Kennen Sie dieses lustige Geräusch, das entsteht, wenn die Katze von innen von der Fensterscheibe abprallt, während draußen auf dem Sims eine kichernde Taube nicht im Geringsten erschrocken weiterhin ihren gurrenden und federnschwenkenden Tätigkeiten nachgeht? Und das beleidigte „Du hast das nicht gesehen“-Gesicht der Katze, die sich gerade ziemlich ärgert, dass sie zum neunhundertdreiundvierzigsten Mal auf diesen uralten Trick reingefallen ist? Nein? Ich auch nicht. Selbstverständlich nicht. Und das hat auch überhaupt gar nichts damit zu tun, dass besagte Katze gerade eine abgesägte Schrotflinte auf mich gerichtet hat und dass sich zwischen ihr und mir keine schützende Fensterscheibe befindet.
Der Frühling hat begonnen, juhu. Auf dem vorderen Balkon tummeln sich keine Tauben, zum Glück, aber die Stiefmütterchen sind eingezogen und winken fröhlich bunt. Und in der Küche wächst langsam ein Topf Katzengras heran, der auch bald nach draußen darf.
Lotti liebte ja Tauben, fast so sehr wie ihre Bequemlichkeit. Und sie hatte ein scharfes Auge, beobachtete vom Sofa in der Mitte des Wohnzimmers aus die flatternden Tauben auf Fenstersimsen auf der anderen Straßenseite. Und vom Sofa aus fing sie an zu keckern und die Tauben zu beschimpfen. Die waren natürlich nicht weiter beunruhigt, sofern sie Lotti überhaupt bemerkt hatten. Und ich weinte währenddessen fast vor unterdrücktem Lachen. Ach, Lotti. Niemals wäre sie aufgesprungen und gegen irgendwelche Fenster geknallt. Ihre Abenteuer fanden in ihrer Fantasie statt, da bin ich ganz sicher, und sie waren so gut erdacht, dass Lotti keinerlei Bedarf hatte, sie Realität werden zu lassen.
Ihren Nachfolger Fritty MacFrittface, der sich ja grundsätzlich auf alles stürzt, was sich bewegt, würde Lotti vermutlich mit milder Nachsicht, durchsetzt mit Verachtung, bedenken. Und wenn Fritte sich auf sie stürzen würde, müsste er mit kräftigen Backpfeifen rechnen (die ihn natürlich nicht weiter stören würden). Aber vielleicht ist es auch ganz gut, dass die beiden sich nie begegnet sind.
Auch der freundliche kleine Hund ist mit Fritte vermutlich besser dran als mit Lotti. Er wundert sich zwar gelegentlich über Frittes Aufdringlichkeit, aber im Großen und Ganzen sind die zwei wirklich gute Kumpels geworden und sehr süß zusammen. Und über die kleinen Anfälle von Irrsinn bei Fritte sieht der freundliche kleine Hund großzügig hinweg. Er ist wirklich sehr entspannt – außer natürlich, es geht um sein Abendessen oder ein Leckerli, da versteht er bei aller Coolness keinen Spaß.
Der kleine freundliche Hund und der große freundliche Mann waren gerade ein paar Tage bei uns in Hamburg und das war wirklich schön. Zum Essen gehen die drei Tiere in verschiedene Zimmer und die Türen dieser Zimmer werden erst wieder geöffnet, wenn alles aufgefuttert ist und die Schälchen in der Küchenspüle stehen. Ansonsten geht es sehr gemütlich zu. Vorletzte Nacht haben sogar Leo und der kleine freundliche Hund gleichzeitig mehrere Stunden bei mir im Bett gelegen, einer links und eine rechts von mir. Wobei Leo in solchen Momenten noch mit einem geöffneten Auge schläft und jederzeit bereit ist, in Deckung zu gehen. Was aber nicht nötig war, der kleine Hund ignoriert sie auf seine freundliche Art und ich habe Hoffnung, dass Leo sich doch noch an seine Anwesenheit gewöhnt. Was für sie sicherlich einfacher wären, wenn Fritte nicht in Gesellschaft seines Kumpels immer so aufdrehen würde. So hält sich Leo vornehm zurück – außer es geht ums Essen – und liest lieber ein gutes Buch als mit den beiden Kumpels abzuhängen.
Das wirklich Gute an einem Hund ist ja, dass er mit seinem Menschen übers Wochenende von Bremen nach Hamburg fährt, ohne dabei großen Stress zu erleiden. So können wir doch erheblich häufiger gemeinsame Wochenenden verbringen als zu der Zeit, als noch Jette und Jehan in Bremen warteten oder eben Lotti und Leo in Hamburg. Das ist jetzt so sehr viel einfacher geworden. Wobei der große freundliche Mann und der kleine freundliche Hund dann doch schon gestern nach Hause gefahren sind, obwohl wir ja noch einen Tag Wochenende gehabt hätten, weil er die Blumen auf seinem Balkon gießen musste. Gut, die beiden waren nun auch seit Mittwoch in Hamburg und natürlich brauchen die Blümchen Wasser. Aber. Und überhaupt: Können die Blumen denn nicht auch übers Wochenende nach Hamburg mitkommen? Oder kriegen die dann auch Stress?
Egal. Die Tage von Mittwoch bis Samstag waren auch sehr schön. Der Frühling ist ja jetzt da und es kommen Feiertage und lange Wochenenden und irgendwann auch ein Urlaub. Fritte freut sich schon auf seinen Kumpel und Leo hat sich ein paar gute Bücher bestellt, um sie im Strandkorb auf der Schlafzimmerfensterbank in Ruhe zu lesen. Alles gut soweit.
Alles gut soweit – das liest sich fein und möge es so weitergehen.
Und: da war doch glaube ich „etwas“ an einem Tag der vergangenen Woche?
Nachträglich alles, alles Liebe, Gute, bestmögliche Gesundheit und, dass Deine eigenen Wünsche sich erfüllen sollen!
Liebe Grüsse, Martina