Schlafengehen mit Katze 1 und Katze 2

Kennen Sie das, wenn Sie abends so richtig schön müde sind und niemand Sie davon abhält, plumpsend ins Bett zu fallen und es sich dort gemütlich zu machen? Mit Buch, E-Buch, Podcast, Hörspiel oder einem eher statischen Spiel auf dem Smartphone. Bei gedämpftem Licht? Wahlweise ohne alles und im Dunkeln? In frischer duftender hautschmeichelnder Bettwäsche, die wärmt oder kühlt, je nach Bedarf? Mit genügend Platz, sich in alle Richtungen auszustrecken, und intim genug, um sich auf kleinem Raum zusammenzurollen? Mit dem Wissen, jetzt acht Stunden ungestört ruhenzu können, bevor Sie wieder raus und funktionieren müssen?

Kennen Sie das?

Ich nicht.

Ich habe zwar ein hübsches Schlafzimmer und ein Bett, das ich sehr mag. Mit glatter Baumwollbettwäsche, die ist mir am liebsten. Ich habe Bücher, E-Bücher und ein echt langweiliges Sudoku auf dem Smartphone. Eine Nachttischlampe, die gedämpftes Licht in die obere Betthälfte dringen lässt, den Raum aber nicht wirklich erleuchtet. Ich habe acht Stunden, bis die WeckerApp Cello spielt.

Aber ich habe auch zwei Katzen. Und eine Blase.

Selbst wenn es mir – was aber eher selten vorkommt – mal gelingen sollte, vor den Katzen im Bett zu sein und mir zuerst einen Platz auszusuchen, kommt mir bestimmt meine Wechseljahrsblase in die Quere, die darum bittet, sich vor dem Löschen des gedämpften Lichtes noch einmal entleeren zu dürfen.

Das wissen die Katzen, die bisher geduldig und wenig flächendeckend am Fußende des Bettes gelegen haben, natürlich. Sie warten entspannt, bis ich das Bett noch einmal verlasse.

Wenn ich dann vom Klo zurückkomme, liegt Katze 2 fest schlafend und theoretisch klein zusammengerollt, bei genauerer Betrachtung praktisch aber ziemlich raumgreifend genau in der Mitte des Bettes auf der Bettdecke. Fest schlafend, das heißt, sie reagiert nicht auf Ansprache. Katze 1 hingegen sitzt in Müffchenhaltung, hellwach und mit einem eher kritischen Gesichtsausdruck auf dem Teil der Decke, das ich beim Aufstehen zurückgeschlagen hatte.

Es bleibt eine etwa 80 mal 80 Zentimeter große freie Fläche auf der Wandseite des Bettes, die allerdings schwer zu erreichen ist, wenn man keine Katze aufschrecken will. Und das will ich natürlich nicht, denn das schadet dem Karma und führt unausweichlich ohne größere Umwege in die Hölle. Also versuche ich, an Katze 1 vorbei auf die Wandseite des Bettes zu kommen, nach Möglichkeit sogar unter die Bettdecke. Und ohne Katze 2 versehentlich zu treten. Obwohl ich nicht besonders gelenkig bin, sieht diese Aktion immer so lange ganz vielversprechend aus, bis ich keinen Fuß mehr auf dem Boden habe, ein bisschen um die Balance kämpfe und Katze 1 beschließt, dass sie sich doch lieber auf meinem Kopfkissen, also genau hinter bzw. unter mir zusammenkringeln möchte.

Stellen Sie sich Breakdance vor, aber unter Wasser und mit gefesselten Händen und Füßen. Ja, genau, so sieht es aus und so fühlt es sich auch an.

Ich vollführe so eine Art dreifachen Rittberger, aber im Liegen und mit den Füßen unter der Bettdecke, um Katze 1, die natürlich sofort nach dem Zusammenkringeln auf dem Kopfkissen fest eingeschlafen ist, nicht zu erdrücken. Links von mir, also an der eigentlichen Einstiegsstelle, wo eben noch Katze 1 saß, ist jetzt ja wieder Platz und ich könnte, wenn ich mir die Decke gut einteile, fast ausgestreckt liegen, ohne Katze 2 zu stören. Allerdings müsste ich dafür meine Füße, die jetzt rechts von Katze 2 feststecken, wieder auf die linke Seite zurückbefördern. Natürlich lautlos und ohne Wellen zu machen.

Etwa zehn Minuten später liege ich ausgestreckt auf der linken Bettseite. Sogar einen drohenden Wadenkrampf habe ich erfolgreich vermieden. Super. Allerdings liege ich ziemlich genau auf der Bettkante und die Bettdecke reicht auch nicht wirklich, um mich zuzudecken. Aber ich liege jetzt in einer wirklich guten Position, um Katze 2, die ja schläft und gar nichts mitkriegt, unauffällig und dezent Millimeter für Millimeter zur Seite zu schieben und mir so mehr Platz und mehr Bettdecke zu erkämpfen.

Weitere zwanzig Minuten später liege ich mehr in als neben dem Bett und auch die Decke reicht aus, solange ich nicht allzu tief einatme. Herrlich. Soll ich jetzt lesen oder Sudoku spielen?

‟Hallo”, sagt meine Blase, ‟bevor du dich so richtig häuslich einrichtest, möchtest du vielleicht noch mal Pipi machen? Ich frag ja nur.”

Verdammt. Aber was soll es. Meine Blase kennt sich aus.

Quasi geräuschlos und ohne sichtbare Bewegungen falle ich aus dem Bett und robbe ins Badezimmer. Bei meiner Rückkehr ins Schlafzimmer sehe ich, dass zwei fest schlafende Katzen l-förmig in der Mitte des Bettes liegen. Auf einer sozusagen gefalteten Bettdecke, von der eigentlich nur noch sehr wenig zu sehen ist.

Ich öffne den Kleiderschrank und ziehe – leise! – die Besucherbettdecke heraus. Diese trage ich dann betont unauffällig ins Wohnzimmer, um es mir – dumdidum – auf dem Sofa gemütlich zu machen.

Na also. Geht doch.

Zwei Minuten später: Mist. Ich habe das Smartphone im Schlafzimmer liegen gelassen.

Auf der Smartphone-Rettungsmission komme ich am Badezimmer vorbei und frage die Blase: ‟Na? Wie sieht es aus?”

Nichts. Offenbar hat sich auch die Blase zusammengerollt und macht ein Schläfchen.

Ich schleiche mit dem Smartphone zurück ins Wohnzimmer und lasse mich seufzend auf das Sofa sinken. Die Besucherbettdecke ist zwar nicht so schön wie meine eigentliche Bettdecke, aber ich habe sie für mich allein. Herrlich. Und ich bin so müde, dass ich jetzt sofort schlafen kann. Also lösche ich das Licht.

Während ich mich im Dunkeln schnell noch gemütlich ausstrecke, höre ich leises Tapsen von kleinen Pfoten auf Holzfußboden und dann zweimal BUPP. BUPP.

Eine Katze legt sich auf meine Füße, die andere auf meinen Bauch. Beide natürlich fest schlafend. Ich mache mir nicht die Mühe zu prüfen, welche Katze wo liegt. Schließlich habe ich noch acht Stunden Zeit, das herauszufinden. Gute Nacht.

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