Gammeliger Samstag. Morgens ohne Wecker wachwerden, so gegen neun, und beschließen, dass es viel zu früh zum Aufstehen ist. Die Katzen haben keine Einwände, sie haben bereits gegen halb sieben gefrühstückt und sich anschließend wieder hingelegt. Beim nächsten Öffnen eines müden Auges ist es kurz vor elf. Das ist ganz klar spät genug, aber Lust zum Aufstehen und Duschen habe ich trotzdem nicht. Mit immerhin eineinhalb offenen Augen lese ich also auf dem Smartphone die Nachrichten und lege ein paar Patiencen. Fritty O’Frittson liegt auf meinem Bauch und bewegt sich nur unwillig, damit ich mal aufs Klo kann.
Soll ich mir vielleicht einfach ungeduscht einen Kaffee machen und damit wieder ins Bett gehen? Niemand widerspricht. Also los. Vielleicht noch eben die Waschmaschine anstellen und die Katzenklos säubern, aber mehr nicht. Zurück ins Bett mit einem leckeren Café Haferlatte.
Frl. Leonie Mau sonnt sich auf der Fensterbank. Seit gestern Abend hat sie mindestens viermal an dem frischen grünen Katzengras geknabbert und anschließend an eine strategisch gut gewählte Stelle im Bett gekotzt. Vielleicht schaffe ich es ja nachher noch, das Bett frisch zu beziehen. Dann macht ihr das Kotzen noch viel mehr Spaß.
Die gute Erkenntnis, dass ich heute nicht raus muss, sofern ich nicht will. Schließlich habe ich gestern Abend mit der Too good to go-App ein dänisches Tütchen – übriggebliebene Brötchen und süße Teilchen aus dem Copenhagen Coffee Lab nebenan – erworben, aus dem sich nach dem Abendessen gestern heute noch ein großes Frühstück zaubern lässt. Es gibt also keine Notwendigkeit zum Duschen, wenn ich keine Lust dazu habe. Die Katzen stört es nicht, auch wenn sie meine Fähigkeiten zur Katzenwäsche eher für mittelmäßig halten.
In der abgelaufenen Arbeitswoche war gar nichts Besonderes los, aber anstrengend war sie trotzdem. Auch an den beiden Homeoffice-Tagen hatte ich Termine außer Haus, Lymphdrainage, Psycho- und Physiotherapie. Alles gut und wichtig, aber schöner ist es, wenn ich schon am Freitag nicht raus muss, sondern nur ein paar Stunden von zu Haus aus arbeite. Nach der Trauergruppe am Donnerstagabend, die diese Woche sehr gut, aber auch sehr intensiv war, bin ich immer ganz froh, wenn ich am Freitag nicht gleich wieder los muss.
Die erste Waschmaschine ist fertig. Da ich auch keine Lust auf Kompressionsstrümpfe habe, hänge ich die Wäsche blitzschnell in allerhöchstens 30 Sekunden auf, starte die nächste Maschine und hechte zurück ins Bett. Mir fällt ein, dass ich irgendwann das Bett vorübergehend verlassen muss, um es neu zu beziehen und auch noch die Bettwäsche zu waschen. Und weil ich mich nicht ungewaschen in frische Bettwäsche legen mag, muss ich dann wohl doch duschen. Aber frühestens in einer halben Stunde. Bis dahin noch ein bisschen gammeln.
In der Nachrichten-App gibt es so gut wie keine Schlagzeile, die nichts mit dem orangenen Verrückten in den USA zu tun hat. Höchstens noch was über russische Angriffe auf die ukrainische Zivilbevölkerung. Solche Nachrichten mag ich heute nicht lesen, schnell wieder raus aus der App.
Frl. Leo freut sich immer sehr über frische Bettwäsche, da macht ihr das Auskotzen ihres Winterfells doppelt Spaß. Fritte hingegen findet, dass das Auskotzen von Haaren sich nicht lohnt, und fragt, ob Leo nicht vielleicht lieber ihr Frühstück wieder loswerden will. Und Leo so: No.
Morgen muss ich wieder früh aufstehen, weil ich Mann und Hund in Bremen besuche. Am Sonntag den Zug um 10.37 Uhr zu erreichen, ist eine echte Herausforderung für mich, aber immerhin eine, der ich fast immer gewachsen bin. Müde, aber rechtzeitig im Zug. Der dann hoffentlich auch fährt.
Die letzte Waschmaschine ist fertig und ich habe tatsächlich geduscht und mir die Haare gewaschen. Nun reicht es aber auch mit der Aktivität für heute. Nur noch schnell einen Blogpost für morgen ausspucken – ob ich auch mal am Katzengras knabbere? Und dann weiter gammeln, auch wenn ich mich nicht mehr ganz so gammelig fühle. Die Katzen sehen so aus, als würden sie gleich nach Abendessen fragen. Aber warum auch nicht? Essen gehört auf jeden Fall zu den wichtigsten und erfüllendsten Tätigkeiten heute. Da die dänischen Brötchen jetzt doch alle sind, muss ich nur noch entscheiden, ob ich kochen oder bestellen will. Beziehungsweise werde. Was ich will, weiß ich ja schon: nicht kochen. Aber immer Essen zu bestellen, ist dekadent und vor allem zu teuer. Aber ist Kochen mit einem Gammeltag ohne Kompressionsstrümpfe überhaupt vereinbar? Eigentlich nicht, oder? Vielleicht schnell mal durch die Bestell-Apps scrollen und gucken, ob es irgendein tolles Sonderangebot gibt, zu dem ich nicht Nein sagen kann? Mal sehen.
Gar nicht so übel, so ein Gammeltag, alles in allem. Haben mir im Grunde die Katzen beigebracht, die hilfsbereiten kleinen Tiere. Wenn sie nun auch noch mein Abendessen besorgen würden, wäre es perfekt. Aber irgendwas ist ja immer.