Gastbeitrag von @esistok: Frau Keinzahnkatzen hat Corona

Tatsächlich ist es mir zu anstrengend, an diesem Wochenende selbst einen Blogpost zu schreiben. Da ich es aber gerade noch schaffe, einen Text im Blog hochzuladen und zu veröffentlichen, hat Herr @esistok sich freundlicherweise bereiterklärt, mit einem kleinen Brandtext auszuhelfen. Dafür herzlichen Dank. Es geht – wie könnte es anders sein – um Corona. Und um mich.

Na super. Gestern stellte sich heraus, dass Frau Keinzahnkatzen erkrankt ist. Corona. Was auch sonst.

Und das trotz aller Vorsichtsmaßnahmen, die sie und wir beide seit 2 Jahren so getroffen haben. Und das waren nicht wenige.

Zuerst ging es um Masken, wenn ich mich recht erinnere. Und um Zugfahren. Ich wohne ja berufsbedingt in Bremen, Frau Keinzahnkatzen immer noch in Hamburg.

Während ich den Luxus genieße, ein salatölbetriebenes Auto kontaktlos durch die Gegend steuern zu können, besucht mich Frau Keinzahnkatzen mit dem Metronom – was durchaus viele Kontake beinhalten kann. Also Masken.

Zu Anfang selbstgenäht, ich hatte welche von einer Kollegin, welche für superviel Geld bei etsy bestellt und und.

An manchen Wochenenden trafen wir uns nicht, weil wir gefühlt risikobehaftete Kontakte hatten und „erstmal abwarten“ wollten.

Das war schon mal echt nervig.

Aber Frau Keinzahnkatzen ist sozusagen vorerkrankt und wir wollten da nicht rumeiern.

Statt dessen haben wir bei den abendlichen Telefonaten eben beide laut geseufzt und gesagt: „Dann dieses Wochenende eben nicht“.

Was bei einer Fernbeziehung blöd ist.

Ich habe durch meine Arbeit in einem Bremer Krankenhaus, Abt. Psychiatrie, immer gedacht, dass es mich zuerst erwischt. Und es gab durchaus Möglichkeiten bei meiner Arbeit.

Frau Keinzahnkatzen hatte innerhalb einer Neuorientierung die Möglichkeit, von zuhause aus Fort- und Weiterbildungen eher ohne Anwesenheitspflicht zu besuchen.

Gemeinsam kommentierten wir die neuesten politischen Annäherungen an das Pandemiethema („Sind die bescheuert?“), machten uns Sorgen deswegen („Sind die bescheuert?“) und erlebten harte Maßnahmen bei niedrigen Inzidenzen und später Aufhebung von Maßnahmen bei sehr hohen („Sind die völlig bescheuert?“).

In letzter Zeit hatten wir beide den Eindruck, dass eine Durchseuchung das erklärte Ziel ist („Inzidenzen bei 200000? Lass ma Maskenpflicht abschaffen! Weil…die Wirtschaft!“ – #AFDP).

Das hatte und hat die Folge, dass die Krankenhäuser implodieren unter der Last und dass die Einschläge nicht näher kommen, sondern links und rechts und oben und unten und vorn und hinten treffen.

Nun eben auch Frau Keinzahnkatzen.

Und zwar in ihrem neuen Job, auf den sie so zielstrebig hingearbeitet hat und es doch gegen viele Voraussagen tatsächlich geschafft hat, sich den einzurichten.

Mir fällt eben ein, dass ich ihr noch sagen muss, dass dies durchaus ein BG-Fall sein kann und sie deshalb eine Unfallanzeige ausfüllen sollte. So wäre es jedenfalls bei mir im Krankenhaus.

Sie selbst fühlt sich eher „schlimm erkältet“, kann aber noch schmecken, hat kein Fieber und hofft, dass sie wohl davon kommt.

Das hoffe ich auch.

Trotzdem macht es mir deutlich, dass es eben superschwierig ist, auf Druck „der Wirtschaft“ (- #AFDP) wieder Großveranstaltungen zu genehmigen, die Maskenpflicht abzuschaffen, auf Eigenverantwortung (ey, was denn sonst???) zu setzen, Kinder in Schulen den Gefahren auszusetzen, damit auch die Lehrer, die Eltern … mir geht die Puste aus…um nur einige Dinge zu benennen.

Ich merke, dass ich sehr traurig bin und hoffe, hoffe, hoffe, dass Frau Keinzahnkatzen ohne Probleme und trotz ihrer Vorerkrankungen Covid hinter sich lassen kann. Das war immer unser Worst Case Szenario (dass sie es bekommt). Bitte auch ohne Spätfolgen.

Das macht mich zum einen traurig, aber ich bin auch wütend. Verdammt.

1 Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.