Stoppis Weihnachtsgeschichte 2022. Teil 4.

Wie kann denn schon wieder der 4. Advent sein, fragt sich Stoppi, wo wir doch gerade erst anfangen, uns an den Winter zu gewöhnen? Und warum dauert es anschließend noch einmal fast eine ganze Woche, also haarscharf bis vorm 5. Advent, bis dann endlich Weihnachten ist?

Eben war es doch noch Spätherbst, die Temperaturen waren mild und wir waren guten Mutes, beim Heizen Energie sparen zu können, ohne dass es wirklich wehtut. Aber nun ist es plötzlich Dezember, die Temperaturen sind unter den Gefrierpunkt gefallen, es hat geschneit und die Heizung musste wieder höhergestellt werden, weil es in der Bude sonst einfach unerträglich kalt wäre.

Letzte Woche war die dicke freundliche Frau, die ja zurzeit in zwei verschiedenen Büros und gelegentlich auch von zu Hause aus arbeitet, nur einem Tag in dem Übergangsbüro an dem neuen Standort, da wo demnächst das Hamburger Hospiz am Deich eröffnet wird, und kam abends quasi schockgefroren nach Hause. Das Übergangsbüro dort ist nämlich groß, schlecht isoliert und hat nur eine kleine Heizung, die noch dazu über das Wochenende ausgestellt worden war. Und so war es arschkalt, als die dicke freundliche Frau sich dort am Dienstagmorgen für einige Stunden mit ihren Kolleg*innen traf. Zwar saß sie hinterher noch eine Weile in einem deutlich wärmeren Raum, aber das hat nicht gereicht, um sie wieder aufzutauen. Noch bis in den späten Abend hinein klapperten ihre Zähne und ihre Füße fühlten sich wie Eisklumpen an. Zu Hause war es nämlich auch nicht gerade superwarm. Und so fühlte sich die dicke freundliche Frau am nächsten Morgen ziemlich krank und musste zu Hause bleiben. Da allerdings schon mit weiter aufgedrehter Heizung. Das half natürlich, aber es dauerte trotzdem bis zum Freitag der Woche, bis sie sich wieder besser fühlte, obwohl Stoppi und die Fräuleins sie so gut wie möglich gewärmt und getröstet haben.

Wenn die Katzen und die dicke freundliche Frau in den Fernsehnachrichten sehen, dass die Menschen in vielen Städten z. B. der Ukraine mehr oder weniger durchgehend ohne Heizung und Strom, oft sogar auch noch ohne Wasser, auskommen mussten und müssen, dann wird ihnen fast übel. Die Vorstellung, dem Winter einfach so ausgesetzt zu sein, ohne sicheren Rückzugsort, ohne Kuscheldecken, Steppwesten und Pulswärmer… unerträglich. Wenn sie sich dann noch die ständigen Bedrohungen durch russische Raketen etc. dazu denken, können sie kaum glauben, dass Menschen und Tiere solche Zustände längerfristig aushalten können.

Sie freuen sich über die großangelegte Spendenaktion „Hand in Hand für Norddeutschland“, die richtig viel Geld für Menschen, die durch den Ukraine-Krieg in Not geraten sind, gebracht hat. Auch haben sie ein kleines bisschen zu der Spendensumme beigetragen. Besser als nichts, finden sie.

Auch für die Hospizarbeit haben sie ein bisschen Geld gespendet und natürlich auch für den Tierschutz. Das ist schon Tradition im Hause Keinzahnkatzen und fest eingeplant. Zum Glück arbeitet die dicke freundliche Frau ja wieder in einem festen Angestelltenverhältnis und hat sogar ein bisschen Weihnachtsgeld bekommen. So waren diese Spenden möglich, auch wenn sie noch immer nicht weiß, wie sich die Gaspreise entwickeln werden. Ihr Gasversorger hat sie vor einigen Tagen darüber informiert, dass er noch einmal über die – vervierfachten – Abschläge, die er für die Zeit ab Januar 2023 angekündigt hatte, nachdenken wollte. Seitdem hat er sich aber nicht mehr gemeldet und die dicke Frau fragt sich manchmal, ob er den Preis wohl senken oder noch einmal erhöhen will. Auf jeden Fall, so denkt sie, ist es sinnvoll, möglichst nicht zu viel Gas zu verbrauchen. Außer natürlich, man wird krank vor Kälte oder die Katzen haben Eiszapfen an den Ohren.

Stoppi, der meistens ganz entspannt auf dem Sofa sitzt, sich die Dinge anschaut und anhört, um sich dann seine ganz eigenen Gedanken dazu zu machen, findet die Situation irgendwie uneindeutig. Alles wirkt ein bisschen gedämpft und geschrumpft, sagt er. Zwar schauen sich die dicke freundliche Frau und die Katzen fast jeden Abend Weihnachtsfilme im Fernsehen an und essen Stollenkonfekt, aber so richtig in Stimmung für Weihnachten sind sie nicht. Stoppi kann das verstehen, aber schade findet er es schon. Ihm gefällt es ja, mit Lichterketten und Baumschmuck für Fotos zu posieren. Aber irgendwie ist dafür immer keine Zeit und keine Energie mehr vorhanden.

Im Internet laufen die Dinge auch eher so lala. Seit Twitter dem verrückten US-Milliardär gehört, macht es dort keinen richtigen Spaß mehr. Die dicke freundliche Frau ist inzwischen zu der Überzeugung gekommen, dass sie ihren Account eigentlich löschen müsste. Aus Protest und um den endgültigen Niedergang nicht mehr hautnah erleben zu müssen. Allerdings schiebt sie die Deaktivierung ihres Profils dann doch immer wieder auf – zu sehr fürchtet sie den Verlust ihrer Reichweite (wer sollte denn ihre Blogposts lesen, wenn sie sie nicht über Twitter ankündigt?) und, vielleicht sogar noch mehr, den Verlust einiger ihr wichtiger Accounts, die sich bisher noch nicht zu einem Wechsel des sozialen Netzwerks entschließen konnten.

Dabei ist es bei Mastodon eigentlich ganz schön, berichtet sie. Es lesen sie nur einfach noch viel zu wenige Menschen und sie hat gerade zu wenig Zeit und Kapazitäten, um mehr Eigenwerbung zu machen. Ein bisschen einsam und ausgeschlossen fühlt sie sich manchmal auch, wenn sie las, wie sich andere Accounts den ganzen Tag lang fröhlich austauschen und sich immer etwas zu erzählen haben. Sie fühlt sich in der aktuellen Situation manchmal so, als hätte sie eigentlich gar nichts Relevantes mehr zu erzählen und auch keine Kraft mehr, sich Inhalte auszudenken. So postet sie manchmal nur einmal am Tag ein Katzenfoto und das war dann auch schon ihr gesamtes Leben in den sozialen Medien. Traurig irgendwie, sagt sie. Das ist nur eine Phase, sagt Stoppi.

Was Stoppi auch noch sagt: Die Zeiten sind beschissen. Die Pandemie dauert schon zu lange an, der Ukraine-Krieg und der Klimawandel sind superbedrohlich und viel zu nah an uns dran, der Jobwechsel hat viel Kraft gekostet, wir werden alle nicht jünger. Trotzdem: Wir leben noch. Wir haben noch Optionen und Entscheidungsmöglichkeiten. Wir können anderen helfen und gelegentlich wird uns auch geholfen. Manche Sachen werden auch wieder besser. Wir haben noch Strom und Heizung und Wasser und unsere Katzen wünschen sich Hirschstreifen zu Weihnachten und kuschelige Bettchen. In Bremen sind unsere Freunde: Jette, Jehan und der große freundliche Mann. Es gibt viele blöde und überflüssige Weihnachtsfilme bei den Streaming-Diensten und im Fernsehen, aber manche sind auch recht charmant und sehenswert. Und überhaupt: Weihnachten. Weniger Licht bedeutet nicht gar kein Licht im Dunkel. Stollenkonfekt ist köstlich. Schöne Musik tröstet.

Wenn wir nicht bei Twitter sind, dann sind wir wahrscheinlich bei Mastodon: @keinzahnkatzen@troet.cafe. Da ist es auch geheizt und die Stimmung ist ganz gut. Schauen Sie doch mal rein.

Dieses Blog wird es weiterhin geben, frische Blogposts, Sie kennen das ja, erscheinen üblicherweise am Sonntagvormittag. Sie können sich auch Newsletter über neue Posts benachrichtigen lassen.

Stoppi, die Fräuleins Miez und Mau und die dicke freundliche Frau wünschen Ihnen einen schönen vierten Advent. Vor oder zu Weihnachten lesen wir uns sicher noch!

2 Kommentare

  1. Da friere ich ja beim Lesen … aber so richtig warm ist es hier auch nicht mehr.
    Was Twitter und Mastodon angeht, ja, mir geht es so ähnlich. Manches fehlt noch auf Mastodon, aber ich werde trotzdem meinen letzten Twitter-Account nun stilllegen und bei Mastodon weiter nach alten und neuen Freunden suchen. Mir fehlt aber derzeit oft auch die Energie, wirklich selbst zu posten. Hoffen wir, dass es bald besser wird.

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