Schon mehrmals, seit es dieses Blog gibt, habe ich den festen Vorsatz gefasst, es endlich mit einer Blogroll bzw. einer Empfehlungs-Seite auszustatten. Schließlich lebt so ein Blog idealerweise nicht isoliert auf einer einsamen Insel, sondern in guter Nachbarschaft mit vielen anderen Blogs. Einige davon sind thematisch ähnlich gelagert, andere befassen sich mit aus meiner Sicht völlig abgelegenen Angelegenheiten und wieder andere werden von Menschen betrieben, die ich auf Twitter gerne lese und bei denen ich mich freue, dass sie mich gelegentlich auch mal an in mehr als 140 Zeichen ausgeführten Gedanken teilhaben lassen.
Das ist allerdings mit der kostenlosen WordPress-Variante, die ich benutze, gar nicht so einfach, denn das Backend, das einem hier von Vorneherein zur Verfügung steht, ist nicht sehr komfortabel. Wobei ich inzwischen festgestellt habe, dass ich auf einem kleinen Umweg auch das normale/kostenpflichtige WordPress-Dashboard mit allen Funktionen aufrufen kann. Ich würde zwar nicht unbedingt sagen, dass es da kinderleicht ist, eine Linksammlung anzulegen, aber es ist immerhin möglich.
Nachdem die technischen Fragen nun also lösbar erschienen, tauchte ein weiteres Problem auf: Ich kenne irgendwie viel zu wenig Blogs, in denen halbwegs regelmäßig neue Beiträge zu finden sind und die trotzdem nicht den Eindruck machen, als wären ihre Betreiber ganz kurz davor, sie endgültig zu kommerzialieren. Mich stört nicht, wenn jemand im Blog auf sein Buch hinweist, das möglicherweise mal auf der Grundlage seines Blogs zustande kam, aber alles in allem möchte ich doch mehr originale Inhalte als Merchandising sehen. Das ist natürlich nur meine persönliche Meinung – die allerdings wiederum entscheidenden Einfluss auf die Inhalte meines persönlichen Blogs hat.
Was ich mich auch noch frage: Kommt es nur mir so vor oder nimmt die Anzahl der persönlichen textbasierten Blogs, in denen einigermaßen regelmäßig neue Beiträge erscheinen, zumindest in meiner Filterblase eher ab als zu? Ich kenne das schon von Twitter: Manchmal folgen mir plötzlich Accounts, die bisher nur am Rande meiner Wahrnehmung existierten, die aber viele Follower haben und offenbar auch einen guten Ruf genießen. Ich freue mich dann und folge zurück. Am nächsten Tag löscht sich der betreffende Account. Ich habe nun ein bisschen Angst, dass das im Blogbereich so ähnlich ist: Kaum folge ich einem Blog offiziell, so reitet der Betreiber fluchtartig in den Sonnenuntergang und in meinem Reader rollen nur noch Tumbleweeds vorbei.
Tja. Fragen über Fragen. Also: Ich hoffe, dass die jetzt von mir ausgesprochenen Blog-Folgeempfehlungen nicht dazu führen, dass sich die Bloggenden zurückziehen. Das wäre schade, wirklich. Hier kommen sie also, meine derzeitigen (oder ewigen) Favoriten:
Darf ich Ihnen zunächst Creezy (Twittername @claudine) vorstellen? Für mich eine der letzten echten Allround-Bloggerinnen. Sie interessiert sich für alles, wühlt sich offenbar täglich durch alle möglichen Veröffentlichungen, teilt, kommentiert und reagiert. Ihr Blog Holy Fruit Salad ist eine perfekte Mischung aus persönlichen Betrachtungen, die oft heiter, mal nachdenklich und gelegentlich auch wütend sind, gut vernetzter Teilhabe und auch gesellschaftspolitischen Anregungen. Creezy lebt, wie es sich für eine Bloggerin der alten Schule gehört, mit zwei wunderschönen Katzen zusammen; auch diese haben natürlich ihren Anteil am Blog. Ein Tag im Internet ohne Creezys Beiträge ist für mich kein richtiger Tag.
Auch sehr wichtig ist mir das Blog von Jessica Wagener (@pseudonymphe). Ihr Blog Jessy from the blog enthält die großartigen auf ihrer Weltreise veröffentlichten Blogposts, aus denen später ihr Buch „Narbenherz“ entstand, und in denen ich süchtig nach ihrem ganz und gar fantastischen Schreibstil geworden bin. Vor einem halben Jahr ist Jessicas Großmutter gestorben, der sie seitdem (immer dienstags im Blog zu lesen) Briefe schreibt. Diese Briefe führen im Allgemeinen dazu, dass ich dienstags in der Mittagspause ein paar Tränen vergieße.
Noch ein „einfach“ persönliches und nur an Inhalten orientiertes Blog führt @trippmadam auf Geschichten und Meer. Auch sie schreibt über selbst Erlebtes, Gelesenes und Empfundenes. Wahlweise auf Deutsch oder Spanisch. Was ich bei ihr besonders mag, sind die Verknüpfungen, die sie für ihre heutigen Erlebnisse mit ihren Erinnerungen an frühere Erlebnisse findet. Das hat, ganz ohne artifiziell zu wirken, eine hohe Dichte und Eindringlichkeit. Außerdem schafft sie es – im Gegensatz zu mir – regelmäßig einmal pro Woche andere Blogs und andere Internet-Fundstücke zu empfehlen.
Wer meinem Blog schon ein bisschen länger folgt, erinnert sich vielleicht noch an die Berichte über die Krankheit und den Tod meines Vaters. Da ich seit dieser Zeit alles lese, was ich zum Thema Sterben und Tod finde, gibt es auch in diesem Bereich einige Blogs, die ich empfehlen möchte:
Wir sind noch hier
Sarah ist im Moment nicht sehr aktiv in ihrem Blog; derzeit sind wohl andere Dinge für sie wichtig und das ist sicher auch ganz richtig so. Einige ihrer sehr eindringlichen Texte, in denen sie vor allem den Tod ihres Vaters verarbeitet, sind hier aber noch zu finden bzw. verlinkt. Es bleibt die Hoffnung, dass sie sich bald mal wieder zu Wort meldet.
In lauter Trauer
wird von Silke geführt, einer jungen Frau, deren Lebenspartner auf einer Reise plötzlich gestorben ist. Der Titel des Blogs ist Programm; Silke vertritt vehement die Meinung, dass Trauern zum Leben gehört und nicht still sein bzw. totgeschwiegen werden sollte. Kürzlich hat sie einen großen Aufruf „Alle reden über Trauer“ gestartet und eine fantastische Menge an Fremdbeiträgen gesammelt und veröffentlicht. Ich lese mich da seit nunmehr zwei Wochen Text für Text durch und bin noch lange nicht am Ende.
Meine Schwester tot und ich hier
Der Tod aus Kindersicht – da ich den Stil der Autorin kaum beschreiben kann, hier ein kurzes Zitat aus dem „Über uns“-Bereich ihres Blogs:
meineschwestertot. meine Zwillingsschwester war von Geburt an schwerstbehindert und ist im Alter von fünf Jahren an einem Atemversagen verstorben. undichhier. hälftenhaft.
So. Das sind die Blogs, die ich Ihnen gerne ans Herz legen möchte. Vielleicht folgt irgendwann eine Fortsetzung, in der ich Blogs vorstelle, aus denen viel mehr werden könnte, wenn ihre Autoren sich etwas regelmäßiger zum Schreiben überwinden könnten…
Was ganz sicher demnächst folgen wird, sind Katzenblog-Empfehlungen – aber mit getrenntem Post. Und in dem Zusammenhang habe ich eine Frage/Bitte: Ich bin kürzlich – über eine Empfehlung natürlich – an einem sehr interessanten Katzenblog vorbeigeschrammt, in das ich aber nur ganz kurz reinlesen konnte… und dann ist mir entfallen, wie es hieß! Können Sie mir helfen? Viele Anhaltspunkte habe ich nicht, aber es ging um eine Wohngemeinschaft mit mehreren Katzen (und Menschen natürlich). Möglicherweise im ländlichen Bereich. Interessiert hat mich der Stil, in dem Katzen und Menschen miteinander kommunizierten; man nahm sich gegenseitig sehr ernst und argumentierte richtig miteinander. Über Hinweise, was das möglicherweise gewesen sein könnte, würde ich mich sehr freuen. Besten Dank.
*Schluck* Jetzt bin ich gerührt, Menschenskinder. Und fühle mich wieder motivierter öfter zu bloggen. <3 <3 <3 *dicksten Knuddler ever ever ever* 🙂
Oh, vielen Dank für die freundliche Verlinkung, die noch freundlicheren Worte und die Blogempfehlungen, die ich mir gleich mal zu Gemüte führen werde.
Oh danke vielmals für die Erwähnung und Verlinkung, ich freue mich sehr!
Ich habe direkt einen neuen Beitrag geschrieben, damit sich die Befürchtung des Rückzugs bei mir nicht erfüllt 🙂