Smartphone einrichten? Ein Katzenspiel.

Ein neues Smartphone einrichten. Das letzte, ein chinesisches Modell mit erstklassiger Leistung zum Mittelklassepreis, hat vier Jahre lang gehalten, doch nun ist der Speicher voll belegt und, viel schlimmer, der Akku macht schlapp. Da ich mich an ein schnelles, leistungsstarkes Gerät mit langer  Laufzeit und ausgezeichneter Kamera gewöhnt habe, es aber komplett abartig finde, für mein Smartphone mehr Geld auszugeben als für meinen Laptop (oder einen Kleinwagen oder den Zahnersatz der letzten zehn Jahre), fiel mir die Entscheidung für das neue beste Stück gar nicht so leicht. Aber sie fiel.

Es ist wieder ein Chinese geworden, ein Hersteller, von dem ich vor dem Beginn meiner Recherche zwecks Neuanschaffung noch nie gehört hatte: Nothing Phone. Klingt doch gut, dachte ich, und hat gerade jetzt sein erstes „Mittelklassesmartphone“ herausgebracht (in Abgrenzung zu zwei sogenannten Flagship-Modellen, die schon etwas länger auf dem Markt sind). Das Mittelklassemodell unterscheidet sich anscheinend weit mehr im Preis als in der Leistung von seinen großen Geschwistern – genau so etwas hatte ich gesucht.

Anmerkung am Rande: Ja, in der Theorie sind mir Nachhaltigkeit und Political Correctness auch sehr wichtig, aber bei meinem Smartphone zählen in der Praxis für mich als Nutzerin des öffentlichen Nahverkehrs, in dem es oft keine Steckdosen gibt, vor allem die lange Akkulaufzeit (und das schnelle Nachladen, wenn mir dann mal Strom zur Verfügung steht). Nach drei bis vier Jahren sind meine Smartphones grundsätzlich komplett ausgelutscht, das Material schlicht ermüdet. Ein „refurbished“ also wieder aufgearbeitetes Gebrauchtsmartphone oder das fair produzierte Fairphone kämen für mich deshalb einfach nicht in Frage – vom Kaufpreis will ich in diesem Zusammenhang gar nicht reden.

Es ist also ein Nothing Phone (2a) geworden. Außer ein paar Fancy Features wie besonderen Leuchtdioden auf der Rückseite und lustigen Designentscheidungen wie monochromen App-Icons bringt es vor allem eine gute Leistung, einen riesigen Akku und gute Kameras mit. Es läuft unter Android wie auch alle seine Vorgänger in meinem Haushalt.

Sogar vorgeladen ist das neue Endgerät, ich kann es direkt nach dem Auspacken einschalten und loslegen. Aber wie? Mit der Anleitung „Setzen Sie zunächst Ihre Simcard in das neue Telefon ein!“ ist mir natürlich nicht geholfen, denn ich weiß aus Erfahrung, dass die Einrichtung des neuen Geräts sich über mehrere Tage hinziehen wird. Tage, in denen ich die Simcard natürlich in meinem alten Smartphone benötige. Das heißt, ich entscheide mich dafür, das neue Phone zunächst nur mit dem WLAN in meiner Wohnung zu verbinden und dann erstmal alles einzurichten, was geht. Erst anschließend wird die Simcard umgesetzt (wobei es natürlich nicht falsch ist, sich gleich zu Beginn zu vergewissern, dass die Simcard im alten und neuen Smartphone von derselben Art/Größe sind bzw. sein sollen).

Das neue Phone hat natürlich, das ist Standard heutzutage, einen Einrichtungsassistenten, der mich durch die Inbetriebnahme führt. Punkt 1, der sich mit dem Einsetzen der Simcard befasst, kann ich überspringen. Die Verbindung mit dem heimischen WLAN gelingt ohne Schwierigkeiten und auch das Anmelden bei meinem Google-Account. Als nächstes bietet das neue Phone an, alle Apps vom alten Phone zu kopieren. Alle, das bedeutet in meinem Fall 178 Apps. Ich überlege kurz: Von den 178 Apps brauche ich bestimmt mindestens ein Viertel nicht mehr. Was dauert nun länger, alles rüberholen und hinterher löschen oder nur die gewünschten Apps neuinstallieren? Ich entscheide mich fürs Rüberholen, verbinde die beiden Telefone per Kabel und los geht es. Dauert auch gar nicht so lange, dann sind die Apps da, schön monochron, dunkelgrau vor schwarzem Grund. Rauszufinden, wie ich sie bunt mache, dauert nur etwas länger als die Installation. Nun muss ich natürlich bei jeder einzelnen App überprüfen, ob ich noch angemeldet bin oder. Und falls nicht, ob ich meine Anmeldedaten weiß oder vielleicht Google oder meine streng geheime Passwortdatei auf dem Laptop.

Der erste Abend geht schnell vorbei und das neue Phone ist noch lange nicht fertig. Immerhin habe ich das Gefühl, schon ein bisschen was geschafft zu haben. Froh, dass die Simcard noch im alten Phone steckt, bin ich trotzdem. So habe ich hier jetzt keinen Leistungsdruck und kann bis zum Wochenende warten, um dann in Ruhe mit der Einrichtung weiterzumachen.

Am Freitagabend raffe ich mich dann auf und überprüfe weiterhin Apps, gebe Anmeldedaten und Sicherheitscodes ein. Nebenbei lösche ich, was ich – hoffentlich wirklich – gar nicht mehr brauche, ordne und lerne die Einstellungsmöglichkeiten des neuen Geräts kennen. Keine vorinstallierte Bloatware drauf, das ist wirklich sehr angenehm. Überhaupt ist das Phone sehr unaufdringlich und bietet mir nicht ständig irgendwelchen neumodischen Quatsch an, den ich erstmal googeln müsste, um zu entscheiden, dass ich ihn nicht benötige. Ein paar Sachen muss ich noch nachinstallieren und vor allem das Onlinebanking wieder zum Laufen bringen. Das mache ich am Samstag, wenn ich den Laptop sowieso anmachen muss, um den wöchentlichen Blogpost zu schreiben, denn die Netkeys und Codes der Banking-App sind relativ kompliziert, glaube ich.

Wenn das alles funktioniert, dann gibt es kein Zurück mehr. Dann zieht die Simcard um. Nun bin ich feinmotorisch nicht gerade hochbegabt, aber dafür sehr geduldig. Solange Fritte also nicht „versehentlich“ die Card frisst, sollte das klappen. Hoffentlich. Falls Sie aber nichts mehr von mir hören sollten, wiss

 

3 Kommentare

  1. Mich hat ja die streng geheime Passwortdatei auf dem Laptop beeindruckt.
    Also, dass es noch jemand gibt, der sowas hat.
    Wir haben natürlich ein Problem, wenn der Lap mal abschmiert. Wenn man z.B. eine halbe Tasse Kakao in die Tastatur kippen würde. Aber darüber möchte nicht weiter reden.

    Ich habe auch einen Chinesen mit großem Akku und recht annehmbarer Kamera und Preis. Ich guck mir aber jetzt schon mal dieses andere Dings an. Man weiß ja nie…?

    LG nach HH
    Pepe und die FF

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