Wir fahren einen Hund angucken. Wir fahren einen Hund angucken. Wir fahren einen Hund angucken.
Ich bin aufgeregt. Der große freundliche Mann auch, wobei er sich das nicht so anmerken lässt. Dabei soll es ja sein Hund werden, was ja durchaus ein Grund ist, aufgeregt zu sein. Aber wer weiß, ob es dieser Hund wird? Die anderen drei bis vier, die er sich schon angeschaut hat, die waren es nicht. Was die Chancen für den Hund, den wir heute angucken, ja deutlich erhöht, nicht wahr?
Tierschutzhunde aus dem Ausland, die schon in Pflegestellen in Deutschland und halbwegs in der Nähe von Bremen oder Hamburg liegen, zu besuchen… das klingt ja zunächst mal nicht so schwierig. Und es gibt unglaublich viele Tierschutzhunde aus dem Ausland, die in Pflegestellen in Norddeutschland auf Besuch und eine möglicherweise daraus resultierende Adoption warten – und eine schier unendliche Menge von Hunden, die im Ausland darauf warten, in die deutschen Pflegestellen nachrücken zu können, sobald dort wieder ein Platz frei wird, weil ein anderer Hund das Glück hatte, vermittelt zu werden. Trotzdem ist das alles gar nicht so einfach.
Das Suchen nach geeigneten Hunden in der Umgebung im Internet funktioniert mittlerweile ganz gut. Es gibt ein paar große Portale, bei denen die meisten der mit Auslandstierschutz befassten kleinen und größeren Tierschutzinitiativen ihre Tiere ebenfalls einstellen. In dem meines Wissens größten Portal, www.tiervermittlung.de, findet sich auf der Startseite eine Statistik, die besagt, dass momentan dort knapp 34.000 Hundeprofile zu finden sind. Ebenso informiert sie darüber, dass im Jahr 2023 bisher etwas über 30.000 der dort eingestellten Hunde vermittelt werden konnten.
34.000 Hunde! Wahnsinn. Zum Glück kann man mit der erweiterten Suchfunktion die Suche etwas begrenzen. Im Falle des großen freundlichen Mannes geht das so: Hund, Größe: über 50 cm, Rasse: egal, Geschlecht: egal, Alter: egal. Bei Eigenschaften kann man verschiedene Dinge auswählen, insgesamt zehn. Der große freundliche Mann klickt zwei davon an: „Anfängerhund“ und „mit Katzen verträglich“.
(Wo wir bei Lotti „mit Hunden verträglich“ anklicken müssen, ist noch nicht abschließend geklärt.)
Dann wird noch Land: Deutschland angeklickt, weil es ja ein Hund sein soll, der schon auf einer Pflegestelle in Deutschland ist – weil dann die Wahrscheinlichkeit, dass die Beschreibung im Profiltext auch was mit den tatsächlichen Eigenschaften des Hundes zu tun hat, größer ist.
Auf Suchen klicken, kurz warten, etwas Werbung wegklicken und: Noch 201 Profile sind übrig, die uns jetzt angezeigt werden. 201 von 34.000. Schon ein Unterschied, aber trotzdem noch ziemlich viele Hunde. Die 201 Profile reduzieren sich auf maximal 50, wenn man alles entfernt, was weiter als 200 Kilometer von Bremen entfernt ist (einige Hunde, die uns angezeigt wurden, sind auch noch gar nicht in Deutschland, wurden aber anscheinend unter ihrer „Vereins-Adresse“ angemeldet). Wenn wir dann die ganz jungen und die ganz alten Hunde auch noch weglassen und uns daran erinnern, dass der große freundliche Mann lieber einen Rüden (natürlich kastriert) als eine Hündin (natürlich ebenfalls kastriert) möchte, dann bleiben noch ungefähr 17 Profile übrig.
Von diesen 17 Hunden hat der große freundliche Mann zwei bereits gesehen und aussortiert und mit zehn weiteren bzw. den vermittelnden Personen hat er Kontakt bzw. Kontakt gehabt (bei einigen wurde ihm bei der ersten Anfrage sofort mitgeteilt, dass es sich hier nicht um einen Anfängerhund handele – warum das dann wohl im Profil steht?). Drei hat er angeschrieben, ohne überhaupt mit einer Antwort beehrt zu werden und zwei der Tiere haben eine Gehbehinderung, was dem Wunsch des großen freundlichen Mannes, dass der Hund ihn beim Joggen begleitet, widersprechen würde.
Damit wären wir auch schon wieder am Ende der Liste. Der Hund, wen wir morgen anschauen, steht nicht drauf. Er ist zwar auch bei Tiervermittlung.de gelistet, allerdings nicht als Anfängerhund. Trotzdem wurde er dem großen freundlichen Mann explizit empfohlen, und zwar von der Frau, die ihn gerade betreut und auch schon gut kennt. Mit ihr hat der große freundliche Mann mehrfach telefoniert und geschrieben und nun sind wir sehr gespannt, ob das mit dem großen freundlichen Hund, der kein Anfängerhund, aber trotzdem sehr süß und sehr unkompliziert sein soll, wohl passen wird.
Wir werden es herausfinden. Es ist alles sehr aufregend. Sehr sehr aufregend.
Wir fahren einen Hund angucken. Wir fahren einen Hund angucken. Wir fahren einen Hund angucken.
Yeehah!! Ich freue mich für Euch, insbesondere für den großen freundlichen Mann und den Hund, der es dann werden wird!
Ich freue mich darüber, dass ein Tierschutzhund aus dem Ausland ein neues schönes Zuhause bekommen soll.
Und darüber, dass deswegen hier ein bisschen Werbung für den Auslandstierschutz gemacht wird.
#adoptdontshop
Ich drück die Daumen, dass es bei einem der Hunde passt!
(Aber warum eine Mindestgrösse von 50cm ?)
Nun ja, der große freundliche Mann ist fast zwei Meter groß und wünscht sich, dass der Hund ihn beim Joggen begleitet. (Außerdem hat er sich als Jugendlicher von seiner Mutter einen Hund gewünscht und einen Zwergdackel bekommen, was durchaus Spuren in seiner hochaufgeschossenen Teenagerseele hinterließ..).
Man muss einfach hartnäckig bleiben! Die Suche kann auch auf Katzen übertragen werden: Als ich nach Jahrzehnten wieder katzenlos war, habe ich (natürlich) erstmal das örtliche Tierheim, dann die im Umkreis und schließlich die in ganz NRW (Webseiten!) abgegrast. Einzige Voraussetzung: Einzelkater, mit gesichertem Freigang zufrieden, bis 5 Jahre alt. Optik egal. Ich fand NICHTS! Nicht einen einzigen Kater! Es gibt die eine Hälfte der Tierheime, die grundsätzlich nur Tiere in den Freigang vermitteln, die schon genau wissen, das sich 12 Wochen alte Katzen ‚darüber freuen‘. Da werden zwingend Katzenklappen nach draußen gewünscht – wenn nicht vorhanden, dann doch bitte einbauen. Vermieter werden begeistert sein.
Die andere Hälte vermittelt keine Katzen in Einzelhaltung. Also grundsätzlich nicht. Entweder man nimmt zwei Katzen, oder hat eine verträgliche zuhause.
Da liest man dann von der Katze, die zum zweiten Mal zurück ins TH musste, weil die Zusammenführung nicht geklappt hat. Aber bitte! Keine Einzelhaltung!
Pepe fand ich dann bei der Pfötchenhilfe. Er war noch in einem kleinen spanischen Shelter. Sein Profil passte genau zu meinen Wünschen. Ich musste dann einen Bewerbungsbogen ausfüllen, als der durchgewinkt war, kam eine Dame zu mir nach Hause und besichtigte mein Umfeld. Im Gespräch outete sie sich als Psychologin, die ehrenamtlich diese Besuche machte. Ja! Ich wurde abgesegnet und Pepe bekam sein Ausreiseticket.
Was ich eigentlich sagen wollte: Die Betreuer im spanischen Shelter hatten Pepe gut beobachtet genau richtigt eingeschätzt: Er hasst andere Katzen, er hat keinerlei Interesse an Freigang und liebt Menschen über alles.
Der große freundliche Mann soll sich bitte nicht entmutigen lassen. Irgendwo wartet der Traumhund!
Es bleibt spannend und gespannt bleiben
Annette und Pepe