Kiki, der rote Kater aus dem Internet.

Sie haben es vielleicht schon gelesen: Kiki ist tot. Kiki, der rote Kater, den ich „nur“ aus dem Internet kenne. Kiki, der mit seinem Kumpel Donner erst vor einem guten halben Jahr aus dem Tierheim in das perfekte Zuhause umgezogen ist, ein Zuhause mit Sofa, Scheune, Garten und Nachbarshühnern. Kiki, von dem es fast jeden Tag neue Bilder und Filmchen zu sehen gab. Kiki, der immer unfassbar glücklich aussah und ein bisschen verwundert darüber, was es auf der Welt alles zu entdecken gibt und wie gut sich eine streichelnde Hand anfühlt. Ja, sogar am Bauch.

Kiki, der erst vor wenigen Tagen drei Jahre alt geworden ist und der kerngesund und kräftig war bzw. wirkte. Kiki, von dem wir alle dachten, er hätte noch viele wunderschöne Jahre mit seinem Kumpel und seiner Menschin vor sich. Kiki, der ganz plötzlich und ohne Vorwarnung schwer krank wurde und trotz sofort eingeleiteter intensiver tiermedizinischer Behandlung nicht gerettet werden konnte.

Kiki, der jetzt auf einer Wolke sitzt, auf uns runterguckt und sich wundert, was eigentlich so überstürzt geschehen ist und wo die kraulende Hand geblieben ist. Kiki, der sich fragt, was er mit dem Flügelpaar, das plötzlich zwischen seinen Schulterblättern gewachsen ist, anfangen soll. Kiki, der von oben zuschaut, wie seine Menschin weinend Lavendel auf einen kleinen Grabhügel im Garten pflanzt.

Es ist doch ein verdammter Scheiß.

Den Tieren, so sagt man, ist es egal, wie lange sie lange sie leben. Für sie ist nur wichtig, wie gut sie leben.

Das mag ja im Großen und Ganzen stimmen, jedoch bin ich davon überzeugt, dass Kikis Lebensplanung eher längerfristig war. Er wollte mehr von dem guten Leben, das er gerade erst kennengelernt hatte. Mehr Hühnchen, mehr Lachs, mehr von diesen gefriergetrockneten Leckerlis. Mehr Streicheln, mehr Kuscheln, mehr Lieben und Geliebtwerden. Und zwar für immer.

Uns Menschen ist es erst recht nicht egal, wie lange unsere Tiere leben. Weil wir uns in diese kleinen Herzensbrecher meistens sehr schnell rettungslos verlieben. Und dann wollen wir auch mehr davon. Mehr Haare auf dem Pulli, mehr Kotze im Hausschuh, mehr Leberwurstatem im Gesicht. Mehr Streicheln, mehr Kuscheln, mehr Lieben und Geliebtwerden. Und zwar für immer.

Tja. Und dann kommt auf einmal die Menschin mit einem leeren Katzenkorb nach Hause, starrt tagelang auf kikiförmige Abdrücke auf den Polstermöbeln, findet überall rote Haare, Spielzeuge oder Leckerlis, die nur Kiki mochte, und fragt sich, ob jemals wieder jemand so entzückend schnurren wird wie ein kleiner Rasenmäher.

Der Abdruck, den so ein kleiner roter Kater in unserem Leben hinterlässt, der bleibt für immer. Dafür braucht die Seele nicht mal Memory Foam, das gehört einfach zur Grundausstattung. Kiki wird nicht vergessen werden, nicht von seiner Menschin und nicht von den Menschen im Internet, die mit gehofft, gebangt und getrauert haben.

Kiki, der vielleicht auch Blitz (passend zu seinem Kumpel Donner) hätte heißen können. Kiki, der so offen für Neues war und so dankbar für Zuwendung. Kiki, der kaum, dass er sich in seinem neuen Heim eingelebt hatte, neue Freunde fand (und mit nach Hause brachte). Kiki, der das Leben und alles, was man damit unternehmen kann, großartig fand – und doch am allerliebsten einfach nur bei seiner Menschin war, in die er sich auf den beinahe ersten Blick verknallt hatte. Kiki, der rote Kater aus dem Internet.

Anmerkung 1: Kikis Menschin hat mir gestattet, diesen Blogpost, den zu schreiben mir ein Herzensbedürfnis war, zu veröffentlichen und auch einige ihrer wunderschönen Kiki-Fotos zu verwenden.

Anmerkung 2: Katze 1 und Katze 2 haben mir ebenfalls gestattet, diesen Blogpost zu schreiben. „Schließlich“, so Katze 2, „war er einer von uns und ein toller Typ.“

6 Kommentare

  1. Danke, Du sprichst mir aus der Seele.
    Ich kannte Kiki nur aus dem Internet und heule trotzdem Rotz und Wasser um diesen wunderbaren Herzensbrecher der im Leben noch so viel vor hatte.
    Ich werde ihn nie vergessen <3

  2. Ach, jetzt heul ich schon wieder. Ich hab schon um viele Katzen aus dem Internet geweint und einige waren darunter, bei denen es noch ein bißchen mehr wehtat als es bei den anderen eh schon wehtat. Kiki gehört zu denen, bei denen es ganz doll wehtut.

  3. Ich sitz jetzt hier und heule Rotz und Wasser.
    Du hast sehr schöne Worte gefunden und mein Kateratzenbespaßerherz berührt. Ich hatte für Kiki keine Worte, es hat mich zu sehr an Mattis Tod erinnert und sprachlos gemacht. Wie schön, dass DU das konntest.

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