Die Woche im Schnelldurchlauf. Miau.

Wie schreiben Sie Ihren wöchentlichen Blogpost, wenn Sie sich eigentlich gerade von schlichten Miau-Dialogen schon erheblich überfordert fühlen? Wenn Sie am Samstagmorgen im Büro sitzen, davon träumen, mit Ihrem aus Bremen angereisten Freund und zwei satten Katzen bewegungslos und vollgefressen auf dem Sofa zu liegen, und gleichzeitig genau wissen, dass Sie vorher noch

  • zwei Stunden arbeiten
  • einen Besuch im Seniorenheim machen
  • eine Million Pfandflaschen wegbringen
  • die Wohnung flüchtig putzen (der Kollege von nebenan nennt es „entekeln“ und das trifft es irgendwie), Wäsche waschen und Bettzeug für den Freund finden
  • Katzenfutter und Frühstück für morgen plus alkoholische Getränke kaufen

müssen?

Sie stecken auch den Kopf in den Sand (der in den meisten Büros unter so einer sehr unattraktiven Auslegeware versteckt ist) und finden plötzlich Ihre Ablage attraktiv, oder? Und überlegen, ob Sie diese Woche noch mal mit einer guten Ausrede und ein paar hübschen Katzenfotos davonkommen, oder? ODER?

Eigentlich hätte ich ja einiges zu erzählen. Zum Beispiel davon, wie kompliziert es ist, angefangene Ärztliche Verordnungen für Krankengymnastik oder Lymphdrainage aus den Massage- und Physiotherapie-Praxen zurückzubekommen (oder wenigstens Kopien), um die Behandlungen dann in einer anderen Praxis, die zum Seniorenheim gehört, fortsetzen lassen zu können. Oder, falls die Praxen nicht in die Hufe kommen, neue Verordnungen der verschreibenden Ärzte zu kriegen. Ich könnte Ihnen sogar ausführlich von den gefühlt 80 Telefonaten erzählen, die notwendig waren, um am Freitag endlich die notwendigsten Dokumente zusammen zu haben, damit die dringend notwendigen Behandlungen in der nächsten Woche fortgesetzt werden können. Aber das käme dann jetzt alles sehr ungefiltert, weil ich im Moment gerade überhaupt keinen Abstand zu irgendwas habe und auch keine richtige Perspektive.

Immerhin lässt sich berichten, dass meine Mutter bereits nach dreieinhalb Tagen im Doppelzimmer in ein Einzelzimmer des Seniorenheims umziehen durfte – wie ich schon vermutete, dauerte es nicht lange, bis allen Beteiligten (und auch vielen Unbeteiligten) klar war, dass diese Änderung keinen Aufschub duldet und im Interesse aller Beteiligten (und Unbeteiligten) sein dürfte. Das Einzelzimmer ist gut geschnitten und ganz schön, auch wenn es im Moment noch etwas unpersönlich wirkt. Aber dagegen lässt sich ja was machen. Und irgendwann, vielleicht schon in ein paar Tagen, wird meine Mutter es auch bestimmt ohne Hilfe finden.

Zwischen den ganzen Aktionen mit meiner Mutter und um sie herum hatte ich diese Woche ja auch noch meine Kaffee-Hospitation im Hospiz. Ich war tatsächlich ein bisschen aufgeregt, aber es lief alles gut, niemand wurde verletzt (deswegen konnte auch der Brennpunkt nach der Tagesschau wieder abgesagt werden) und ich hatte sogar Spaß dabei. Mein Vorbereitungskurs ist nun schon im letzten Drittel, es stehen jetzt noch ein ganzer Samstag und drei Abendtermine aus – und dann geht es los mit unseren ehrenamtlichen Aktivitäten im Hospiz. Bei einigen Kursteilnehmern hat sich sogar schon eine erste Begleitung von Hospizgästen ergeben (für uns als Ehrenamtliche im stationären Bereich bedeutet das im Allgemeinen regelmäßige Besuche bei einem Gast im Hospiz), sie berichten auf unseren Kursabenden davon und ich finde das immer sehr aufregend. Bin gespannt, wann es einen passenden Gast für mich geben wird – das kann ganz schnell kommen, aber auch noch ein bisschen dauern. Auf jeden Fall fühle ich mich, auch wenn das tägliche Leben mich im Augenblick gerade ziemlich fordert und mir nicht viel Zeit für irgendwas bleibt, durch den Kurs, der ja seit Oktober läuft, gut auf meine erste Begleitung vorbereitet und freue mich bei aller Aufregung darauf.

Superschön war auch, dass ich bei der Kaffee-Hospitation einige Mitarbeiter des Hospiz-Pflegeteams wiedergetroffen habe, die damals meinen Vater betreut haben, auch den wichtigsten seiner Bezugspfleger. Nicht nur, dass diese Kollegen mich unheimlich nett begrüßt haben und sich freuen, dass ich meine damalige Ankündigung, als Ehrenamtliche wiederzukommen, wahr mache – nein, sie haben alle auch noch ganz konkrete und sehr liebevolle Erinnerungen an meinen Vater und seine Zeit im Hospiz. Dass diese großartigen Menschen sich bei aller Professionalität und trotz der Wahrung einer notwendigen Distanz doch berühren lassen von den Menschen, die sie um- und versorgen und schließlich verabschieden, und dass sie sich an guten Erinnerungen erfreuen können, hat mich wiederum sehr berührt und in meiner Gewissheit gestärkt, mit diesem Ehrenamt einen Volltreffer gelandet zu haben.

Also, was schreiben Sie nach einer so angefüllten Woche, ohne viel Muße oder Zeit und definitiv ohne Abstand in Ihren wöchentlichen Blogpost?

„Miau.“
„Ja bitte?“
„Miau.“
„Was soll das heißen, du schreibst eine Beschwerde an Edeka?“
„Miau!“
„Eigentlich heißt es: Ich schreibe eine Beschwerde an Edeka? In deinem Auftrag?“
„Miau.“
„Wegen der „verbesserten Rezeptur“ bei den roten Tütchen?“
„Miau!“
„Die schmecken jetzt wie eingeschlafene Hundefüße?“
„Miau.“
„Okay. Dann diktier mal!“
„Miau. MiaumiauMIAU! Mi… au. Miau. Miaumiaumiaumiau. MIAU??? Miau.“
„Okay, das habe ich.“
„Miau.“
„Mit freundlichen Grüßen?“
„Miau.“
„Katze 1. Und Katze 2.“
„Miau.“
„Okay. Und wer leckt jetzt die Briefmarke an?“
„…“
„Hallo? Hallo?
„…“
*schlabberndes Geräusch*
„Örks.“
„Miau.“

4 Kommentare

  1. Da war ja einiges geboten in dieser Woche. Ich kenne solche Wochen auch. Und auch den Wirrwarr und die 80 Telefonate, nicht von Einzügen ins Altersheim, aber von meinem Sohn, der behindert ist. Für ihn brauche ich auch immer wieder ärztliche Atteste, Bescheinigungen, Stempelchen. Zeitaufwendig und manchmal auch kostspielig, da ein Attest privat bezahlt werden muß.
    Mein Sohn ist im Herbst 2016 in eine Einrichtung in 90 km gezogen, da in der Nähe unseres Wohnortes keine auf seine Behinderung spezialisiert war. Es war keine leichte Entscheidung für mich, aber Kinder ziehen nun mal irgendwann aus. Zum Glück hatte er von Anfang an ein Einzelzimmer und ich hole ihn fast jedes Wochenende nach Hause. Ein großer Schritt für die Beteiligten.
    Ich habe 3 1/2 Jahre in Teilzeit in der Betreuung im Altersheim gearbeitet, ich finde, Doppel-Zimmer sind ein no go! Was hatten wir für Streit-Situationen. Wer möchte denn schon mit einem wildfremden Menschen, den er sich nicht mal selber ausgesucht hat, in einem Zimmer leben? Zum Glück gab es so schnell ein Einzelzimmer für ihre Mutter.
    Ich bin froh, daß ich heute in der Tagespflege arbeite. Ein Segen für viele Senioren, die durch unsere Tagesbetreuung viel länger zu Hause bleiben können, manche sogar, bis sie endgültig gehen. Einige Angehörige arbeiten auch mit Tandem Tagespflege – polnischen Kraft.
    Ich wünsche gutes Gelingen für´s Probewohnen der Mama, gute Nerven für alles, was zu organisieren ist und vor allem ein erholsames WE!

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