Da hat mich das blöde Virus doch tatsächlich erwischt. Frechheit. Was denkt es sich eigentlich dabei? Wo ich doch die ganze Zeit so vorsichtig war. Und frisch zum vierten Mal geimpft. Unverschämtheit.
Was sagen Sie? Wie es dazu kommen konnte? Das möchte ich auch gerne wissen. Sehr gerne sogar.
Fest steht: Ich hatte Anfang der letzten Woche Kontakt mit einer infizierten Kollegin. Mehrfach, kurz, mit FFP2-Maske und Abstand (von beiden Seiten aus, in meinem Arbeitsumfeld wird das sehr ernst genommen). Die Kollegin bekam einen Tag früher als ich Symptome und ihr Schnelltest schlug Alarm.
Dass ich mir das Virus bei einer anderen Gelegenheit eingefangen habe, ist eher unwahrscheinlich: Zwar war ich in der Vorwoche zwei Tage zur Fortbildung, hatte dort aber zwei Tage lang meine Maske fest ins Gesicht geschraubt, bin zum Essen raus und zum Trinken ans Fenster gegangen. Der zeitliche Abstand passt auch nicht zum Symptombeginn.
Am darauffolgenden Geburtstagswochenende hatte ich nur Kontakt mit meinem Freund, der sich auch regelmäßig testet und nichts hatte, weder einen auffälligen Schnelltest noch irgendeine Art von Symptomen noch Umgang mit Infizierten. Weder vorher noch hinterher.
Beim Busfahren gab es Anfang letzter Woche auch keine besonderen Vorkommnisse. Ich bin dort immer gut maskiert, halte so viel Abstand wie möglich und setze mich um/steige aus, wenn es mir zu voll wird. Außerdem fahre ich nie sehr lange Bus. Die Chancen, mir dort etwas eingefangen zu haben, würde ich als eher gering einschätzen.
Also im Job. Trotz Vorsicht, Masken und Abstand. So schön. Eigentlich kann ich es mir nur so erklären, dass mein Büro winzig klein ist und ich vielleicht nicht ganz so konsequent nach jedem Besuch von Kolleg*innen durchgelüftet habe, wie ich dachte, bevor ich dann irgendwann meine Maske wieder absetzte. Denn wenn ich dort alleine arbeite, nehme ich sie ab.
Zu dieser Theorie passt – irgendwie, finde ich jedenfalls – dass ich offenbar nur eine geringe Dosis Omikron eingeatmet habe. Meine Viruskonzentration war von Beginn an gering und der CT-Wert kurz vor dem magischen Wert von 30, ab dem ich als nicht mehr ansteckend gelten würde.
Aber zurück zum Tathergang: Mein Plan für den Donnerstag war, morgens von zu Hause aus zu arbeiten, weil ich von dort unseren IT-Experten anrufen und etwas an meinem Fernzugriff aus dem heimischen WLAN überprüfen sollte. Das gab mir genug Zeit zu bemerken, dass ich ein raues Gefühl im Hals hatte, das sich auch nach dem Teetrinken nicht besserte. Mein Schnelltest war aber sauber. Trotzdem blieb ich vorsichtshalber im Homeoffice. Später am Tag erhielt ich die Nachricht, dass eine Kollegin auch krank sei – und positiv getestet!
Ich war leicht beunruhigt, zählte im Geiste die Sekunden der Kontakte mit dieser Kollegin in den letzten Tagen durch und überlegte: Wäre es möglich, dass mein rauer Hals mir etwas sagen wollte? Konnte es mir aber nicht so richtig vorstellen. So sagte ich es auch noch meinem Freund am Telefon.
Als ich dann aber am Abend im Bett lag, wurde mir kalt und maddelig. So ein Gefühl wie ganz kurz vorm Schüttelfrost. Und das Gefühl kenne ich gut: Das hatte ich nämlich nach jeder Corona-Impfung für etwa zwei Stunden und ich hatte mir immer vorgestellt, wie mein Immunsystem sich mit den geimpften Erregern herumschlägt. Na ja, das stellte ich mir jetzt wieder vor – nur eben ohne Impfung.
Die Überraschung, als am Freitagmorgen mein Schnelltest einen blassen, aber mit bloßem Auge sichtbaren zweiten Streifen zeigte, hielt sich dann auch in Grenzen. Verdammt. Ich hatte mittlerweile auch kräftige Halsschmerzen, Husten und fühlte mich angeschlagen.
Mein Hausarzt, dem ich eine Mail schrieb, rief mich relativ schnell zurück und erklärte mir, wie ich an einen PCR-Test komme: Er selbst kann keine Symptomatischen testen, seine Praxis liegt in der vierten Etage eines Ärztehauses mit engen Fahrstühlen und vielfrequentierten Treppenhäusern. Ich könne, sagt er, zu einem Open-Air-Testcenter gehen, sofern in Gehweite vorhanden. Was nicht der Fall ist. Dann, so schlug er vor, sollte ich die 116 117 wählen und den Kassenärztlichen Bereitschaftsarzt kommen lassen. Der würde mich dann zu Hause testen.
Schon besser, fand ich. Ich brauchte genau zwei Anrufe bei 116 117. Einmal um mir von der freundlichen Frau in der Corona-Hotline erklären zu lassen, dass ich beim nächsten Mal einfach die 1 für „Ich möchte mit dem Arzt sprechen“ drücken sollte, und einen Anruf, um genau das zu tun. Keine Wartezeiten, keine Probleme, nichts. Ich sagte: „Ich habe Symptome, einen sehr verdächtigen Schnelltest, eine positiv getestete Kollegin und eine rote Kachel in der Warnapp“, meine Personalien wurden aufgenommen und: „Der Arzt kommt dann zu Ihnen und ruft kurz vorher an. Das kann allerdings einen oder zwei Tage dauern.“
Na gut. Ich hatte ja eh nichts Besseres zu tun. An dem Tag ging es mir nicht sehr gut und ich verbrachte den Tag größtenteils im Bett, allerdings halbwegs anständig bekleidet für den Fall, dass der Arzt vergessen sollte, mich vor seinem Besuch anzurufen. Ich hatte weiterhin kein Fieber, aber heftigen Husten und andere Erkältungssymptome. Wenig Appetit, viel Müde. Zwischendurch raffte ich mich immer mal für eine Weile auf, lief ein bisschen durch die Wohnung und saß auf dem Sofa, um den Kreislauf in Gang zu halten. Selbst Fernsehen war mühsam, aber egal. Irgendwann dann ins Bett zurück, Licht aus, Ruhe.
Ding dong.
Ich klappte ein Auge auf? War das meine Türklingel? Um diese Zeit? Wie spät ist es eigentlich?
Ding dong.
Ein Blick auf mein Smartphone verriet mir die Zeit: 2.44 Uhr. Morgens. Es verriet außerdem, dass ich mehrere Anrufe und eine Nachricht auf der Mailbox verpasst hatte. Kunststück, das Smartphone war natürlich zu dieser Zeit im Nachtmodus und hatte nichts gesagt.
Ding dong.
Überraschend leichtfüßig, aber mit wirren Haaren, noch wirrerem Blick, barfuß und im Nachthemd (immerhin hatte ich eins an) eilte ich zur Tür und ließ den freundlichen Bereitschaftsarzt ein. Dieser ließ sich seinen Schreck über meinen Anblick nicht anmerken, akzeptierte meine Entschuldigung und machte direkt auf der Türschwelle einen Rachenabstrich. Ich erhielt Papierkram und Erklärungen und durfte zurück ins Bett.
So wach wie in dem Moment war ich schon seit Wochen nicht mehr!
Am Samstagmorgen registrierte ich den Test in der Corona-Warn-App, die mir sagte, dass noch kein Ergebnis vorläge. Ich fühlte mich ein bisschen besser als am Freitag, obwohl Schnupfen, Husten und vor allem Heiserkeit mir zu schaffen machten. Aber ich weiterhin kein Fieber, mir war nicht mehr ganz so kalt und ich hatte wieder Hunger.
Am Sonntag konnte ich dann das Testergebnis beim Labor abrufen: Positiv (Virus in geringer Konzentration), CT-Wert: 29). In der Warn-App war noch nichts. Nachmittags rief dann ein freundlicher Mensch vom Gesundheitsamt an, der angesichts der Viruslast meinte: „Es kann auch mal auf und ab gehen, aber eigentlich sieht das aus, als wäre die Infektion schon auf dem Rückmarsch.“ Er fragte meine Mailadresse ab, um mir dann direkt eine vorläufige Isolationsanordnung (bis 10. April) zu schicken und Links zu einer generellen Statusabfrage (Impfstatus, Risikogruppenzugehörigkeit etc.) sowie einem Symptomtagebuch, das online geführt wird und bitte jeden Tag ausgefüllt werden soll. Nicht weiter kompliziert, funktionierte alles beim ersten Versuch.
Tja. Seit diesem Sonntag sitze ich nun gemütlich mit den Katzen, die sich freundlicherweise nicht angesteckt haben, zu Hause und halte mich fern von der Welt. Es geht mir gut genug, um meine Mails zu lesen und leichte Tätigkeiten auszuführen, finde ich. Deswegen habe ich in Absprache mit meinem Hausarzt darauf verzichtet, mich krankschreiben zu lassen. Die Symptome werden bisher jeden Tag ein bisschen besser.
Die positive Kollegin hat ein bisschen mehr Symptome als ich, auch Fieber, scheint aber auch auf dem Weg der Besserung zu sein.
Die Corona-Warn-App hatte bis Donnerstag noch immer kein Testergebnis für mich. Dann habe ich sie gelöscht.
Ich finde es echt frech von Omikron, mich zu befallen. Trotz Impfung und FFP2-Maske. Ich gehe aber davon aus, dass mich der zweite Booster vor sechs Wochen und die Maske vor einem weitaus unangenehmeren Verlauf bewahrt haben, und will insofern auch nicht meckern.
Heute, am Sonntag, ist der letzte Tag der behördlich angeordneten Isolation. Ab morgen kann ich, ohne weitere Nachricht vom Gesundheitsamt und ohne abschließende Tests, wieder unter Menschen. Kann? Könnte. Der kleine Schönheitsfehler ist, dass meine Schnelltests nach wie vor einen zweiten Streifen zeigen. Ich bin also noch immer positiv. Restpositiv. An meinem Arbeitsplatz werden sie mich so wohl nicht haben wollen. Gut, dass der Fernzugriff auf Mails und Daten inzwischen gut funktioniert.
Ich fühle mich wieder ziemlich gut und gar nicht mehr krank. Die Heiserkeit ist weg und die Müdigkeit wieder auf einem normalen Level. Allerdings produzieren meinen Bronchien noch immer etwas Schleim, so dass ich einige Mal pro Tag kräftig husten muss. Irgendwo in meinen Tiefen kichert also wahrscheinlich noch ein Rest-Omikron vor sich hin und teilt aus. Ich hoffe, dass das bald nachlässt und die Schnelltests nichts mehr anzeigen, so dass ich wieder ins Büro gehen kann.
Demnächst bin ich dann vierfach geimpft und genesen. Ob das in dieser Phase der Pandemie noch irgendwas bedeutet? Keine Ahnung.
Liebe Bettina, jetzt bin ich gerade „froh“, dass ich die letzten beiden Blogbeiträge heute zusammen gelesen habe… und somit lese, dass Du diese Seuche wohl glimpflich überstehen wirst, ich wünsche es Dir von Herzen! Die restlichen Symptome sollen sich doch bitte auch noch restlos verp**seln und ja keine Folgen übrig lassen!
Alles Liebe und Gute, Martina