Gastbeitrag von @esistok: Ein Hundeleben

Mein Leben lang hatte ich ja Katzen. Na gut, mit 10 Jahren habe ich einen Hund, einen Zwerglanghaardackel, von meiner Mutter zu Weihnachten geschenkt bekommen. Ein paar Wochen später sagte mir eben diese Mutter, dass ich ins Internat komme – was in mir den Verdacht nährte, dass der Hund gar nicht wirklich meiner war, sondern eher ein Geschenk meiner Mutter an sich selbst war.

Danach, sobald ich alleine wohnte (sofort nach dem Abi), Katzen. Das war zuerst ein Ringen um gutes Zusammenleben, aber es wurde. Ich hatte mit unterschiedlichen Partnerinnen mehrere Populationen Wohnungskatzen. Mal 2 Tiere, mal 4, einmal 5. Im 4ten Stock ohne Balkon bot es sich an, Wohnungskatzen zu halten. Das hat sehr gut funktioniert und alle schienen sich wohlzufühlen.

Die letzten beiden waren Jette und Jehan. Die hab ich ja erst mit 11 Jahren bekommen und wir waren 7 Jahre zusammen, bis sich die beiden dieses Jahr verabschiedet haben und nun das weitere Geschehen von einer Wolke aus beobachten.

Und ich hatte das Gefühl, dass ich wieder ein Tier möchte. Und zwar einen Hund. Echt jetzt? Ich bin 61 Jahre alt und habe keine Erfahrung mit Hunden. Aber… ein Hund! Ja, das möchte ich. Ich wohne ja am Stadtrand von Bremen, direkt an einem Park, der Höpkens Ruh heißt und wiederum an die niedersächsischen Wümmewiesen grenzt. Da laufe ich gerne und sehe Rehe, Kühe, Pferde, Störche – wenn die nicht verreist sind -, Kraniche, ziemlich große Hasen, neulich sogar einen Otter. Ideal für ein Herrchen mit Hund, finde ich.

Da ich mit über 1.90 relativ groß bin, darf es auch ein großer Hund sein.

Wie mache ich das denn? Das Internet hilft! Hier am Stadtrand von Bremen wohnen Menschen wie ich, aber auch überdurchschnittlich viele Leute mit viel Knete. Das äußert sich in Häusern mit Säulen neben der Eingangstür, Porsches und reinrassigen Rassehunden. Das finde ich alles sehr langweilig – ich möchte keinen Hund, der einen Stammbaum hat; ich finde, das Leben, so wie ich es kenne, funktioniert anders. Also möchte ich einen Hund aus dem Tierschutz.

Und groß.

Da werde ich bestimmt fündig. Gleich mal bei Tiervermittlung.de schauen. Dort werden sehr viele Hunde angeboten, Tiere, die viel hinter sich haben, aus Rumänien, Kreta, der Ukraine – egal, schlimme Zustände gibt es länderübergreifend.

Dann gleich mal ein Tier aussuchen und mittels Link die vermittelnde Stelle anschreiben. Das sind in der Regel Vereine, die den Kontakt zu den Hunden haben. Entweder im Ursprungsland oder, falls die Tiere es schon nach Deutschland geschafft haben, zu einer Pflegestelle hier.

Beim ersten Anschreiben direkt an die Pflegestelle tat sich erstmal nichts. Nacht 4 Tagen dann die lapidare Absage, dass das Tier nun auf der Pflegestelle bleibt, dauerhaft. Schön für den Hund! Beim nächsten Tier sollte ich erstmal eine Art Selbstauskunft ausfüllen. Ach, dachte ich, das sind aber detaillierte Fragen. Es ging um die Art meines Wohnens (Miete oder Eigentum?), den Garten (Haben Sie einen? Ist der umzäunt?), das Geld (Wissen Sie, dass ein Hund Kosten verursacht?) und und. Vieles von dem Gefragten macht Sinn, und deutet darauf hin, dass den Vereinen die Zukunft des Hundes sehr am Herzen liegt.

Es gibt auch Fragen, die ich als grenzwertig betrachte. Fragen nach Erkrankungen beispielsweise. In einem Gespräch mit der einer Pflegestelle wurde ich gefragt, ob ich eine psychische Erkrankung habe. Die habe ich, schon seit Langem, aber geht die Frau das etwas an? Ich habe dann zögerlich bejaht. Und schwupps zeigte mir die Reaktion, dass die Frau ihr Bild von meiner Erkrankung benutzte. Das kommt sehr oft vor – wie soll jemand, der keine Fachperson ist, eine solche Erkrankung beurteilen? Richtig, er hat seine Vorstellung von der Erkrankung und nimmt dies als Maßstab. In dem Fall war die Frau der Meinung, dass ängstliche Hunde für mich als an Depression erkrankten Adoptanten nicht in Frage kommen. Das nervt, weil es in einem 20minütigem Gespräch von einer Nicht-Fachperson kaum beurteilt werden kann, sondern mich als Betroffenen einfach runterzieht.

Naja. Andere Erlebnisse waren ein Tier, das ich beim Besuch nur aus der Ferne betrachten konnte, weil es nicht herankommen wollte – trotz der Bemühungen der Pflegemama. Ein Hund, der nur bellte, den ganzen Besuch durch („Das hat sie noch nie gemacht, und sie ist schon fast 2 Wochen bei mir.“).

Ich kriegte mit, dass Anfragen, die ich bei Tiervermittung.de gestellt hatte, bei dem betreffenden Verein nicht aufzufinden waren. Seitdem frage ich lieber direkt bei dem Verein an – aber auch das ist kein Garant für eine wie auch immer geartete Antwort. Manche Hunde, die bei Tiervermittung.de als Hunde geeignet für Anfänger gelistet sind, sind dann laut Verein eben keine Anfängerhunde.

Keine Antwort zu bekommen, wenn man sich schon halb in einen Hund verknallt hat, ist frustig. Es gibt noch Steigerungen, wenn ich dann anrufe, gefragt werde, ob ich einen Garten habe (ja, innerhalb der Wohnanlage, nicht eingezäunt). „Wie nicht eingezäunt? Dann sind Sie raus.“ Klick. Da verschlägt es mir ein wenig die Sprache.

Naja.

 

Aber es gibt auch viele andere Menschen, die sich der Vermittlung von Hunden aus dem Tierschutz verschrieben haben. Ehrenamtlich.

Da gibt es eine Frau aus dem Ruhrgebiet, die erfrischend Tacheles redet, weil sie Tiere eben vermitteln möchte („Watt jezz, kein eigener Garchten? Wenn ich nur an Leute mit eigenem Garchten vermitteln wollte, würden die Tiere ja alle auffer Insel bleiben.“).

Ich hab in Hannover eine engagierte Studentin besucht, die einen tollen Hund in Pflege hat und mir viele Tipps gegeben hat – das mit dem Hund passte letztlich leider nicht.

Bei Buchholz hab ich einen Hund kennenlernen dürfen, der wegen einer Pfotenfehlstellung dann doch nicht mit joggen gehen kann, sondern eher Waldboden benötigt – das Ganze fand mit einem sehr aktiven Kind unter leicht erschwerten Bedingungen statt.

Irgendwo hinter Wildeshausen leben sehr tolle Tiere in Zwingern. Ich besuche eines davon zusammen mit Frau @keinzahnkatzen und wir werden von dem Mann, der auf dem Hof arbeitet und 2 Frauen, von denen eine auch Hundetrainerin ist, empfangen. Die Trainerin hat den Hund, mit dem wir dann spazieren gehen, auch vorgeschlagen. Ich finde den toll, und jedesmal, wenn ich ihn besuche, kommt die andere Frau mit, die auch ehrenamtlich arbeitet – weniger um zu kontrollieren, als vielmehr auch die anderen Hunde aus dem Zwinger zu holen und mit ihnen zu laufen.

Der Verein wird auch einen „Vorbesuch“ bei mir zuhause machen, um zu schauen, ob meine Verhältnisse so sind wie in der Selbstauskunft angegeben. Auch das von einer ehrenamtlichen Person.

Ein Geschirr bekomme ich wohl auch noch, falls es denn klappt mit dem Hund.

Über diese Menschen, die so viel Engagement zeigen, freue ich mich sehr. Und auf den Hund erst!

 

3 Kommentare

  1. Hallo, falls es der auf den letzten Bildern ist, wünsche ich gutes Gelingen, der sieht wirklich toll aus.
    Ich drücke die Daumen!!

    1. heyo esistok, als erstes möchte ich sagen, dass ich es sehr bedaure, dass auch jette getz … abär dok mepp wird sich meppen <3 un dann wünsch ik dir mit dem wuffigen begLeiter alles erdenklich gute <9 dovbenari

  2. Verflixt, großer freundlicher Mann,
    da habe ich gerade den ‚ich suche einen Hund‘ – Bericht groß und breit kommentiert und sehe gerade erst, dass der Drops schon gelutscht ist und ein Traumhund sein Traumplätzchen bekommen hat!

    Aber ob Katze oder Hund…manchmal fragt man sich, ob die Tiere überhaupt vermittelt werden sollen.

    Grüße von der Katzenfront und viel Spaß mit dem Wuff
    Annette und Pepe

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