Fifty Shades of Graue Haare – Teil 2

Möchten Sie schockierende Fotos sehen? Schockierende Fotos von mir? Von mir und meinem grauen „Ansatz“, der mittlerweile den größten Teil meines Kopfes bedeckt wie so ein durchgeknallter Bodendecker im Beet oder Brennesseln?

Vier Monate ist es jetzt her, seit ich ab einem ansonsten nicht weiter erwähnenswerten Freitag beim Friseur spontan beschloss, mir die Haare nicht mehr färben zu lassen so wie in den letzten 400 Millionen Jahren, sondern mich langsam mit dem Gedanken anzufreunden, der Natur in Zukunft ihren Lauf zu lassen und in Würde zu ergrauen (siehe dazu auch meinen Blogeintrag von jenem Wochenende). Vier Monate und drei Friseurbesuche ist es her und ich freue mich, Sie heute darüber zu informieren, dass ich nicht wieder schwach geworden bin. Trotz der lautstark und wiederholt geäußerten Bedenken der Friseurin meines Vertrauens trage ich meine Haare jetzt nackig und unbearbeitet.

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Zweifel? Was für Zweifel? In mir steckte schon immer eine Bicolor-Mandy.

Abgesehen von der Friseurin meines Vertrauens reagieren die Menschen in meinem sogenannten wirklichen Leben ähnlich wie die Menschen im Internet, nämlich ermutigend und freundlich. Nur ganz wenige Zeitgenossen fragten oder fragen skeptisch: „Ist das Absicht mit dem Grau oder hattest du nur keine Zeit für den Friseur?“ oder „Du weißt, dass du ganz schön hell geworden bist, oder?“. Die meisten aber beglückwünschen mich zu meinem Entschluss, sagen, dass mein Haaransatz dramatisch und großartig aussieht – und dass andere Menschen für solche Effekte viel Geld bezahlen. Sogar die Menschen, die ich nur im Schwimmbecken treffe, akzeptieren mittlerweile, dass ich im Sommer meine schöne Blümchenbadekappe nicht trage, wenn sie dafür jede Woche eine neue Phase meiner Bicolor-Haartracht miterleben dürfen.

Etwas irritierender, jedoch auf ihre Art und Weise auch unterhaltsam sind gleichwohl die Zeitgenossen, die sich nicht trauen, etwas zu fragen oder zu sagen, die aber immer wieder auf meinen Kopf schauen wie auf einen Unfall. Ich frage und sage dann natürlich auch nichts, überlege in hartnäckigen Fällen aber schon mal, ob der Scheitel wohl breit genug ist als Rettungsgasse.

Etwas überraschend, aber durchaus faszinierend ist, dass ich mit dem Grau im Trend liege. Offenbar – das war mir vorher gar nicht so bewusst – ist #grannyhair offenbar der letzte Schrei unter Modebloggerinnen. Ganz junge Frauen färben sich ihre Haare grau und sind plötzlich die Trendsetter schlechthin. Vielleicht ergeben sich da doch noch ganz neue Karrieremöglichkeiten und Zielgruppen für mich – wer hätte das gedacht.

Ich selbst fühle mich mit meinem dramatischen Ansatz eigentlich sehr wohl. Das Grau ist zwar hell, aber zum Glück in der Gesamtwirkung nicht gänzlich farblos. Gleichwohl bemerke ich, dass ich, vor allem wenn ich auch noch ein helles Oberteil trage, insgesamt etwas pastelliger wirke, als mir lieb ist. Was aber ja nicht weiter schlimm ist, denn ich besitze ohnehin mehr schwarze T-Shirts als weiße. Viel mehr. Dann kommen die eben im Moment vermehrt zum Einsatz. Und wie hell meine Haare dann nachher wirklich wirken, entscheide ich, wenn die Farbe ganz herausgewachsen ist, nicht vorher.

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Vielleicht wird mir das Grau sogar ganz gut stehen. Was  meinen Sie?

Natürlich ändert sich mit der Haarfarbe auch die Wahrnehmung. Auf der Straße fallen mir jetzt Frauen grauen und teilweise grauen Haaren noch viel mehr auf als vorher. Ich kann nicht anders, als mich ihnen verbunden zu fühlen – ein bisschen ist das so, als wären wir eine geheime Gesellschaft mit geheimen Regeln und noch geheimeren Ritualen (1. Regel des Grey-Hair-Clubs: Pass gut auf, in welchen Gängen im Drogeriemarkt du dich besser nicht erwischen lässt!)

Neulich war ich wieder beim Friseur und wieder wurden nur die gefärbten Längen meiner Haare abgeschnitten. An die grauen Bestandteile meiner Haarpracht lasse ich die Friseurin meines Vertrauens gar nicht mehr heran. Diese hat inzwischen die Hoffnung aufgegeben, mich doch noch zum Färben überreden zu können, und gibt auch – ein bisschen widerwillig, versteht sich – zu, dass das Grau auf meinem Schädel gar nicht so übel aussieht. Mein neuester Plan, zu Beginn meiner Ferien, also Mitte Juli, einfach alle noch gefärbten Längen abzuschneiden und nach den Ferien dann mit gänzlich renaturiertem Kopfschmuck anzutreten, versetzt sie allerdings noch in Angst und Schrecken. Ich finde hingegen, dass ein halbes Jahr Bicolor dann auch irgendwann ausreicht. Sonst färbt das noch irgendwann auf meine Gedächtnisleistung ab oder so. Und wenn die Haare dann mal vorübergehend zu kurz sind, sind sie eben zu kurz. Sie wachsen ja wieder und das meistens schneller als gedacht. Und falls nicht, gibt es ja noch Extensions. Natürlich in Grau.

Wie ich aus den vielen Kommentaren zu meinem ersten Blogpost zum Thema weiß, bin ich nicht der erste oder der einzige Mensch auf der Welt, der mit vorübergehend bunten Haaren herumläuft. Der Gedanke ist schon sehr tröstlich, finde ich. Aber auch in meinem kleinen persönlichen Umfeld scheine ich tatsächlich Trends zu setzen, denn seit einigen Tagen hat Katze 1 ein weißes Tasthaar. Dieses erste weiße Haar sieht großartig aus, wir nennen es „Whitey“ und vielleicht machen wir demnächst mal ein You-Tube-Tutorial zum Thema, damit wir endlich berühmt werden.

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Katze 2 hat übrigens schon länger weiße Tasthaare und weiß gar nicht, was der ganze Aufriss eigentlich soll.

8 Kommentare

  1. Da hast Du aber ein sehr tolles Grau erwischt (es gibt ja auch dieses weniger schöne, gelbliche Grau). Und es sieht in der Tat so aus, wie es sich einige derzeit färben lassen.
    Trotzdem freue ich mich schon auf das erste Foto mit ganz grauen, kurzen Haaren : )

    Grüße von der Ostsee
    Nicole

  2. Finde ich ja lustig das es dir auch so geht, daß du vermehrt Graue siehst 😀
    ging und geht mir auch so nach wie vor und ich hab immer das Bedürfniss dann ein
    Lächeln rüberzuschicken und es wird dann auch prompt erwidert, Geheimclub wie du ja schon schreibst *schmunzel…
    schaut bei dir auf dem Kopf jedenfalls sehr schick aus *Daumen hoch…

    wünsch dir einen sonnigen Tag
    und mach die Fenster weit auf damit die Bude nicht
    mehr so Arschkalt ist 😉

  3. Ich freue mich, mitzuteilen, dass ich ebenfalls noch nicht schwach geworden bin. Und ja, ich habe auch das Glück, dass mir ein ganz nettes Grau ohne Gelbstich wächst. Somit gefalle ich mir ganz gut, und dumme Bemerkungen habe ich noch nicht gehört. (Allerdings ist meine scharfe Zunge allgemein bekannt, es kann also sein, dass die Leute sich schlicht nicht trauen.)

  4. Das klingt wie ein Plan! Als Herbsttyp machst du dann eben später burgunderrote Spülungen rein oder so… Das wird schon werden und Haare, die gefärbt schön waren, sind ungefärbt mit Sicherheit auch schön. Ich kann mich lustigerweise an das Färben kaum noch erinnern, es ist schon aus dem Arbeitsspeicher meines Hirns entschwunden. Alles Gute dir! Viele Grüße
    Bettina

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