Der Hund kommt. Morgen (von dem Moment aus gesehen, in dem ich diesen Text schreibe) bzw. heute (auf den Moment bezogen, in dem Sie diesen Text lesen).
Wenn Sie diesen Text lesen, dann sind der große freundliche Mann und ich gerade in dem kleinen Ort in der Nähe von Oldenburg eingetroffen, um pünktlich um elf Uhr den Hund in Empfang zu nehmen, der seinen kleinen Rucksack hoffentlich schon gepackt hat. Viel Gepäck sollte er hoffentlich nicht haben, denn der Kleinwagen des großen freundlichen Mannes ist mit zwei Personen vorne und der faltbaren Hundebox hinten quasi komplett voll.
Wir sind früh aufgestanden, um pünktlich um elf kurz vor Oldenburg zu sein, denn wir sind ja in Hamburg gestartet. So gegen neun, was am Wochenende deutlich vor dem Aufstehen ist, finde ich. Aber okay. Meine Bettdecke muss sich ja nur kurz in die Handtasche quetschen, bevor ich sie auf dem Beifahrersitz wieder ausbreite.
Hauptsache, wir können den Hund endlich mitnehmen. Der große freundliche Mann und sein Geduldsfaden haben in den letzten Tagen und Wochen wirklich schwere Prüfung durchstehen müssen. Termine wurden geplant, verschoben und wieder abgesagt. Mehrfach. An so einem Tierschutztiervermittlungsprozess, der von einem kleinen Verein und ausschließlich ehrenamtlichen Tierschützer*innnen durchgeführt wird, wirken manchmal mehr Menschen mit, als gut für den Ablauf der ganzen Angelegenheit ist. Alle meinen es gut, machen es auch meist gut – und trotzdem geht einiges schief.
Zum Beispiel fiel erst jetzt, als der Abholtermin eigentlich schon stand (er hätte nämlich gestern, am Samstag sein sollen), auf, dass der Hund gar nicht, wie geplant, im Mai geimpft worden ist. Das musste jetzt also zackzack nachgeholt werden und weil er nach der Impfung 24 Stunden Ruhe und Beobachtung braucht, war er eben doch nicht gestern reisefertig, sondern erst heute. Und auch nicht mittags um eins, wie eigentlich geplant, sondern morgens um elf. Gähnpopähn.
Natürlich fährt der Hund heute noch nicht mit mir nach Hamburg zurück, sondern zunächst in sein neues Zuhause in Bremen. Dort hat der große freundliche Mann in den letzten Tagen alles für ihn vorbereitet – der vermittelnde Verein hat auch einen Vorbesuch gemacht, um zu gucken, ob der große freundliche Mann wirklich so wohnt, wie er angegeben hat – und so warten dort eine gemütliche Box unterm Schreib- und Esstisch und eine ergonomische Matratze im Schlafzimmer (direkt neben dem Bett des großen freundlichen Mannes) auf ihn. Neben vielen anderen hübschen Sachen und einer ersten Ladung Hundefutter.
Ich persönlich bin ja gespannt, wie lange es dauert, bis der Hund das erste Mal auf dem Sofa liegt. Und ob ich dann auch noch Platz dort finde.
Der große freundliche Mann hat sich in den letzten Wochen gut vorbereitet, mit Büchern, Gesprächen, Webinaren und dem Bingewatchen verschiedener Fernsehserien zum Thema Hund. Einen Teil davon habe ich mir auch zu Gemüte geführt, sodass ich nun bestens im Bilde darüber bin, wie so ein Hund tickt. Also, hoffentlich. Und die ersten beschwichtigenden Gesten – zum Beispiel seitlich abdrehen, keinen Augenkontakt herstellen oder herzhaft gähnen – beherrsche ich auch schon ziemlich sicher. Mit Glück sogar so, dass der Hund sie versteht.
Der große freundliche Mann hat den Hund ja mehrfach in der Pflegestelle besucht, ist mit ihm Gassi gegangen, ihn ein wenig kennengelernt und sich schon mal mit ihm angefreundet. Alles deutet darauf hin, dass der große freundliche Mann einen großen freundlichen Hund bekommt und dass die beiden zusammen ein Dreamteam abgeben werden. Selbst wenn nicht alles von Anfang an perfekt ist, aber in meinen Augen passen die beiden einfach hervorragend zusammen. Und Jette und Jehan sitzen auf ihrer Wolke und lachen sich kaputt. Ganz sicher.
Na endlich!!
Drücke die Daumen, dass heute alles klappt..