Das bisschen Haushalt: Mach dich doch allein!

Ich gebe es zu: Eine gute Hausfrau war ich noch nie. Dazu fehlt mir das Talent ebenso wie die Neigung. Nicht, dass ich es nicht gerne ordentlich und sauber hätte, aber noch lieber habe ich es gemütlich. Wesentlich lieber.

Wahrscheinlich hat das damit zu tun, dass ich von Katzen großgezogen und sozialisiert wurde. Die sitzen auch lieber auf dem Sofa als dass sie irgendwo in der Wohnung feucht wischen oder gar mit dem Staubsauger herumlärmen. Beide Tätigkeiten sind ihnen so sehr zuwider, dass sie sogar dagegen sind, dass ich sie ausübe. Den Geruch von Putzmitteln aller Art mögen sie auch nicht und das Geräusch von verschobenen Möbeln erst recht nicht. Mit einem Besen die Hauptverkehrswege freiräumen, das geht gerade noch, aber natürlich nur, solange der Besen ihnen nicht zu nahe kommt. Abwaschen oder die Arbeitsplatte in der Küche abwischen dulden sie – aber nur, solange sie nicht gerade in der Küche sind, Tütchen durchzählen, Katzenstreu durch die Gegen werfen oder die Tauben auf dem Balkon beschimpfen wollen. Wenn es nach ihnen ginge, würde ich die Küche nur betreten, um das Katzenklo zu säubern, natürlich ohne Einsatz chemischer Mittelchen (einmal täglich) und ihnen Tütchen zu servieren (gerne mehrmals täglich, auf Anfrage). Dass ich mir dort gelegentlich auch eine kleine Mahlzeit zubereite, wird gerade eben noch toleriert.

Nun könnten Sie sagen, dass meine Katzen und ich ein Match made in Heaven sind, und das stimmt ja auch. Wir haben viele gemeinsame Interessen (Essen, Schlafen, Chillen) und gemeinsame Abneigungen (Lärm, viele Menschen, anstrengende körperliche Aktivitäten und den Geruch von Reinigungsmitteln aller Art).

Den Katzen macht es auch nichts aus, wenn sie auf dem Weg von der Küche zum Sofa über ein paar liegengebliebene Klamotten klettern müssen. Ihretwegen müssten die Klamotten niemals in die Wäsche, ebensowenig wie ihre Schmusedecken und unser Bettzeug (obwohl sie es andererseits auch ganz gut finden, sich in frischem Bettzeug zu wälzen). Noch niemals sind sie in ein Zimmer gekommen und haben gesagt: Hier müffelt es aber, lass uns doch mal lüften. Im Gegenteil, wenn ich morgens alle Fenster aufreiße, reißen sie die Schranktüren auf, ziehen alle warmen Pullis übereinander an und warten mit sauren Gesichtchen darauf, dass ich zur Besinnung komme.

Die vergangenen sechs Wochen, in denen ich entweder zu krank, zu schwach oder zu beschäftigt (Mehrfachnennungen sind möglich) war, um mehr als das Allerallernötigste im Haushalt zu machen, fanden die Katzen überhaupt nicht schlimm. Ganz im Gegenteil: Sie haben den größeren Staubmäusen Namen gegeben und züchten in der Küche höchst erfolgreich Fruchtfliegen. Dass ich an diesem Wochenende, dem ersten seit sechs Wochen, an dem ich mich einigermaßen fit fühle und nicht arbeiten muss, tatsächlich das Bett frisch bezogen und die alte Bettwäsche in die Waschmaschine gesteckt habe (und die dann auch noch angeschaltet), das finden sie schon wieder völlig übertrieben. Warum ich mein Klo putze, erschließt sich ihnen schon seit Jahren nicht. Und die Dusche… die Frage, warum ich die Dusche putze, stellt sich nicht, finden die Katzen. Aber: Warum habe ich überhaupt eine Dusche? Sie haben doch auch keine und sind viel sauberer als ich.

Ich weiß es doch auch nicht, sage ich dann. Ihr seid doch die höherentwickelten Wesen, findet ihr doch bitte mal die Antworten. Aber da schlafen sie schon wieder, so niedlich in die frische Bettwäsche gekuschelt.

Und glauben Sie bitte nicht, dass nach den verzweifelten Aktionen meinerseits am gestrigen Vormittag die Wohnung jetzt tatsächlich sauber wäre. Natürlich nicht. Sie ist nur ein wenig, geringfügig weniger dreckig als vorher. Ein kleiner Schritt für die Putzmittelindustrie, ein großer für die Selbstwirksamkeit. Und nun legen wir uns alle wieder aufs Sofa; den liegengebliebenen Kuschelsocken, die im Weg liegen, weichen wir dabei entspannt aus, ohne das Ziel aus dem Blick zu verlieren. Es gibt nämlich sehr viel Wichtigeres als einen perfekten Haushalt und nichts, aber auch gar nichts Wichtigeres als Wochenenderholung mit den kleinen flauschigen Tieren. Sagen die kleinen flauschigen Tiere und die müssen es ja wissen.

PS: Ich persönlich sehe ja lieber Fotos von flauschigen Katzen als von unaufgeräumten Wohnungen. Sie hoffentlich auch.

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