Her mit der Intelligenz, egal wie künstlich.

In Hamburg und vielleicht auch anderswo war diese Woche häufiger das Thema „Künstliche Intelligenz“ in den Nachrichten. Vor allem im Hinblick auf die Verwendung von AI-basierten Chatbots durch Schüler*innen beim Anfertigen von Hausaufgaben und anderen Recherche- und Schreibarbeiten für die Schule. Begleitet natürlich von der verbreiteten Sorge, dass junge Menschen deswegen verblöden könnten.

Obwohl ich den gedanklichen Ansatz, der Kontakt mit etwas, das immerhin den Begriff „Intelligenz“ beinhaltet, könnte Menschen dümmer machen, nach wie vor schwierig finde, finde ich das Thema und die Auseinandersetzung darüber durchaus interessant. Schließlich entstamme ich der Generation, in der in der Schule noch der Einsatz von elektronischen Taschenrechnern äußerst kritisch gesehen wurde und deswegen nur in ganz kleinen Dosen und sehr engmaschig überwacht stattfinden durfte. Noch heute kichert das Smartphone in meiner Hosentasche, wenn ich mir die häufig wiederholte Ermahnung meines Mathelehrers, Herrn Beckmann, in Erinnerung rufe: „Ihr müsst Kopfrechnen lernen. Schließlich habt ihr später auch nicht immer einen Taschenrechner zur Hand.“ Ich weiß noch genau, wie er das sagte, kann seine Stimme quasi noch hören.

Ob es Herrn Beckmann noch gibt, weiß ich nicht. Meine Schulzeit liegt ja lange zurück, mein Abitur habe ich 1984 gemacht. Ich gehe aber davon aus, dass Herr Beckmann noch miterlebt hat, wie Personal Computer in die Schulen und die Arbeitswelt Einzug hielten und die bis dahin flächendeckend vorhandenen Taschenrechner begannen, in Schreibtischschubladen zu verstauben. Ich denke, er wird über seine ehemalige Ermahnung und die Tatsache, dass diese von der Wirklichkeit überholt wurde, gelächelt haben. Er war zwar ein sturer Kerl, aber durchaus in der Lage, seine Meinung zu revidieren, wenn ihm diese im Nachhinein angemessen erschien. So machte er, der mir in vielen Unter- und Mittelstufenjahren das Leben mindestens ebenso schwer gemacht hatte wie ich ihm, in der Oberstufe irgendwann völlig überraschend und vor der ganzen Klasse ein großes Kompliment: Dass er mich unterschätzt habe in all den Jahren und dass er falsch gelegen habe mit der Prognose, dass aus mir vermutlich nichts werden werde. Jedenfalls nichts, wofür man morgens regelmäßig pünktlich aufstehen und sich gelegentlich mal angepasst verhalten muss. Dass er meine Entwicklung bewundere und mir für die Zukunft einiges zutraue. Das kam ziemlich unerwartet und hat mich sehr beeindruckt.

Aber davon wollte ich gar nicht berichten. Sondern über den Einsatz künstlicher Intelligenz. Wie gesagt, ich habe Sympathie für alles, wo „Intelligenz“ draufsteht. Und ein gewisses Vertrauen in junge Menschen und ihre Bereitschaft bzw. Fähigkeit, die Errungenschaften von Wissenschaft und Technik sinnvoll zu nutzen, ohne ihnen komplett zu verfallen und infolgedessen von Jetzt auf Gleich zu verblöden. Und darüber, dass ich neugierig bin und diesen Chatbot, der gerade in aller Munde ist, auch mal ausprobieren wollte.

Das lässt sich leicht realisieren, z. B. auf der Website chat.openai.com. Dort wohnt ChatGPT, mit dem man nach einem kurzen Registrierungsprozess ganz leicht ins Gespräch kommen kann. Er funktioniert in verschiedenen Sprachen, man kann ihm also ganz einfach auf Deutsch Fragen stellen, die er dann auf Deutsch beantwortet.

Und was für Fragen? Politik, Wetter, Kunst, Kultur? Kochrezepte? Katzen? Okay. Kochrezepte.

Frage: Ich mag keine Mayonnaise. Gibt es ein passendes Kartoffelsalatrezept für mich?

Antwort ChatGPT: Ja, es gibt viele Kartoffelsalat-Rezepte, die keine Mayonnaise enthalten. Hier ist ein einfaches Rezept, das Sie vielleicht mögen werden:

Zutaten:

500 g Kartoffeln
4 Esslöffel Essig (z.B. Weißweinessig)
4 Esslöffel Olivenöl
1 Teelöffel Senf
1 Teelöffel Honig
1 Teelöffel Salz
Pfeffer nach Geschmack
2 Esslöffel gehackte Zwiebeln
2 Esslöffel gehackte Schnittlauch

Zubereitung:

Die Kartoffeln kochen, abkühlen lassen und in Scheiben schneiden. In einer kleinen Schüssel Essig, Olivenöl, Senf, Honig, Salz und Pfeffer vermischen. Die Zwiebeln und den Schnittlauch unter die Kartoffeln mischen. Die Vinaigrette über den Kartoffelsalat gießen und gut vermengen. Für mindestens eine Stunde im Kühlschrank marinieren lassen.

Dieser Kartoffelsalat ist lecker und einfach zuzubereiten und eignet sich gut für eine kalte Mahlzeit oder als Beilage. Probieren Sie es aus!

Frage: Danke, aber ich habe keinen Honig. Wie kann ich ihn ersetzen?

Antwort ChatGPT: Kein Problem! Sie können den Honig in diesem Rezept einfach durch einen anderen süßen Zutat ersetzen. Hier sind einige Vorschläge:
Ahornsirup: Ein Teelöffel Ahornsirup kann den Honig in diesem Rezept eins zu eins ersetzen.
Zuckerrübensirup: Ein Teelöffel Zuckerrübensirup hat einen ähnlichen Geschmack wie Honig und kann ihn in diesem Rezept ersetzen.
Agavendicksaft: Ein Teelöffel Agavendicksaft hat einen milden, süßen Geschmack und kann den Honig in diesem Rezept ersetzen.
Wählen Sie einfach die gewünschte Option aus und ersetzen Sie den Honig damit. Der Kartoffelsalat sollte trotzdem lecker werden!

Frage: Zucker geht nicht?

Antwort ChatGPT: Ja, Sie können auch Zucker verwenden, um den Honig in diesem Rezept zu ersetzen. Hier ist wie Sie das machen können: Ein Teelöffel weißen Zucker oder Brauner Zucker kann den Honig in diesem Rezept eins zu eins ersetzen. Verwenden Sie einfach den gleichen Zucker, den Sie normalerweise für Süßspeisen verwenden. Bitte beachten Sie, dass Zucker einen anderen Geschmack hat als Honig und dass die Vinaigrette insgesamt etwas süßer werden könnte. Experimentieren Sie einfach ein wenig, um den Geschmack nach Ihren Wünschen anzupassen!

Okay, nicht schlecht. Aber vielleicht nicht zielführend im Hinblick auf schulische Bildung. Zurück zum Lehrplan? Steht Kleists „Käthchen von Heilbronn“ drauf? Oder ist das Stück zu schwierig, weil es sich seit Jahrhunderten erfolgreich alleingültiger Interpretation entzieht? Mal sehen, was der Bot zum Thema Käthchen zu sagen weiß.

Frage: Worum geht es in Kleists „Käthchen von Heilbronn“?

Antwort ChatGPT: „Käthchen von Heilbronn“ ist ein Drama von Heinrich von Kleist, das er 1810 veröffentlicht hat. Die Geschichte handelt von einer ungewöhnlichen Heldin namens Käthchen, die für ihre Schönheit und ihr Temperament bekannt ist.

Das Drama folgt Käthchen auf ihrem Weg von Heilbronn nach Frankreich, wo sie den Herzog von Calabre heiraten soll. Auf ihrer Reise trifft sie den Ritter von Falkenstein, der sich in sie verliebt und versucht, ihre Gunst zu gewinnen. Doch Käthchen ist nicht bereit, ihre Unabhängigkeit aufzugeben und begegnet dem Ritter mit Trotz und Abneigung. Die Geschichte zeigt, wie Käthchen trotz ihrer Jugend und Unerfahrenheit in der Lage ist, ihre Freiheit und Unabhängigkeit zu schützen und gegen die Übergriffe männlicher Macht und Autorität zu kämpfen. Es ist ein Drama, das die Stärke und die Unabhängigkeit von Frauen feiert und eine starke feministische Botschaft vermittelt. Insgesamt ist „Käthchen von Heilbronn“ ein wichtiges Werk der deutschen Literatur, das zeigt, wie Kleist die traditionellen Geschlechterrollen in Frage stellte und eine starke weibliche Figur schuf, die gegen patriarchalische Strukturen und Autorität kämpft.

Hm? So lange ist es nicht her, dass ich das Stück auf der Bühne sah, und ich habe die Handlung durchaus anders in Erinnerung…

Frage: Wer ist denn der Ritter von Falkenstein? Ich dachte, sie verliebt sich in den Grafen von Strahl?

Antwort ChatGPT: Es tut mir leid, das war ein Fehler. Sie verliebt sich tatsächlich in den Grafen von Strahl und nicht in den Ritter von Falkenstein. Vielen Dank, dass Sie mich darauf hingewiesen haben.

Frage: Gab es in der Geschichte nicht auch eine Kunigunde?

Antwort ChatGPT: Ja, das ist richtig. In der Geschichte „Käthchen von Heilbronn“ spielt auch eine Figur namens Kunigunde eine Rolle. Kunigunde ist eine Dienerin, die Käthchen auf ihrer Reise begleitet und ihr treu zur Seite steht. Es tut mir leid, dass ich sie bei meiner vorherigen Antwort vergessen habe. Vielen Dank für die Korrektur.

Frage: Sorry wegen der Klugscheißerei, aber Kunigunde von Thurneck ist eine Adlige.

Antwort ChatGPT: Ja, das ist korrekt. Es tut mir leid, dass ich mich bei meiner vorherigen Antwort geirrt habe. Kunigunde von Thurneck ist tatsächlich eine Adlige und keine Dienerin. Sie ist die Tochter eines Grafen und wird im Laufe der Geschichte Käthchens Freundin und Verbündete. Vielen Dank für Ihre Geduld und für die Korrektur.

Frage: Ich dachte, sie hintergeht Käthchen?

Antwort ChatGPT: Ja, das ist richtig. Ich entschuldige mich für die Fehler in meiner vorherigen Antwort. Kunigunde von Thurneck spielt tatsächlich eine zwielichtige Rolle in der Geschichte und hintergeht Käthchen. Es tut mir leid für jegliche Verwirrung, die ich geschaffen haben könnte. Vielen Dank, dass Sie mich darauf hingewiesen haben.

Frage: Sorry, aber ich glaube, du hast die Handlung und ihre Bedeutung noch nicht richtig erfasst … Soll ich dir eine Inhaltsangabe zuschicken?

Antwort ChatGPT: Ja, das wäre sehr hilfreich. Ich bin darauf programmiert, mein Wissen zu erweitern und bin immer dankbar für korrekte und präzise Informationen. Eine Inhaltsangabe würde mir helfen, mein Verständnis für die Handlung und Bedeutung von „Käthchen von Heilbronn“ zu verbessern. Vielen Dank im Voraus!

Ende der Unterhaltung mit dem Chatbot.

Okay, ich habe dann den Bot mit einer kurzen Inhaltsangabe, die ich bei Wikipedia entliehen habe und die meiner Erinnerung an das Stück entsprach, gefüttert. Er hat sich artig bedankt und ich habe die Sitzung beendet.

Interessant. Sehr interessant. Aber noch nicht ganz ausgereift. Wahrscheinlich steht das Käthchen nicht auf dem Lehrplan und wird deswegen nicht so oft angefragt, so dass der arme Bot noch nicht die Gelegenheit hatte, sich gründlich mit dem Werk zu befassen. Vielleicht, wenn es mal wieder auf dem Spielplan eines hiesigen Theaters steht, lade ich den Bot zu einem Vorstellungsbesuch ein. Dann können wir beide unseren Horizont erweitern und in der Pause noch über weitere Rezepte für Kartoffelsalat ohne Mayonnaise und Käsekuchen mit Boden sprechen. Herrn Beckmann würde das gefallen, da bin ich ziemlich sicher.

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