Begrab unsere Herzen …

„Begrab unsere Herzen an der Biegung des Wümme Seitenarms“ schienen Jette und Jehan mir zu sagen. Okay. Die beiden tollen Katzen haben Würdiges verdient, finde ich. Also überlegte ich, wo die beiden nach der Einäscherung (in Hamburg, die zwei sind ja viel gereist im Leben – und im Tod) am besten bestatten kann. Meine Wahl fiel auf den besagten Seitenarm der Wümme unter dem zweiten Baum von der Brücke aus gesehen an der Biegung. Dort grüße ich sie beinahe jeden zweiten Tag, wenn ich laufe, weil die Stelle direkt an meiner Strecke liegt. Mich tröstet das. Und ich kann ihnen alles erzählen, was so passiert.

„Hallo Jette, hallo Jehan, nun ist Marton eingezogen. Beziehungsweise Lennart – das passt viel besser als Marton. Nach Lennart Kollberg, dem Sidekick von Kommissar Beck. Den mochte ich immer schon und den Marton-Lennart mag ich auch.

Ihr würdet ihn auch mögen, glaube ich. Allerdings ist er ein Hund. Und mit über 30 kg locker 10-mal so schwer wie du zuletzt, Jehan. Du mit 2,4 kg warst ja noch leichter, Jette. Also Lennart. Der kommt aus der Ukraine. So wie ihr aus Dithmarschen kamt.

Allerdings ist in der Ukraine Krieg und es ging ihm nicht gut, und so kam er nach Deutschland. In ein Zuhause – aber das hat nicht funktioniert. Euer erstes Zuhause klappte nach dem Tod eures Frauchens ja auch nicht mehr, Ihr kamt ins Franziskus Tierheim in Hamburg. Lennart in einen Tierschutzzwinger nach Niedersachsen. Als Frau @keinzahnkatzen und ich euch kennenlernten, wart ihr aber schon (mehr als) erwachsen mit 11 Jahren. Lennart ist erst knapp 2 Jahre alt.

Er ist eine Empfehlung an mich vom Tierschutzverein, der ihn im Zwinger betreut hat. Ich selbst hatte ihn nicht auf dem Zettel, weil ich Hundeanfänger bin und Lennart an jemanden mit Hundeerfahrung gehen sollte.

Aber ich hatte in meiner Selbstauskunft auch von meinen bisherigen Tieren berichtet, davon, dass ich mein Leben lang Katzen hatte und zuletzt euch beide. Obwohl ich mich 2017 ja im Tierheim rumtrieb, um mit Hunden Gassi zu gehen – aber dann wart halt ihr beiden da.

Das haben die Frauen vom Verein gelesen und dachten, hm, vielleicht ist der Lennart was für ihn.

Wie bei euch hab ich Lennart vorher ein paar Mal besucht. Wir sind spazieren gegangen, ich durfte ihm Leckerlis geben und mich von ihm anspringen lassen. Es funktionierte. Ich freute mich, wenn ich ihn besuchen durfte, und er schien sich auch zu freuen.

Wir sind über Wiesen und in den Wald gegangen, die Frau vom Verein meinte, wir sollten auch mal im Ort gehen, um zu testen, ob Lennart mit LKWs, Fahrrädern, Menschen und anderen Hunden klarkommt. Immer war eine Frau des Vereins mit. Und auch das klappte.

Mittlerweile hatte ich schon eine Transportbox fürs Auto gebraucht gekauft, mir überlegt, wie ich was in der Bude platziere (der Lennart ist mit einer Schulterhöhe von etwas über 60 cm viel größer als ihr) und so Dinge. Auch die Genehmigung meines Vermieters, der großen Bremer Wohnungsgesellschaft, lag vor.

Allerdings musste noch die Vorkontrolle passieren. Das machte mir leichte Sorge. Vorkontrolle ist ein Besuch vom Tierschutzverein, wo jemand zu mir in die Wohnung kommt um zu schauen, ob auch alles so ist, wie ich in der Selbstauskunft beschrieben habe.

Es kam eine Frau von einem ganz anderen Verein, weil die zusammenarbeiten – sonst würde es in der Fläche nicht gut passen. Auch die Frau, die mit war bei den Spaziergängen, fuhr dafür immer knapp eine Stunde an.

Die Vorkontrollenfrau war sehr nett, fand die Wohnung und das Umfeld gut und sagte, vielleicht sollte ich die Kabel unter dem Schreibtisch noch sichern.

Hm, sagte ich, ok – und brachte Kabelkanäle an. Kabelkanäle scheinen für den Handwerker in mir schon ein ernsthafter Gegner zu sein, stelle ich mal fest. Mir euch beiden war das ja kein Thema, weil ihr nicht auf Kabeln rumgekaut habt.

 

Irgendwann – letzten Sonntag – war alles ok und Frau keinzahnkatzen und ich fuhren von Hamburg aus nach Niedersachsen, um den Lennart abzuholen. Nachdem der Papierkram erledigt war, sprang dieser Hund schwupps in die Box, legte sich hin und rührte sich eine Stunde nicht mehr, bis wir in Bremen waren.

Und dann zog er ein. Ich hatte Leckerlis, Futter, Näpfe (die sind echt viel größer als eure), eine superweiche Decke, für die nur ganz wenige Polyester sterben mussten, ein sehr teures Liegekissen und einen Kauknochen. Eine griffige Leine (30 € dafür) hatte ich ebenfalls gekauft. Geschirr gab es vom Verein, eine erforderliche zweite Leine ebenfalls.

Und der Lennart schien sich auf Anhieb wohlzufühlen. Er kuckte sich die Wohnung an, schmiss sich hin und war nun offensichtlich da.

Also willkommen, Lennart!

Gut, ihr beiden. Das sind die letzten Neuigkeiten von mir. Wichtig ist mir, dass ihr wisst, dass der Lennart euch nicht ersetzen kann. Ihr fehlt mir, auch wenn ich weiß, dass ihr von eurer Wolke aus runterlächelt. So, ihr zwei, nun muss ich weiter, sonst kühle ich total aus. Bis bald!“