Automatenfutter oder: Was man so alles falsch machen kann.

Im automatischen Zeitalter, in dem Maschinen die Jobs übernehmen, die für uns Menschen zu doof, zu schwierig oder zu beides sind, wird alles einfacher. Das dachten Sie sicherlich auch, oder?

In Wirklichkeit ist es ja so, dass wir Menschen nun sehr viel Zeit und Energie verbrauchen mit verschiedenen Bemühungen, um die Maschinen die ihnen zugewiesenen Jobs nun tatsächlich auch ausführen zu lassen – und so, dass die vorgesehene Entlastung für uns Menschen auch spürbar wird. Was statistisch gesehen nur geringfügig länger dauert, als wenn man den Job selbst erledigt hätte. Aber immerhin verbrauchen die Mühen, derer es bedarf, eine Maschine vorschriftsmäßig arbeiten zu lassen, im Durchschnitt mehr Kalorien als selbst Hand anzulegen. Mit eingerechnet sind da kleinere und größere Wutanfälle (mit oder ohne Handgreiflichkeiten gegenüber wehrlosen Dingen) sowie nächtliches Wachliegen und Grübeln, was man denn nun wieder falsch gemacht hat.

Sie sehen schon: Die Sache mit den Futterautomaten ist doch komplizierter als zunächst vermutet. Das – und das möchte ich laut und deutlich allen weiteren Ausführungen voranstellen – liegt nicht an den Katzen: Olga und Ida sind Superolga und Superida, hungrig und abenteuerlustig und durchaus in der Lage, sich auf so einen Futterautomaten einzustellen bzw. ihn vorschriftsmäßig zu bedienen. Wenn dieser dann nicht vorschriftsmäßig reagiert, liegt es entweder an mir oder am Futterautomaten, aber ganz sicher nicht an der tapferen kleinen Katze.

Eigentlich ging es die ganze Woche über ganz gut mit den Dingern: Wir nutzten das Trainingsprogramm und auch die dritte und die vierte Stufe mit im Grundzustand schon ziemlich weit geschlossenem Deckel wurden von den Katzen ohne Weiteres angenommen. Was sie definitiv irritierender fanden als das Geräusch und die Bewegungen des Deckels, war das orange Blinken der kleinen Displayleuchte rechts hinter der Futterschale des Automaten, also genau im Blickfeld der essenden Katze. Wenn ich abends das Licht in der Küche ausschaltete und das Display blinkte, ergab das ein ziemlich nerviges oranges Flackerlicht, das die Katzen nicht sehr anheimelnd fanden. Wenn ich vorgehabt hätte, noch sehr viel länger mit dem Trainingsmodus zu arbeiten, hätte ich das Display abgeklebt, glaube ich. So ließ ich halt abends das Licht in der Küche an.

Am Freitagabend war es nun so weit: Ich schaltete den Trainingsmodus ab und die Automaten scharf. Das heißt: Die Deckel sind geschlossen und öffnen sich nur, wenn die richtige Katze sich mit dem Kopf der Futterschale nähert. Es fing gut an. Beide Katzen waren hungrig und wollten ihre Deckel öffnen. Der von Ida öffnete sich sofort und Ida fing an zu futtern. Olgas Deckel brauchte länger – sie ist größer als Ida und möglicherweise muss sie ihren Kopf weiter unter dem Bügel durchschieben, bis ihr Chip vom Sensor erkannt wird. Olgas Deckel öffnete sich zwar, aber mehrere Sekunden nach Idas Deckel – und da war Olga schon unterwegs zu Idas Automaten, um sich da – nur für den Übergang – ein paar Häppchen zu ergeiern. Was natürlich dazu führte, dass Ida zurückwich, erfolglos versuchte, Olgas Automaten zu öffnen und dann traurig daneben stand, während Olga ihr Futter verspeiste.

Ich deaktivierte beide Automaten durch das manuelle Öffnen der Deckel und schob die jeweils richtige Katze zu ihrem Automaten. Schließlich sollen die Katzen nicht auf die Idee kommen, dass die Automaten doof sind und ihnen ihr Essen nicht geben wollen. Während sie dann friedlich mampften, googelte ich ‟Surefeed Futterautomat Frequenzerweiterung”. Das ist nämlich eine Funktion, die nicht in der Bedienungsanleitung dokumentiert, sondern vom Hersteller nur auf Anfrage kommuniziert wird (das aber offiziell). Und natürlich findet sie sich auch im Internet.

Die Frequenzerweiterung kann man vornehmen, damit die Katze nicht ganz so nah an den Sensor muss, um erkannt zu werden. Man muss dafür zwei Knöpfe zehn Sekunden lang gleichzeitig drücken, bis das Display in der richtigen Farbe leuchtet, und dann den Öffnen-Knopf drücken. Das ist schwieriger, als es sich anhört. Entweder sind meine Finger zu dick, zu schwach oder zu rutschig. Oder meine Uhr geht falsch. Jedenfalls leuchtete nichts. Nach mehreren erfolglosen Versuchen beschloss ich, das Gerät auf die Werkseinstellungen zurückzusetzen und von vorne anzufangen. Dafür muss man einen Knopf zehn Sekunden lang drücken. Auch das gelang mir nicht.

Ich war schon ziemlich genervt, als mir irgendwann der Gedanke kam, dass es vielleicht gar nicht an mir lag, sondern am Automaten. Ich ließ also die Knöpfe in Ruhe und nahm statt dessen die Batterien raus und steckte sie wieder rein (anders kann man ein Gerät ohne Stecker ja nicht von der Stromzufuhr trennen). Das half, beim nächsten Versuch gelang der Reset. Anschließend auch die Frequenzerweiterung – zumindest leuchtete das Display in der richtigen Farbe. Beim zweiten Automaten ebenso. Hurra. Nun musste ich nur noch schnell die Katzen wieder an den richtigen Automaten registrieren lassen. Auch das ging mit Hilfe eines Catsticks sehr schnell und problemlos. Bis ich merkte, dass sich Idas Automat auch für Olga öffnete. Die Frequenzerweiterung hatte ganz offensichtlich zu gut funktioniert und Olga, die beim Einlesen von Idas Chip ein Stückchen entfernt stand, gleich miteingelesen. Gnarf. Ich deaktivierte beide Automaten und ging schlafen – man kann ja auch nicht ewig mit den Katzen herumexperimentieren, das frustriert sie auf die Dauer.

Am Samstagmorgen setzte ich dann Idas Automaten noch einmal auf die Werkseinstellungen zurück und registrierte Ida neu – diesmal ohne Frequenzerweiterung. Etwas später dieselbe Prozedur bei Olgas Gerät – bei ihr dauert zwar das Öffnen etwas länger, aber bei gleichzeitiger Fütterung stelle ich ihr nun ihren Automaten eine Sekunde früher hin als Ida ihren. Der kleine Vorsprung sollte genügen, damit beide Katzen bei ihrem eigenen Essen bleiben.

Beim Neueinprogrammieren von Olga – wofür ich mit Olga und ihrem Automaten in den Flur ging – wurde mir dann klar, dass es keine gute Idee ist, das Teil mitten im Salon zu platzieren. Dann kann nämlich eine entschlossene Katze mit krimineller Energie sehr leicht von hinten zugreifen (siehe Filmchen). Es empfiehlt sich also, die Futterplätze in einer Ecke oder wenigstens an der Wand einzurichten. Das aber nur am Rande angemerkt.

Gestern Abend chillte ich irgendwann mit Ida auf dem Bett rum und wir konnten hören, wie Olga in der Küche ihren Automaten immer wieder auf- und zufahren ließ. Ob aus Spaß oder zu Übungszwecken konnte nicht geklärt werden. Jedenfalls gaben Ida und ich uns ein Highfive und erklärten die Trainingsphase für abgeschlossen. Heute, am Sonntagmorgen, hat bei der Nassfutterfütterung zum ersten Mal alles ohne Irritation funktioniert. Ohne Streit, ohne Verwirrung, ohne unterm Deckel eingeklemmte Katzenköpfe haben beide Katzen gefrühstückt und ich konnte duschen gehen. Das war schön. Sehr, sehr schön.

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