Nun ist der Herbst doch gekommen, und zwar mit Macht. Seit Tagen regnet es in Hamburg mehr oder weniger ohne Unterbrechung, die Temperaturen sind einstellig (immerhin im Plusbereich), die Bäume haben sich weitgehend entlaubt und über unseren Köpfen fliegen die schönsten Vogelformationen in Richtung Süden. Seit einigen Tagen ist die Heizung an, auf niedriger Stufe – schließlich sollen die frisch eingebauten neuen Fenster ja was bringen, was die Senkung der Heizkosten angeht.
Morgens, wenn mein Wecker klingelt, ist es seit Tagen schon nicht mehr richtig hell, bestenfalls schummrig. Meine Motivation, das im Laufe der Nacht mühsam angewärmte Bett zu verlassen, sinkt dadurch auf unter Null. Zwar stehe ich dann doch auf, aber fast immer mit Verspätung, sodass ich mich dann den ganzen Tag lang beeilen muss. Ohne Chance, die verdaddelte Zeit wieder einzuholen, versteht sich.
Wegen der zwei verschiedenen Arbeitsstellen verbringe ich relativ viel Zeit mit Busfahren in verschiedene Stadtteile Hamburgs. Also: Montags und mittwochs fahre ich nach Altona und dienstags und donnerstags nach Allermöhe. Auf beiden Strecken befinden sich zurzeit größere Baustellen, die Busumleitungen, Fahrtverlängerungen und erschwerte Umstiege mit sich bringen.
Am besten ist es in Allermöhe, direkt beim Landeanflug aufs Hospiz: Wegen eines Wasserrohrbruchs irgendwo am äußersten Ende von Reitbrook fährt mein Bus nicht einfach von Fünfhausen über Reitbrook nach Allermöhe, sondern von Fünfhausen über Kirchwerder und Neuengamme, dann nach Allermöhe und, zehn Meter vor der Haltestelle, an der ich aussteigen möchte, links rum und nochmal von der anderen Seite in Richtung Reitbrook bis zur Straßensperre und zurück. Leider besteht zwischen der Leitstelle und den verschiedenen Busfahrern auf der Linie Uneinigkeit darüber, wie und in welcher Reihenfolge die verschiedenen Abschnitte dieser Umleitung absolviert werden. So fährt jeder Busfahrer seine eigene Strecke, irgendwo durch die Marschlande in Richtung Bergedorf halt. Geeint werden sie dann wieder durch die Tendenz, am Ende der Umleitungsstrecke und angetrieben durch den Wunsch, nun aber keine Zeit mehr zu verlieren, an meiner Haltestelle einfach ohne Stop durchzufahren, egal ob ich geklingelt, gerufen und mit den Armen gewedelt habe. So schön.
Auf dem Rückweg von Hospiz ist es im Moment noch einigermaßen hell, wenn ich zur Bushaltestelle gehe. So bin ich da bisher immer gesehen und mitgenommen worden, auch wenn die Busfahrer oft verblüfft sind, dass da tatsächlich eine Fahrgästin steht. „Sie sind in zweiundneunzig Jahren tatsächlich die erste, die hier einsteigt!“, ist meistens die Begrüßung, die mir entgegenhallt. Bin gespannt, ob das mit dem Einsammeln in ein paar Tagen/Wochen, wenn es um fünf bereits dunkel ist, auch noch klappt oder ob ich dann Straßensperren errichten muss.
Durch das viele Busfahren und die verlängerten Reisezeiten komme ich nun noch seltener dazu, abends auf dem Heimweg noch schnell einzukaufen. In Altona wäre das grundsätzlich natürlich möglich, aber ich bin abends meistens echt kaputt und möchte weder einen Schritt mehr als unbedingt notwendig machen noch mehr mit Menschen zu tun haben als sich so gar nicht vermeiden lässt.
Tatsächlich ist Reweman einer meiner besten Freunde geworden; er kommt mindestens alle zwei Wochen bei mir vorbei und bringt mir die wichtigsten Lebens- und Haushaltsartikel. Leider hat Reweman nur ein begrenztes Angebot und nicht all das, was im Rewemarkt um die Ecke so vorrätig ist. Und so kommt es, dass mir das Stollenkonfekt ausgegangen ist und ich nicht weiß, wo ich Nachschub herbekommen soll. Die letzten zwei Päckchen hatte schon der große freundliche Mann aus Bremen mitgebracht, der Gute, aber die sind nun alle. Ich habe schon im Internet geschaut, da könnte ich eine größere Ladung, 13 Päckchen, bestellen. Klingt auf den ersten Blick verlockend, nicht wahr, aber dann müsste ich wohl bis Weihnachten und noch etwas länger jede Woche mindestens ein Päckchen Stollenkonfekt essen und dann hätte ich es vielleicht über und welche Freuden soll die Weihnachtszeit dann denn überhaupt noch bringen?
Nils, unser famoser Koch im Hospiz am Deich, hat begonnen, mit Weihnachtsgebäck zu experimentieren. Diese Woche hat er Dominosteine selbstgebaut, nach Rezept, der Teig war zwar etwas trocken, aber der Geschmack großartig. Vielleicht sollte ich ihm ein Stollenkonfekt-Rezept unterjubeln? Aber was mache ich, wenn er mir dann eine Hospizportion, also ein Stück Stollenkonfekt, serviert und das war’s?
Es ist alles nicht so einfach, das sagen auch die Katzen. Die haben keinen Grund zur Beschwerde, wir sind gerade mit Nass- und Trockenfutter plus Jehans Trockenfutter plus Leckerlis bestens versorgt. Das große Paket mit Tütchen und Trofu, das DHL eine Woche lang irgendwo gefangen gehalten hatte, ist nämlich gestern doch endlich gekommen. Blöderweise hatte der Versand ein ziemlich kleines Paket für ziemlich viel Zeug gewählt und so lag der 3-Kilo-Beutel Trockenfutter direkt unter dem Deckel, sodass ich beim Öffnen das Pakets erstmal ein Loch in den Beutel geritzt habe und das Trockenfutter direkt in den Vorgängerbeutel umfüllen musste. Umtanzt von zwei sehr aufgeregten Katzen, versteht sich.
Das Bett müsste ich neu beziehen und dabei die Sommer- gegen die Winterdecke austauschen. Ich schlafe nämlich nicht gerne kalt, im Gegenteil, ich brauche es warm und kuschelig. Sonst schlafe ich gar nicht erst ein und dann komme ich morgens noch schlechter aus dem Bett und die Busverbindung wird noch knapper. Und überhaupt. Kann nicht einfach bald wieder Frühling sein?
Ich kann richtig mitfühlen! Auch wenn der Herbst schön sein kann, es schwingt immer Melancholie mit!
Soll ich ein Stollencarepaket schicken?