Von Katzen und Kuschelhöhlen

Neulich, als mein wöchentliches Katzenfutterpaket etwas größer ausfiel und ich einen riesigen Karton in mein Büro schleppte, weckte das die Neugier meiner Kollegen.

„Nein, nein“, entgegnete ich auf die entsprechende Nachfrage, „die Katzen sind nicht noch hungriger als sonst – das wäre gar nicht möglich. Stattdessen habe ich ihnen neue Kuschelhöhlen gekauft. Seht mal, das Paket ist zwar sehr groß, aber nicht schwer.“

Die Kollegen staunten allerdings nicht schlecht, als ich nicht eine, nicht zwei, sondern drei neue Kuschelhöhlen, artig gefaltet, aus dem Pappkarton zog. „Sind es inzwischen mehr als zwei Katzen?“

„Natürlich nicht“, sagte ich. „Aber was hat das eine mit dem anderen zu tun? Ein Katze kann doch nicht nur mit einer Kuschelhöhle auskommen. Und schau mal, dieses graue Filzteil, das ist doch eine Zweipersonenhöhle für den Fall, dass beide zusammen rumliegen wollen.“

„Und was wäre, wenn sie die Zweipersonenhöhle nicht hätten?“

„Dann würden sie gelegentlich versuchen, sich zu zweit in so eine flauschige Einpersonenhöhle zu quetschen. Da hängen dann immer diverse Pfoten und Schwänze raus und ich habe Angst, dass sie keine Luft kriegen… Außerdem explodiert die Höhle, die ja auf der Schlafzimmerfensterbank steht, wenn draußen im Hof jemand Lärm macht und beide Katzen gleichzeitig den Notausgang suchen.“

„Ach so.“

„Und deshalb stehen zwei Höhlen auf der Fensterbank, gut befestigt, so dass sie nicht runterrollen. Und dazwischen liegt eine Kuscheldecke, falls sie lieber vor der Höhle liegen möchten.“

„Ach so.“

„Und die Höhlen werden jetzt ersetzt. Die alten sind nämlich zwei Jahre alt, total vollgehaart, verbeult und die Nähte platzen auf.“

„Das klingt nicht sehr nachhaltig.“

„Nein, leider nicht. Man müsste sie regelmäßig händisch enthaaren, dafür bin ich aber zu faul. In die Waschmaschine stecken kann man sie nicht, weil innen drin die Wände mit Pappe verstärkt sind.“

„Da ist die große Filzhöhle sicherlich haltbarer.“

„Theoretisch ja. Praktisch wachsen die losen Katzenhaare quasi in den Filz der Höhle hinein und lassen sich nur noch mit dem Schneidbrenner lösen. Und waschen kann man die Höhle auch nicht. Noch nicht einmal richtig auf links drehen… Aber sie hat ein bisschen länger gehalten als die Plüschhöhlen.“

„Immerhin“, sagte der Kollege. „Und da liegen die Katzen dann den ganzen Tag drin?“

„Natürlich nicht“, erwiderte ich. „Wo denkst du hin? Die Katzen liegen tagsüber abwechselnd in den zwei Plüschhöhlen auf der Fensterbank oder dazwischen, in der großen Filzhöhle unter dem Esstisch, auf dem rosa Kissen in der linken Sofaecke, auf der Armlehne der rechten Sofaecke, auf der roten Fleecedecke auf dem Sofahocker, irgendwo auf dem Gästesofa, auf der grauen Decke auf der vorderen Fensterbank, auf dem kleinen blauen Hocker im Flur, vor ihren Futternapf auf den nackten Fliesen in der Küche und auf dem Korbstuhl im Schlafzimmer. Die große schwarze Höhle vor dem Kleiderschrank ist merkwürdigerweise out, keine Ahnung, wieso. Sie würden aber auch in diesem Pappkarton liegen, wenn ich ihn mit nach Hause nehmen würde.“

„Donnerwetter“, sagte der Kollege beeindruckt. „Aber wenigstens liegen sie nicht im Bett.“

„Nein, da liegen sie nur nachts, wenn ich auch drin liege. Oder wenn ich versuche, es zu beziehen.“

Der Kollege sah von weiteren Fragen ab und fand eine Ausrede, unverzüglich mein Büro zu verlassen. Und dabei hatte ich noch gar nicht erwähnt, dass ich darüber nachdachte, noch ein anderes Katzenbettchen, keine Höhle, für das Gästesofa zu kaufen, das irgendwie so nackt und ungemütlich aussieht, dass mir Katze 2 immer ein bisschen leid tut, wenn sie darauf liegt. Das Gästesofa ist nämlich verdammt hart, so hart, dass ich bisher noch keine Gäste darauf habe schlafen lassen. Ich schlafe immer selbst drauf und schicke die Gäste ins Bett. Falls Sie mich also demnächst mal nicht im Bett antreffen sollten, schauen Sie mal in dem Katzenbettchen (für 2 Katzen oder 1 Hund geeignet) auf dem Gästesofa. An zwei Katzen gekuschelt. Gute Nacht.