Immer schön negativ denken.

Die dritte Woche nach der Ansteckung mit dem Corona-Virus. Die zehntägige Isolation ist vorbei, die Symptome haben sehr nachgelassen (wie bei einer abklingenden Erkältung kommt aber ab und zu noch etwas Schleim hoch) und alles wäre super, wenn ich jetzt auch endlich mal dauerhaft negativ wäre.

Stattdessen war es genau so, wie es sich am letzten Wochenende auch abzeichnete: Mein zu Hause selbst durchgeführter Schnelltest war am Montag noch positiv. Mit einem so zarten zweiten Streifen, dass ich ihn, wenn ich nicht mittlerweile dafür sensibilisiert wäre, gar nicht wahrgenommen hätte. Nach den offiziellen 15 Warteminuten war er wirklich nur der Hauch eines Streifens, nach 30 Minuten allerdings schon etwas sichtbarer. Na toll.

Ich rief meine Chefin an und fragte, wie ich weitermachen soll. Arbeite heute noch einmal von zu Hause, schlug sie vor, und morgen kannst du ja vielleicht mal in ein offizielles Testzentrum gehen. Vielleicht irgendwohin, wo sie dann auch einen PCR-Test machen, falls der Antigentest wieder positiv sein sollte.

Na gut, sagte ich, und verbrachte noch einen weiteren Tag isoliert von der Welt am heimischen Laptop. Am nächsten Morgen fuhr ich, ohne einen weiteren Selbsttest gemacht zu haben, zum Testzentrum auf dem Weg ins Büro und ließ einen Abstrich für den Schnelltest machen. Danach setzte ich mich auf eine Bank in der Sonne – zum ersten Mal nach nunmehr 12 Tagen! – und wartete auf das Ergebnis, von dem ich sicher erwartete, ein positives zu sein.

Überraschung. Pünktlich nach 15 Minuten kam die E-Mail: Negativ. Na gut, dachte ich, das wundert mich zwar, aber ist ja auch okay. Ging also ins Büro und verbrachte den Tag dort, natürlich wie immer mit Abstand und Maske. Aber hey, Menschen in Sicht- und Hörweite. Das war eigentlich ganz schön.

Am Mittwoch wurde meine gute Laune jäh gebremst, während ich unter der Dusche stand und auf heißes Wasser wartete, das nicht kommen wollte. Die Gastherme des Grauens hatte mal wieder zugeschlagen, die Heizung ging, aber heißes Wasser war aus, offenbar. Wie ich es hasse, mich am Waschbecken stehend abzuseifen. Ein Anruf noch beim Klempner, der andeutete, dass die beiden Kollegen, die sich mit der Gastherme des Grauens auskennen, leider krank seien, er aber noch einen Jung-Gesellen habe, der sich jetzt auch in diesen Tätigkeitsbereich einarbeite. Der könnte irgendwann im Laufe des Nachmittags kommen. Nein, keine Ahnung, wann, aber er würde mich eine halbe Stunde vorher anrufen. Na gut.

Leicht gehetzt und mit einem klebrigen Gefühl am Körper erreichte ich meinen Arbeitsplatz, wo ich als erstes den täglichen Schnelltest in Angriff nahm. Dann arbeitete ich 15 wunderbare Minuten ganz entspannt, bis der Timer piepste und ich das Testergebnis sah: Positiv. Schwach zwar, aber eindeutig positiv.

Tut mir leid, sagte die Chefin, aber dann musst du nach Hause. Oder noch besser: Irgendwohin, wo du einen PCR-Test machen kannst. Das wollte ich ja schon gestern, sagte ich, aber… Verstehe, sagte sie, hier ist die offizielle Bestätigung für deinen offiziellen positiven Schnelltest, damit sollte es gehen. Okay, sagte ich, ließ mir noch eine Apotheke empfehlen, bei der das PCR-Testergebnis noch am selben Tag kommt, fuhr dorthin, machte den Test und wollte mich endlich mal wieder für einen Moment in die Sonne setzen, bevor ich wieder nicht über Los in das Gefängnis äh nach Hause ging, da klingelte das Telefon und der Klempner sagte: Wir kommen jetzt.

Taxi! Nix, Sonne, schnell schnell nach Hause. Ich kam kurz vor dem Klempner-Jung-Gesellen an, der noch einen Alt-Gesellen mitbrachte, und die beiden standen dann eine Weile in der Küche herum und waren ratlos. Schließlich beschlossen sie, dass sie nicht genau wussten, was wohl zu tun sei, dass sie auch keine Lust hatten, es zu tun, und dass sie den Vorgang an den Kundendienst weiterleiten wollten. Wann der dann kommen könnte, wüsste allerdings niemand, und ob es noch Ersatzteile für dieses ältere Modell gäbe… hm, schwierig.

Ich bin eigentlich immer sehr freundlich zu Handwerkern und sehe normalerweise keinen Anlass, ihre Kompetenz anzuzweifeln. Deswegen erklärte ich den beiden Gesellen sehr freundlich, dass ihre Firma mir diese teure Gastherme vor zehn Jahren dringend empfohlen hatte, weil so überaus gut und langlebig. Sie sich also Sprüche wie „älteres Modell“ lieber verkneifen sollten. Sie verabschiedeten sich dann sehr höflich. Und ich dachte: Gut, dass wenigstens die Heizung noch geht. Ohne heißes Wasser ist es zwar doof, aber das lange Wochenende ohne Heizung wäre doch weitaus problematischer.

Später am Nachmittag, ich saß wieder am heimischen Laptop, kam dann das PCR-Testergebnis: Negativ. Juhu. Ich schrieb also meiner Chefin, dass sie am nächsten Tag wieder mit meiner Anwesenheit rechnen könne.

Am Abend fiel mir auf, dass es in der Wohnung kälter wurde. Ein Griff an die Heizung bestätigte es: Eiskalt. Ein Blick auf die Gastherme ergab: Wütendes Blinken und eine neue Fehlermeldung. Keine Veränderung nach einem Neustart. Ich schaltete das Gerät also ab und ging ins Bett.

Morgens wieder Katzenwäsche am Waschbecken. Dann Anruf beim Klempnerunternehmen, die aber den Kundendienst schon verständigt hatten und sich nicht mehr zuständig sahen. Wunderbarerweise rief dieser dann wenige Minuten später an und versprach, tatsächlich noch am selben Tag jemanden zu schicken. Leider könne man mir nicht sagen, wann, aber der Kollege würde sich 30 Minuten vorher melden.

Halbwegs optimistisch ging ich ins Büro, verkniff mir den dort eigentlich geforderten Schnelltest (der PCR-Test war schließlich noch keine 24 Stunden her und ich wollte jetzt einfach keine weiteren Komplikationen mehr) und erledigte schnell die dringendsten Angelegenheiten, die meiner Anwesenheit bedurften. Um halb zwölf dann der Kundendienstmonteur: Er könne in einer Viertelstunde da sein. Bloß keine Eile, schrie ich, und sprang in ein Taxi. War sogar kurz vor dem Fachmann da.

Dieser warf einen ersten Blick auf die Therme und fragte: Wie war die zweite Fehlermeldung? EA, sagte ich. Aha, sagte er, schauen Sie mal hier, der kleine Stecker irgendwo im Innenleben war nicht richtig drin. Dann kann die Heizung auch nicht funktionieren. Kollateralschaden der Begutachtung gestern?, fragte ich. Mit Sicherheit, sagte er.

Dann untersuchte er die Therme genauer, murmelte Aha und Oho und musste noch mal weg. Kam mit einem kleinen Karton wieder, der das passende Ersatzteil enthielt, zurück, baute es ein und sagte: So, da haben Sie Ihr heißes Wasser. Schönes Osterwochenende noch!

Ich glaube, ich stand noch etwa zwanzig Minuten lang auf dem Balkon und rief ihm nach: Sie sind mein Held!

Es lohnte sich dann nicht mehr wirklich, zurück ins Büro zu gehen, und außerdem war ich hundskaputt. Also saß ich noch ein bisschen am Schreibtisch, bevor ich dann genussvoll eine lange heiße Dusche nahm.

So. Nun ist Ostern, langes Wochenende, hurra. Ich bin heute in Bremen, aber nicht zum Duschen. Beziehungsweise, ich habe heute Morgen geduscht, aber zu Hause. Später fahre ich zurück nach Hamburg zu den Fräuleins, um dann dort zu duschen. Morgen ist ja auch noch ein Feiertag.

Am Dienstagmorgen, so hoffe ich inständig, wird mein Schnelltest bei der Arbeit dann endlich keinen zweiten Streifen mehr anzeigen. Nicht einmal den Schatten eines zweiten Streifens. Endlich wieder negativ, das wäre so positiv.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.