Alles Gute zum neuen Jahr.

Und schwupps ist das Jahr schon wieder vorbei. Es ist wohl wahr: Mit zunehmendem Alter vergeht die Zeit immer schneller. Kaum haben wir das Jahr 2022 begrüßt, da verabschieden wir es auch schon wieder. Nicht weiter schlimm, schließlich hat es die meisten Hoffnungen, besser zu werden als die unmittelbaren Vorgängerjahre, doch wieder enttäuscht. Corona war dann doch nicht vorbei, mit der Ampelkoalition wurde nicht alles besser, eigentlich gar nichts, und der russische Angriff auf die Ukraine mit all seinen direkten und indirekten Auswirkungen kam zwar definitiv nicht aus dem Nichts, aber doch für die meisten von uns eher überraschend. Weil wir uns einfach nicht vorstellen konnten, dass in Europa Krieg sein soll. Ein Krieg, der uns alle betrifft und bedroht. Und nun ist auch das schon fast wieder ein Stück Normalität geworden, was sich aber nicht wirklich beruhigend anfühlt.

Mein persönliches Jahr verging auch im Nullkommanix, so fühlt es sich jedenfalls an. Seit Mitte Februar arbeite ich wieder in Vollzeit, nach einem guten Jahr Weiterbildung/Arbeitslosigkeit/freiberuflicher Tätigkeit war das erst mal wieder ziemlich ungewohnt und durchaus anstrengend. Zwar bin ich jetzt in der glücklichen Lage, an den allermeisten Tagen selbst entscheiden zu können, wann ich morgens anfange, aber selbst dieses um zehn Uhr halbwegs korrekt bekleidet im richtigen Büro aufschlagen und auch noch arbeitsfähig zu sein, es macht mir gelegentlich noch Mühe. Von der Arbeit ganz zu schweigen: Hatte ich bei meiner Einstellung noch die Hoffnung, hauptsächlich Trauerarbeit machen zu können, ergänzt bis zum Erreichen der Vollzeit-Stundenzahl um ein bisschen Öffentlichkeitsarbeit, so sieht die Realität anders aus. Die Trauerarbeit nimmt derzeit nur einen geringen Teil meiner Stundenzahl ein, die meiste Zeit bin ich jedoch mit mehr oder weniger Erfolg darum bemüht, endlich herauszufinden, wie Öffentlichkeitsarbeit eigentlich funktioniert. Das ist keine Raketenphysik, zum Glück, ich finde mich nach und nach zurecht, aber ein Grundproblem macht mir zu schaffen: Man könnte/sollte/müsste immer noch etwas mehr tun bzw. getan haben als das, was man gerade tut oder getan hat. Wenn es nicht gut läuft, dann war es nicht genug und muss intensiviert werden, und wenn es gut läuft, dann muss man das ausnutzen und noch einen draufsetzen. Anstrengend.

Immerhin stehen wir jetzt kurz vor dem Erreichen eines lang angepeilten Höhepunktes: Unser neues Hospiz am Deich wird demnächst eröffnet. Nachdem die Inbetriebnahme im letzten Jahr mehrmals verschoben werden musste, sind wir nun nicht mehr aufzuhalten: Zwar ist der Umbau noch lange nicht abgeschlossen, aber wir ziehen jetzt trotzdem in das Haus ein, führen einen Tag der offenen Tür (14. Januar) durch und planen die Aufnahme der ersten Gäste für Ende Januar. Ende Januar 2023 wohlgemerkt. Ja, das ist bald.

Die Zeit bis dahin wird noch einmal heftig, klar, aber danach wird es – so hoffe ich zumindest – endlich wieder so etwas wie einen Alltag geben, in dem wir einfach nur noch ganz normal arbeiten. Also auch mal wieder im Bereich Trauerarbeit – das wäre so schön.

Wenigstens werde ich zu Hause, egal wie müde ich bin und wie hungrig ich dort aufschlage, immer von den freundlichen Fräuleins begrüßt. Das Zusammenleben mit Frl. Lotte Miez und Frl. Leonie Mau gestaltet sich weiterhin unkompliziert, sofern ich immer genügend Tütchen vorhalte. Sie sind sozusagen der allerbeste Grund, es abends nach Hause zu schaffen und nicht einfach im Büro, in einem Schließfach am Hauptbahnhof oder auch mal in Bremen bei Jette und Jehan zu übernachten. Letzteres wäre natürlich eigentlich sehr schön, denn Jette und Jehan sind großartige Katzen und ebenfalls perfekte Mitbewohner*innen. Aber sie gehören ja zu dem großen freundlichen Mann, so wie Lotti und Leo zu mir gehören. Und so schlafen meistens alle von uns nachts da, wo sie auch hingehören.

Was ich im Jahr 2022 übrigens extrem doof fand, war die Veränderung von Twitter, nicht zu seinem Vorteil. Nach der Übernahme durch Elon Musk und seinen ersten Aktionen in Bezug auf sein Personal und die Regeln und Richtlinien von Twitter eröffnete ich, wie so viele andere User*innen auch, einen Account bei Mastodon, für alle Fälle, um nicht plötzlich von der Welt abgeschnitten zu sein. Mastodon ist nett und funktioniert gut, ich kann nichts dagegen sagen. Im Moment bemühe ich mich, nur noch dort zu posten, mein Twitter-Account ruht entsprechend (vom Löschen bin ich aber noch ein gutes Stück entfernt). Das geht auch ganz gut, trotzdem ist für mich irgendwie die Luft raus und das Bedürfnis, alles mitzukriegen, ziemlich reduziert. Es fühlt sich für mich so an, als hinge ich zwischen zwei Sozialen Netzwerken in der Luft, wäre weder hier noch da richtig zu Hause. Aber vielleicht kommt das noch.

Na ja. So ging das Jahr 2022 dahin. Was das Jahr 2023 bringen wird: Wer weiß das schon? Beziehungsweise: Wer will das schon wissen? Die Energiekrise wird noch dauern, sagen die Experten. Beim Krieg in der Ukraine habe ich noch ein bisschen Hoffnung, dass er vielleicht irgendwann beendet werden wird. Corona? Geht jetzt in den endemischen Zustand über – ob das gut ist oder nicht so gut, wird sich zeigen. Hängt vielleicht auch ein bisschen davon ab, ob Long Covid in der Intensität auch irgendwann nachlässt, oder? Falls nicht, dann werden vermutlich nach und nach immer mehr Menschen nach mehr und mehr Re-Infektionen Spätschäden davontragen. Auch nicht so besonders verlockend. Aber die Maßnahmen zur Eindämmung sind halt nicht mehr mehrheitsfähig, das steht wohl fest, und wir sollten uns an den Gedanken gewöhnen, mit gewissen Entscheidungen wie Sich nicht häufiger und länger in Menschenmengen aufhalten als unbedingt nötig oder Masken tragen wenn von Symptomen befallen zu einer kleinen Gruppe von Exoten zu gehören, die von der Mehrheit belächelt oder verhöhnt wird. Ich bin gespannt, wann die Maskenpflicht in medizinischen Einrichtungen und somit auch in Hospizen wohl fallen wird und wie sich das dann auswirkt.

Viel Freude und Hoffnung verbindet sich für mich nicht mit dem Jahreswechsel, eigentlich ist er mir ziemlich egal. Montag ist Montag, egal ob es nun 2022 ist oder 2023. Es geht alles irgendwie weiter, manches ist gut, anderes nicht. Wir machen das schon. Ohren zu und durch (das bezieht sich jetzt auf Silvester!).

Anderen Menschen alles Gute zu wünschen, gehört natürlich auch dazu, und dagegen ist auch nichts einzuwenden. Sollten wir ruhig häufiger machen. Also: Alles Gute für das neue Jahr, Gesundheit, viel Freude und hoffentlich bessere, friedlichere Zeiten wünsche ich Ihnen! Darauf ein stilles Wasser.

3 Kommentare

  1. Schön, von Dir zu lesen. Was Twitter und Mastodon angeht, ging und geht es mir ähnlich – ich versuche aber, durch den Wechsel einfach weniger Zeit mit diesen Seiten zu verbringen. Ich möchte noch so viel machen, aber wenn ich die nötigsten Dinge erledigt habe, bin ich oft zu müde, um noch etwas Produktives mit mir anzufangen – dazu gehört leider auch das Schreiben.
    Ich freue mich immer über die Bilder der Fräuleins – und Deine Kommentare dazu. Passt auf Euch auf!

  2. …mit Verspätung ebenfalls ein gutes neues Jahr!
    Du und die Froileins, ihr fehlt auf Twitter.
    🙁
    (ja, ich habe einen Notfall-Mastodonaccount, aber.)

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