Hast du endlich dein Testament gemacht?

„Hast du endlich dein Testament gemacht?“. Die Frage klingt ein bisschen wie „Hast du zur Nacht gebetet, Desdemona?“ und provoziert gerne die Rückfrage: „Weißt du mehr über bevorstehende Ereignisse als ich?“ Ist aber eigentlich sehr sinnvoll und richtig. Vor allem, wenn man über 50, ohne direkte Nachkommen und eigentlich noch recht gesund und munter ist. Und wenn man sich sowieso gerade mit dem Themenkomplex Tod und Sterben beschäftigt.

Man sollte sein Testament, ebenso wie die Patientenverfügung, die Vorsorgevollmacht  und die Betreuungsverfügung, ja idealerweise machen, solange man sich entspannt und unbefangen mit diesen Dingen beschäftigen kann. Mein Freund ist da ganz meiner Meinung. Im Gegensatz zu mir hat er nicht einmal mehr ein Elternteil und keine Geschwister, sondern nur ganz entfernte Verwandte. Und schließlich haben wir einander und das gute Gefühl, dass wir solche Dinge miteinander und füreinander tun können. Wenn es, hoffentlich erst sehr viel später, mal so weit ist.

Wir haben entsprechend den Plan, uns gegenseitig als Alleinerben und Vorsorgebevollmächtigte* einzusetzen und uns außerdem gegenseitig zu erklären, worum es in unserer jeweiligen Patientenverfügung geht. Also, in der Patientenverfügung, die dann auch aufgesetzt werden muss. Zwar haben wir nicht unbedingt dieselben Vorstellungen davon, wie unsere Versorgung zum Ende des Lebens hin aussehen soll, aber wir können ganz gut miteinander über diese Dinge reden.

Ein schöner Plan also. Über den wir auch immer wieder sprechen und mit einem bekräftigenden „Genau. Das machen wir jetzt wirklich mal“ dann wieder zugunsten eines Netflix-Abends verschieben. Weil wir gerade so kaputt sind und ja noch diverse Serien zu Ende gesehen werden wollen, bevor wir mit der nächsten beginnen können.

Und zwischendurch – gerade in Zeiten wie diesen, in denen die Menschen gerade reihenweise an Krebs sterben – befällt mich gelegentlich eine leise Unruhe à la „Was mache ich, wenn hier plötzlich der Sensenmann steht und was von mir will? Wie halte ich ihn hin, bis ich die wesentlichen Dinge zu Papier gebracht habe? Mit einer spannenden Serie auf Netflix? Ob Penny Dreadful da vielleicht die richtige Wahl wäre?“

Fragen über Fragen. Fragen, über die man viel kreativer nachdenkt, wenn man keinen konkreten Anlass dazu hat. Also, wir erledigen das. Ganz bald. Ganz bestimmt.

 

*Natürlich würde ich die Katzen als Alleinerben und Versorgungsbevollmächtige einsetzen, wenn ich nicht diese leise Furcht spüren würde, dass sie meinen toten Körper einfach mit Käse überbacken und aufessen.

4 Kommentare

  1. Genau so hatten wir das auch immer gehandhabt. „Machen wir demnächst mal, aber jetzt ist erst mal noch was anderes, sprich Schöneres dran.“ Frei nach dem Motto „Wir sind jung, wir können warten.“ Bis mein Mann dann vor etwas mehr als einem Jahr von heute auf morgen so schwer erkrankte, dass nicht klar war, ob er überlebt und wenn ja, in welchem Zustand. Die Chose ist besser ausgegangen als von den Ärzten prognostiziert, auch wenn er nicht mehr so fit ist wie vorher. Jedenfalls war das erste, um was wir uns gekümmert haben, als er über den Berg war: Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht. Ich kann nur jedem raten: nehmt euch die Zeit. Und zwar nicht erst, wenn es brenzlig wird.

    1. Vielen Dank. Das genau meine ich – und hoffe, nicht in eine solche Situation zu geraten. Immerhin haben wir schon alle möglichen Muster und Vorlagen heruntergeladen und angefangen, darüber zu sprechen, was wir wollen.

      Dir und deinem Mann wünsche ich alles Gute!

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