Hallo, hier schreibt Fritz. Die dicke freundliche Frau kann gerade nicht selbst schreiben, weil ich auf ihren Händen sitze, aber das macht ja nichts. Also, mir nicht. Sie jammert ein bisschen, aber sie jammert sowieso viel, meistens so Sachen wie: Lass endlich Leo in Ruhe! Oder Nein heißt Nein! Oder Geh von meinem Essen weg! Oder Der nächste Bus nach Rumänien fährt heute Abend und es gibt noch freie Plätze!
Ich weiß gar nicht, was sie immer will: Ich habe mich hier hervorragend eingelebt. Nicht, dass mir das schwergefallen wäre – ich komme immer und überall bestens zurecht. Auch in schwierigen Situationen, und hier ist es überhaupt nicht schwierig, sondern sehr gemütlich. Es ist warm, gibt zweimal täglich Essen (plus Snacks und alles, was ich erbeute, muss sagen, Radieschen schmecken wirklich ekelhaft) und ein Unterhaltungsprogramm wird mir auch geboten.
Die Unterhaltungsprogrammdirektorin ist Leo, das Fräulein. Eine sehr attraktive Katze, das lässt sich nicht leugnen, aber doch ziemlich verweichlicht. Fast so, also hätte sie noch nie bei Minusgraden draußen geschlafen oder sich ihr Essen selbst fangen müssen. Sie stellt sich bei meinen kleinen Flirteinlagen ziemlich an, so als wäre ich ein übergriffiger Wüstling oder so. Dabei will ich sie doch bloß ein bisschen ärgern und aus der Reserve locken, damit sie mal mit mir spielt. Aber sie ziert sich noch, faucht, knurrt und schreit, sobald ich nur eine Tatze auf ihr Knie lege. Sie hat eine sehr schöne Stimme, wirklich, aber sobald Leo kreischt, kommt die dicke freundliche Frau angeschossen und jagt mich weg. Tssss. Immer wenn es gerade lustig wird.
Leider kann ich meine Annäherungsversuche bei Leo nicht fortsetzen, wenn die dicke freundliche Frau zur Arbeit muss, denn sie sperrt mich immer im Wohnzimmer ein, bevor sie die Wohnung verlässt. Dann können Leo und ich nur durch die Ritze unter der Tür miteinander flirten, sehr bedauerlich. Aber die dicke freundliche Frau sagt, sie will nicht, dass Leo durch meine Aufdringlichkeit traumatisiert wird und später eine Therapie braucht. Und dass ich nicht so frech und zahnlos grinsen soll, sonst kauft sie mir gleich ein Busticket zurück nach Rumänien. Und Leo sitzt im Hintergrund in ihrem gemütlichen Bett und kichert leise. Natürlich nur solange die dicke freundliche Frau das nicht sieht. Wenn sie Leo anguckt, dann bekommt diese immer so einen leidenden und ängstlichen Gesichtsausdruck und tut so, als würde sie sich völlig unwohl und unsicher fühlen. Ziemlich raffiniert und schauspielerisch sehr begabt. Vielleicht nehme ich sie unter Vertrag und wir werden beide unermesslich reich.
Mindestens so gut wie das Fräulein Leo sollte wohl auch der große freundliche Hund zu mir passen, von dem ich schon eine Menge gehört habe, der aber noch nicht in meinem neuen Zuhause vorsprechen durfte. Er scheint jedenfalls nicht ganz so zimperlich zu sein wie Leo, dafür aber recht energiegeladen und unternehmungslustig. Ein wenig ungebärdig soll er wohl auch sein, was auch immer das wohl heißen soll. Hauptsache, er klaut mir nicht mein Essen, sonst kann er sich gleich ein Busticket zurück in die Ukraine kaufen.
Sie sehen, ich habe mich bestens akklimatisiert und die Lage voll im Griff. Die kleine Schmiergeldzahlung, damit in meinem Vermittlungsprofil so Sachen wie „Katzensenior“, „angenehmer Mitbewohner“ und „anhänglich“ auftauchen, hat sich auf jeden Fall gelohnt, ebenso wie die Schwindelei bezüglich meines Alters. Natürlich bin ich noch keine zehn Jahre alt, was aber auch gut ist, denn Leo sieht man ihre zwölf Jahre ja auch nicht an; sie ist ein toller Feger. Wenn sie mich nur mal ranließe (ja, sie haben mir die Eier abgeschnitten, aber erst letztes Jahr, und ich kann mich noch bestens daran erinnern, wie es früher war, haha!). Daran arbeite ich noch, unermüdlich.
Jedenfalls, was soll ich sagen, es ist alles ziemlich super hier. Und Schreiben ist voll anstrengend. In Zukunft kann das wieder die dicke freundliche Frau machen, während ich mich kurz aufs Ohr haue. Ich wollte mich nur mal eben vorstellen, damit Sie wissen, mit wem Sie es hier zu tun haben.
High five, Fritz. Das mit der Schmiergeldzahlung, tststs… – hat ja super geklappt.
Aber Du solltest Dich schon auch manchmal in das Fell Deiner Leo versetzen, also nicht so, wie Du es bisher versucht hast. Schließlich hast Du da im neuen Zuhause wirklich in jeder Beziehung einen Jackpot gelandet, gell. (Ich weiß, keine unerwünschten Ratschläge, aber überleg es Dir vielleicht doch, denn wer weiss, so ein Ticket ist schnell gekauft?)
Liebe Grüsse an Bettina und Leo. (Weiterhin viel Spass und vielleicht doch ein kleines bisschen für alle angenehmere Annäherung jede Woche bezüglich des Jungspunds.)
Ach Fritzchen vulgo Fritte bin jetzt schon verliebt in dich und warte sehnsüchtig auf den nächsten Wochenbericht…aber geh es lieber etwas langsam an
Hallo Kumpel, du hast auch den Jackpot gewonnen? Ich dachte auch, ich träume, als ich hier aus dem Kennel stieg. Es gab ein SOFA! Und! Es gab KEINE ANDEREN KATZEN! Das war das Allerbeste!
Die Leo is ja schon ne flotte Schnecke. Aber eben auch ein Fräulein. Die zicken gerne mal, wenn da so ein Macho den rumänischen Rüpel gibt (das mit dem Rüpel hab ich nur wegen der Alliteration geschrieben).
Mein Tipp: Mach langsam, sing ihr vielleicht mal was vor – tanzen kommt auch gut. Tango z.B. Und schieb ihr mal ein Leckerchen rüber.
Also so würde ich das machen, wenn ich denn wollte.
Wenn du Fragen hast Amigo, ich bin stets zu Diensten!
Dein Pepe Pepelino – Olé!