Zweiter Advent: Hamsterkäufe, Weihnachtsfilme und vegane Kekse

Im Grunde finde ich eine kurze Weihnachtszeit gut. Wenn Heiligabend auf den 4. Advent fällt, verkürzt dies die offizielle Vorweihnachtszeit auf drei Wochen und sechs (oder von mir aus sechseinhalb) Tage. Das ist doch eine gute Nachricht: Für echte Weihnachtsmuffel, Leute wie mich (die Weihnachten zwar eigentlich schön, das Drumherum aber viel zu anstrengend finden) und die Menschen, die dem mit der Vorweihnachtszeit verbundenen Stress nicht entfliehen können, weil sie, verdammt noch einmal, davon leben, dass sie sich stressen lassen. Einzelhandelsverkäufer zum Beispiel. Oder Kellnerinnen in Lokalen, die Tische oder Extra-Räumlichkeiten für Gruppen anbieten.  Die Weihnachtszeit ist dieses Jahr knackig, aber kurz. Heiligabend fällt auf einen Sonntag, so dass viele von uns nicht arbeiten müssen und mit Glück auf drei freie Tage am Stück kommen – oder sogar auf vier, falls auch der Samstag ein freier Tag sein sollte.

Anders sieht es natürlich bei den Menschen aus, die in der Vorweihnachtszeit so viel arbeiten, umsetzen und einnehmen, dass sie das ganze restliche Jahr davon leben können oder müssen. Diese Berufsgruppen hassen Jahre wie 2017, weil sie um sechs (oder von mir aus sechseinhalb) Tage Hochsaison „betrogen“ werden. In den allermeisten deutschen Innenstädten öffnen die Weihnachtsmärkte beginnt die Weihnachtszeit nach wie vor erst nach dem Totensonntag, also mit dem Beginn der ersten Adventswoche – alles andere wäre ja auch irgendwie unanständig – und endet am Abend des 23. Dezember. Das macht im Jahr 2017 siebenundzwanzig Vorweihnachtseinkaufs- und Weihnachtsmarkttage. Im Gegensatz dazu gab es im Jahr 2016, in dem der Heiligabend auf einen Samstag fiel, dreiunddreißig Tage Vorweihnachtszeit.

Auch wenn ja tatsächlich Einzelhandelsunternehmer, Weihnachtsmarktbetreiber und Weihnachtssüchtige versuchen, irgendein „verbrieftes Recht auf eine längere Weihnachtszeit mit optimierten Umsatzmöglichkeiten“ oder in so ungünstigen Zeiten wie eben in diesem Jahr irgendwelche Ersatz- und Sonderregelungen durchzusetzen, scheint man in Deutschland zum Glück noch ein Stückchen davon entfernt zu sein, solchen obskuren Forderungen nachzugeben. Und wenn die Weihnachtszeit nur siebenundzwanzig Tage dauert, dann ist das eben so. Deal with it.

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Ich schwöre, wir haben auch Gemüse gekauft. Die sieht man nur gerade nicht wegen der ganzen Chips und Kekse.

Wie gesagt, ich finde das gut. Etwas überraschend allerdings stellten mein Freund und ich letztes Wochenende fest, dass es an Samstagen schon wieder fast unmöglich ist, irgendwo halbwegs in Ruhe Lebensmittel einzukaufen. Nun ist der Samstag unser einziger gemeinsamer Einkaufstag, in der Woche abends haben wir dazu keine Lust, auch wenn da natürlich jeder für sich gelegentlich Besorgungen macht. Da ich kein Auto besitze, mein Freund aber schon, ist mir der Samstag durchaus wichtig: Wasser, andere Getränke, Katzenfutter und Katzenstreu trage ich ungern in der Handtasche nach Hause.

Letzten Samstag musste ich vormittags arbeiten, wir waren also am frühen Nachmittag unterwegs. Unsere wichtigste Einkaufsquelle ist die Rindermarkthalle in St. Pauli. Dort gibt es Edeka, Aldi, Budnikowsky, Bio Company und diverse kleinere feste Marktstände. Bis auf Katzenstreu bekommt man dort eigentlich alles, vor allem alle drei Sorten Katzenfutter für Katze 1 und Katze 2, die es ja nur bei Edeka, aber eben längst nicht in jedem Edeka gibt (also die Tütchen, nicht die Katzen). In der Rindermarkthalle tobte gegen 14 Uhr das pralle Leben. Draußen ein Weihnachtsmarkt, einer der größten wöchentlichen Flohmärkte Hamburgs und auch noch der Hamburger Dom (der allerdings noch nicht geöffnet hatte). Drinnen die Hölle auf Rädern: Wer er sich leisten kann und will, mietet seinem Nachwuchs ein Plüschpferd auf Rollen (Animal-Riding), das dann sämtliche Wege und Durchgänge versperrt. Wer kein Geld ausgeben möchte, leiht sich einen Einkaufswagen und schiebt sein Kind damit auf die Knotenpunkte des Einkaufszentrums. Der Lärmpegel ist enorm und von der Stelle kommt man zwischen Einkaufs- und Vergnügungswilligen auch nicht mehr. Wir brauchten über eine Stunde zum Einkaufen und hinterher direkt Alkohol.

Also beschlossen wir, dass der nächste Samstag (also der gestrige) unser letzten großer Vorweihnachts-Lebensmittelkauf-Samstag sein wird. Nächste Woche muss ich am Samstag wieder arbeiten und am 23. Dezember gehe ich vielleicht noch auf den Wochenmarkt bei mir um die Ecke, aber sicher in kein Einkaufszentrum mehr. Gesagt, geplant. Tagelang arbeitete ich an meinem Einkaufszettel, denn natürlich wollten wir gestern keine Zeit mit langem Überlegen oder Beratungen verlieren. Eigentlich waren wir für den späten Vormittag verabredet, aber dann wachte mein Freund am Samstagmorgen sehr früh und sehr beunruhigt auf, weil er von einer sehr, sehr langen Schlange (ob Gift- oder Würgeschlange, konnte aber nicht mehr geklärt werden) am Pfandautomaten geträumt hatte. Ich bekam also gegen 8.43 Uhr – gerade hatte ich ein halbes Auge geöffnet und beschlossen, noch ein bisschen gemütlich im Bett zu bleiben – eine Nachricht mit der drängenden Frage, wann ich denn frühestens bereit zum Einkaufen sein könnte. Argh.

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Da mich gleichzeitig mit dem Befehl zum Aufstehen dieses außerordentlich entzückende Foto von Katze 3 und Katze 4 (Kater 1) erreichte, schrie ich beim überstürzten Aufstehen nur ganz leise.

Wir waren dann um fünf nach zehn in der Rindermarkthalle, ich mit geschlossenen Augen, nur halb angezogen und mit einer Mütze auf den nassen Haaren, mein Freund aber munter und entschlossen zur Effektivität. Keine Schlange am Pfandautomaten, noch kein Animal Riding, aber schon diverse Kinder in Einkaufswagen. Wir also im gestreckten Galopp durch den Edeka, mein halbes Monatsgehalt dort lassend, dann zu Budni, in den Bioladen und zum Bäcker. Immerhin supererfolgreich. Bis auf zwei Kleinigkeiten, die gerade überall gleichzeitig ausverkauft waren, hatten wir alles. Unter anderem zweiundsiebzig Tütchen Katzenfutter. Die reichen zwar nicht bis Weihnachten, aber immerhin schon bis ganz kurz davor. Und in der übernächsten Woche – im Gegensatz zur nächsten Woche, in der ich jeden Abend einen Termin habe und nicht zum Einkaufen kommen werde – kann ich ja auch noch mal abends einkaufen gehen. Weiterhin ist es uns gelungen, alle notwendigen Zutaten für die veganen Kekse, die wir uns ausgeguckt hatten und an diesem Wochenende backen wollten, zu erwerben: Auch nicht soooo einfach – den größten Teil der Zeit im Einkaufszentrum verbrachten wir mit der Suche nach veganem, palmölfreien und erhitzbarem Fett.

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Dunkle Schokoladenplätzchen. Dunkel, formschön und glänzend.

Gegen zwölf gab es dann Frühstück, von eins bis drei ein winziges Mittagsschläfchen. Nebenbei fingen wir an, über die Weihnachtsfilme, die dieses Wochenende geguckt werden müssen, zu verhandeln. Zwischendurch schnell noch zwei Sorten vegane Kekse gebacken, die sogar anständig schmecken. Meine Küche ist zwar zu klein und hat nur ungefähr einen knappen Quadratmeter Ablagefläche, für meinen uralten Gasherd gibt es keine passenden Backbleche mehr zu kaufen und außerdem kennt er nur die Einstellungen „Eiszeit“ und „Fegefeuer“ – Keksebacken ist also eine echte Herausforderung – aber gestern hat es gut geklappt. Die „Snow Puffs“ und die „Dunklen Schokoladenplätzchen“ nach Rezepten der Seite cakeinvasion.de sind – obwohl sie bei mir nicht gerade sehr elegant aussehen – gut gelungen und sehr essbar.

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Snow Puffs mit gehackten Walnüssen. Wie ich schon sagte: Meine Kekse sind nicht hübsch, aber lecker.

Den ersten Weihnachtsfilm habe ich dann ausgesucht: „Das Wunder von Manhattan“, den zweiten mein Freund: „Bad Santa“. Beides keine echten Lieblingsfilme, sondern eher Einsteigermodelle, um überhaupt erstmal in Stimmung zu kommen.

Meine fünf liebsten Weihnachtsfilme, die auf jeden Fall jedes Jahr geguckt werden müssen:
– Tatsächlich Liebe
– Liebe braucht keine Ferien
– Bridget Jones, Teil 1 und 2
– Eine Frau, die alles weiß (Desk Set, 1957, Katharine Hepburn und Spencer Tracy)
– Weihnachten nach Maß (Christmas in Connecticut, 1945, Barbara Stanwyck)

Heute machen wir weiter, da muss es dann schon mehr zur Sache gehen. Ich will wahrscheinlich die Weihnachtsfolge von Wilsberg, „Oh du tödliche…“ sehen und mein Freund „Lethal Weapon“, Teil 1,  oder „Stirb langsam“ (sämtliche Teile). Falls ich ihn überreden kann, beim Brötchenholen auch eine Orange zu kaufen, könnte ich auch Glühwein zum Frühstück machen. Mal sehen. Sicher ist auf jeden Fall: Etwas Sinnvolles machen wir heute nicht. Schließlich ist es der zweite Advent , in der Küche lagern noch zweiundsiebzig neunundsechzig Tütchen Katzenfutter und wir haben – wegen der kurzen Vorweihnachtszeit – keinerlei Zeit zu verlieren.

4 Kommentare

  1. Katze 3 und 4 sind aber aiuch ein wirklich ganz entzückendes Paar! Und es freut mich, dass Ihr Keksrezepte gefunden habt, die ein gutes Ergebnis gebracht haben – so braucht Ihr nicht denen glauben, die der Meinung sind, dass vegane Kekse immer staubtrocken und gesund schmecken müssen.
    Tatsächlich Liebe und Liebe braucht keine Ferien – auch meine absoluten Lieblingsweihnachtsfilme (die ich aber auch schonmal im Sommer gucke) und zwei der wenigen DVDs, die ich besitze. Ein dritter Lieblingsfilm ist bei mir „Sterben für Anfänger“ – wenn man mit britischem Humor was anfangen kann, absolut empfehlenswert.

    Eine möglichst entspannte Weihnachtszeit wünschen
    Paulchen und Nicole

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