sich gemütlich macht, einfach fallen und schlief ein. Hintern an Hintern mit Fräulein Leo. Leo zog ihren haarigen Arm langsam und lasziv zurück, rollte sich zusammen und schloss ebenfalls die Augen. Und so lagen wir dann zu dritt auf einem Quadratmeter, die ganze Nacht lang.

Bestimmt bedeutet diese Art des gelegentlichen friedvollen Miteinanders nicht, dass die Fritte und das Fräulein sich nie mehr streiten werden, aber ich wage zu behaupten, dass die Vergesellschaftung gelungen und mehr oder weniger abgeschlossen ist.

Das ist gut, denn es steht in nicht allzu ferner Zukunft eine weitere Vergesellschaftung an, natürlich mit dem neuerdings in Bremen-Oberneuland ansässigen Halbdackel, der bei dem großen freundlichen Mann eingezogen ist. Vor zwei Wochen erst, aber er hat sich bereits jetzt so gut eingelebt und ist dermaßen freundlich und umgänglich, dass er vielleicht schon in den nächsten Wochen einen ersten Antrittsbesuch in Hamburg machen wird.

Der große freundliche Mann und der Halbdackel sind nämlich wirklich schon ein eingespieltes Team. Sie leben gemütlich zusammen in ihrer Wohnung und auf ihrem Sofa, gehen völlig entspannt miteinander spazieren, momentelang sogar schon unangeleint, und alles ist easy. Begegnungen mit anderen Hunden sind entspannt – der Halbdackel ist ein bisschen schüchtern, hatte vielleicht in seinem früheren Leben nicht allzu viele Hundekontakte, aber er vertraut darauf, dass der große freundliche Mann ihn beschützt. Und so hat er sich nun schon mit einigen Hunden aus der Nachbarschaft angefreundet. Mit dem Blindenhund aus dem ersten Stock hat er sogar schon Telefonnummern ausgetauscht und die beiden haben sich gegenseitig besucht, um nicht alleine zu Hause bleiben zu müssen, wenn ihre Menschen mal kurz wegmüssen.

Alleine bleiben mag der Halbdackel nämlich noch nicht, das muss er üben. Und so geht der große freundliche Mann im Laufe des Tages immer mal kurz raus vor die Tür, nicht um eine zu rauchen, sondern um kurz zu lauschen, ob drinnen alles ruhig bleibt. Das fängt man mit ganz kurzen Zeitspannen an und steigert die Dauer der Alleinbleibephasen sehr langsam. Bis der Halbdackel mal entspannt zu Hause bleibt, geht er bei Bedarf seine Hundekumpels besuchen.

Der große freundliche Mann ist doch tatsächlich ein wenig überrascht darüber, wie viel angenehmer die Kontakte mit Nachbar*innen und Hundehalter*innen der Umgebung geworden sind, seit er einen kleinen, flauschigen, grinsenden Hund mit sich führt, den man einfach knuffig finden muss. Ganz so hatte er das nicht erwartet. Aber er kann sich vor Gesprächs- und Unterstützungsangeboten gar nicht retten.

Das ist ziemlich nett und auch sehr praktisch: Eine der Nachbarinnen, die den Halbdackel zu sich und ihrem Hund nach Hause eingeladen hat, wenn der große freundliche Mann mal ohne Hund irgendwohin muss, hat nämlich nicht nur einen netten Hund, sondern auch eine Katze. Das heißt, der große freundliche Mann kann mal testen, wieder der Halbdackel grundsätzlich auf Katzen reagiert. Denn bisher war er wohl noch nicht in Wohnungen, in denen Katzen wohnten.

Wenn diese Begegnung gut verläuft, womit wir alle rechnen – die Bremer Katze ist ja hundeerfahren – dann darf der Halbdackel demnächst mit nach Hamburg kommen und die Fritte und das Fräulein treffen. Von beiden weiß ich ja auch noch nicht, ob sie Hunde schon kennen und wie sie Hunde so finden. Sehr spannend, aber ich bin zuversichtlich: Leo ist ja grundsätzlich sehr entspannt und nicht daran interessiert, die Weltherrschaft zu übernehmen oder ihre Ressourcen zu verteidigen. Und Fritte freut sich über alles, was unterhaltsam ist. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass er Lust hat, mit dem Halbdackel zu spielen.

Für alle Fälle habe ich von der Katzenvergesellschaftung noch ein Gitter, mit dem ich die Schlafzimmertür hundesicher versperren kann, während Katzen durch ihre eigene kleine Gittertür hindurchgehen können. Aber eigentlich glaube ich nicht, dass wir dieses Gitter längerfristig brauchen werden. Andererseits würde ich quasi alles tun, um Leo jede Art von Stress zu ersparen. Sie ist so lieb und beschwert sich nie, aber die letzten Wochen und Monate waren für sie wahrlich nicht einfach. Bis sie sich jetzt traut, dem Fritte an den Hintern zu fassen, hat es ja doch ein bisschen gedauert. Mal sehen, wie lange sie braucht, um dem Halbdackel an den Hintern zu fassen. Falls sie den Hintern vor lauter Plüsch überhaupt findet. Der Halbdackel ist wirklich sehr haarig. Aber Leo schafft das schon. Sie ist schließlich eine gestandene Katze in den besten Jahren, die gerade einen rumänischen Straßengangster erzogen hat. Da wird sie sich von einem polnischen Halbdackel ganz sicher nicht ärgern lassen.

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