Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber der rechtsterroristische Anschlag in Hanau und der Umgang der Öffentlichkeit damit liegen mir gerade ziemlich schwer auf Magen und Gemüt. Ob Katzenfotos und Blogposts über persönliche Befindlichkeiten dagegen wirklich helfen?
Es herrscht Betroffenheit allerorten, zumindest auf den ersten Blick. Aber dann liest man genauer und was findet man? Relativierungen, Distanzierungen, Einzeltätertheorien und Einordnungs- und Runterstufungsversuche à la „Der Täter war wahrscheinlich psychisch krank“.
Was will uns diese Annahme nahelegen? Sind Kugeln, die von psychisch kranken Menschen abgefeuert werden, nicht tödlich für die Menschen, die sie treffen? Sind psychisch instabile und kranke Menschen nicht schon häufiger instrumentalisiert worden von den Hetzern und Hassern?
Gibt es im rechten Spektrum überhaupt Menschen, gesund oder krank, die man als Einzeltäter bezeichnen kann? Nicht, wenn sie Internet und TV haben, würde ich meinen. Tagtäglich werden sie mit rassistischer Kackscheiße und braunem Gedankengut vollgedröhnt – und mit dem wohltuenden Gefühl, mit ihren Ängsten und ihren an die Oberfläche drängenden Ideen beileibe nicht allein zu sein, sondern Teil einer täglich wachsenden Bewegung des gerechten Volkszorns. Der sich dann vielleicht irgendwann ganz real entlädt.
Zum Kotzen sind alle Bestrebungen, rechte Gewalt kleinzureden oder zu behaupten, sie gehöre, zumindest in kleinen Dosen, zur normalen gesellschaftlichen Auseinandersetzung und sei somit unvermeidlich und gar zu tolerieren.
Rechte Gewalt, verbale wie auch körperliche, gegen Individuen, Gruppen aller Art und gegen die Demokratie an sich ist nicht zu tolerieren. Weder im Großen noch im Kleinen und auch bzw. erst recht nicht, wenn sie im bürgerlich-besorgten Gewand daherkommt.
Schweigeminuten, Lichterketten und Mahnwachen sind schön und gut. Sie verbinden Menschen und helfen vielleicht ein bisschen gegen Angst und Ohnmachtsgefühle. Sie ersetzen aber nicht klare Statements und Maßnahmen gegen den rechten Terror und erst recht nicht gegen die sich gerne als bürgerliche Datei im demokratischen Spektrum verortende AfD, in meinen Augen die Spitze des braunen Eisbergsumpfs.
Wir alle sind gefragt. Selbst sauber bleiben, die Augen nicht verschließen und Toleranz, Solidarität und Menschlichkeit im täglichen Leben praktizieren. Das ist die Mindestanforderung auch für uns „eigentlich Unpolitische“, würde ich sagen. Dazu kann, wenn ich so drüber nachdenke, durchaus auch das Posten von Katzenfotos gehören. Katzen sind ja grundsätzlich Anarchisten und gegen Gruppenzwang, somit also per Definition eher links als rechts. Katzenfotos machen glücklich, Katzenfotos verbinden, Katzenfotos machen Mut.
Falls Sie in Hamburg leben, gibt es heute eine ganz simple Möglichkeit, etwas zu tun: Gehen Sie wählen. Wen, das schreibe ich Ihnen nicht vor – denn dass Sie nur einer demokratischen Partei Ihre Stimme geben, das versteht sich ja wohl von selbst. Die Katzen sehen das mit Wohlgefallen, versprochen.
Punkt.