Olga. Abschied von Katze 2.

Olga. Katze 2.
Auch bekannt als: Olgapopolga, Olgilette, Otti Kompotti, Dicke Wurst, Olgathe, Oggsentolli, Olligolli, Puppilonga.

Geboren 2006 in der südspanischen Hafenstadt Almería.
Gestorben 2019 in der norddeutschen Hafenstadt Hamburg.

Ach, Olga, was haben wir gelebt! Du, deine Schwester Ida und ich. Fast dein ganzes Katzenleben lang und auch, so fühlt es sich an, fast mein ganzes Erwachsenenleben. Dabei war ich schon über vierzig, als ihr eingezogen seid. Aber in unseren gemeinsamen Jahren ist so viel passiert; wir haben so viel Schönes, Schweres und Merkwürdiges miteinander geteilt.

Meine kleine Olga. Du warst die Ängstlichere von euch beiden, bist immer Ida, die sich als gut sozialisierte Erstkatze natürlich sehr wichtig vorkam, hinterher gelaufen. Und hast ihr alles nachgemacht. Dich streicheln lassen, Leckerlis aus der Hand nehmen, dich nicht vom Sofaplatz mit Ladekabel vertreiben lassen, laut und deutlich sagen, wenn du Hunger hast. Egal ob ich gerade schlafe, telefoniere oder auf dem Klo sitze.

Ängstliche, neugierige Olga. Wie oft bist du beim Wegrennen, wenn eine Situation dich überforderte, irgendwo gegen gelaufen, weil du aus lauter Neugier doch zurückgeschaut hast, dahin, woher der Krach kam.

Liebebedürftige Olga. Am liebsten hast du auf dem Bett geschmust. Hin und her rennend. Ich musste, wie bei einer Sexszene in einem alten Hollywood-Film, immer einen Fuß auf dem Boden lassen und dir ansonsten hinterherrobben, um dich, die du dich alle zehn Sekunden mit einem provozierenden Miau am anderen Bettes hingeworfen hast, zu streicheln.

Hubschrauber-Olga. Es hat eine Weile gedauert, bis du mit dem Schnurren begonnen hast. Dann aber konntest du nicht wieder aufhören. Lautstark. Bis zum Schluss. Die Tierärztin sagte noch bei der letzten Untersuchung, bevor sie mit der Spritze kam: „Das Gurren werde ich vermissen.“

Wehrhafte Olga. Zu Beginn unserer Beziehung hast du manchmal nach mir geschnappt. Vor allem, wenn du in die Transportbox und zum Tierarzt solltest, was ja viel zu oft vorkam. Diese Gewohnheit saß tief und du hast etwas Zeit gebraucht, nachdem die Zähne alle raus waren, um zu realisieren, dass Beißen es irgendwie nicht mehr so richtig bringt. Dein Zuschnappen sah aus wie bei einer Figur aus der Sesamstraße und hörte meistens nach zwei Dritteln der Bewegung auf, während dir ein resigniertes „Ach, Miffft!“ entfuhr.

Feinfühlige, empathische Olga. Du wusstest immer, wie es mir geht, deine Antennen waren fein. In den ersten Jahren hast du, wenn ich sehr emotional wurde, noch vorsichtig Abstand gehalten. Mit großen Augen geguckt und so laut wie möglich geschnurrt. Nach und nach verringerte sich der Abstand und du konntest auch intensive und manchmal unbequeme Nähe aushalten. Vielleicht sogar genießen.

Wunderschöne Olga. Deine blonden Strähnen und deine kajalumrundeten Augen waren echt. Wenn du mich angeschaut hast mit diesen großen, tiefen Augen, dann ging mir das durch und durch, da schaute meine Seele in deine Seele.

Es tut mir so leid, Olga, dass wir dich nicht wieder gesund machen konnten. Sie sagen, wir haben nichts falsch gemacht – es gab einfach kein Mittel, das dich hätte heilen können. Du hättest gerne weiter gelebt, das weiß ich. Mit Ida und mit mir.

Du gehst uns nur voran und triffst viele geliebte Zwei- und Vierbeiner wieder. Katzi, Audrey, Otello, Maggie und Kinky. Meinen Exfreund HJ, meine Kollegin Alexa und meinen Vater. Sag ihnen und all den anderen schöne Grüße. Sie sind nicht vergessen, sondern in unseren Herzen. Für immer.

Du bist nicht nur in meinem Herzen, sondern auch noch auf meiner Netzhaut, in meinen Händen, in meinen Ohren und überall in unserer Wohnung. Auf ungefähr zweitausend Fotos in meinem Smartphone. Ich habe angefangen, Decken und Kissen zu waschen. Als ob das die Erinnerung auslöschen könnte.

Schutzengelhafte Olga. Bestimmt stehen dir die kleinen Engelsflügel, die dir jetzt gewachsen sind, ganz ausgezeichnet. Bitte melde dich so schnell wie möglich zum Schutzengel-Anfängerkurs an. Wir brauchen dich, Ida vor allem. Du musst ihr sagen, dass sie essen soll, dass sie wieder Freude am Leben finden wird… und dass ich sie brauche. Weil es so schon unerträglich traurig genug ist.

Allerbeste, einzige Olga. Ruhe sanft. Du fehlst mir so sehr. Aber davon wird unsere gemeinsame Zeit nicht weniger großartig. Danke für deine Liebe und dein Vertrauen. Und für deine Haare auf dem schwarzen Pulli, den wir beide so gerne mögen.

9 Kommentare

    1. Ich kann gar nicht aufhören zu weinen, aber auch zu schmunzeln. Ihr seid eine der ersten auf Twitter gewesen, die regelmäßig gelesen habe und lese.

  1. Liebe Bettina,
    welch wundervolle innige, vertrauensvolle und liebevolle Beziehung ihr miteinander hattet! Da bleibt für immer im Herzen und den Gedanken. Das ist ein ganz wundervoller Nachruf auf deine geliebte Olga. Und ich weiß auch aus Erfahrung, wie gut es tut und wie wichtig es ist, seine Gedanken und Erinnerungen niederzuschreiben.
    Die Liebe bleibt!
    Herzlichst, Manuela

  2. Liebe Bettina,
    ich bin mit dir furchtbar traurig und habe gestern Abend sehr geweint, nachdem ich auf Twitter gelesen hatte, das du nun auch Ida gehen lassen musstest.
    Ich bin überzeugt davon, das die beiden Süßen nun wieder beieinander sind und gemeinsam schnurren. Da oben ist es bestimmt sehr lustig, im Pelzgurkenparadies.
    Ich wünsche dir viel Kraft und denke an dich.
    Alles Liebe,
    Jule

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