Fifty Shades of „In Würde grau werden“ – Teil 3

Im Grunde genommen schulde ich Ihnen schon seit fast einem halben Jahr einen weiterführenden bzw. abschließenden Blogpost zum Thema „Fifty Shades of In Würde grau werden“. Schließlich sind die unterschiedlichen Übergangsstadien auf meinem Kopf schon lange abgehakt: An die Zeit des Rauswachsen-Lassens kann ich mich schon gar nicht mehr erinnern und auch die lustige Kurzhaarfrisur nach meiner beherzten Anweisung „Bitte schneide alles ab, wo noch Farbe dran ist!“ war nach wenigen Wochen überwunden. Seitdem war ich schon einige Male beim Friseur und – was soll ich Ihnen sagen? – es ist alles völlig undramatisch geworden: Farbe ist kein Thema mehr, es geht schneller, kostet weniger und ich weiß jetzt, dass ich mit diesen Haaren alt werden kann. Möglicherweise schneller, als mir lieb ist.

Meine Haare und auch mein Schnitt richten sich nun noch mehr an dem aus, was die Natur der Friseurin meines Vertrauens und mir anbietet: Graues Gewuschel, vorne mehr silbrig, hinten mehr mausgrau. Naturlocken bzw. Naturkrause, je nach Wetterlage und Stimmung. Immer noch der Eindruck von Fülle und Volumen, auch wenn die einzelnen Haare ohne die Farbschicht drumherum dünner geworden sind und obwohl ich heute möglicherweise auch mehr Haare verliere als früher.

Meine Frisur ist wieder so ähnlich wie vor dem Beginn des Rauswachsen-Lassens, vielleicht insgesamt etwas kürzer und auch mehr gestuft. Optisch macht das aber kaum einen Unterschied, finde ich. Hauptsache, es ist pflegeleicht und sieht ungezwungen aus.

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Ja, okay, das ist nicht nur ungezwungen. Das ist ist: Oh verdammt, ich bin wieder mit nassen Haaren ins Bett gegangen.

Ob graue Haare eine Frau nun wirklich älter aussehen lassen? So pauschal lässt sich das nicht sagen, finde ich. Ich meine, älter als was? Älter als Babyflaum? Älter als die Kreidefelsen auf Rügen oder das Frittierfett in der Kantine? Oder älter als dieselbe Frau vorher mit gefärbten Haaren? Und wenn ja, aus welcher Entfernung?

Ich, wenn ich mich im Spiegel anschaue, finde ja, dass ich nicht älter aussehe als vorher. Vielleicht sogar ein kleines bisschen stimmiger. Ich habe nicht allzu viele Falten, dafür sorgt schon die Fettschicht unter meiner Gesichtshaut. Trotzdem habe ich schon lange nicht mehr das Gesicht einer Zwanzig-, Dreißig- oder Vierzigjährigen. So ein Leben hinterlässt nun einmal Spuren, wenn man es richtig macht. Und meine Haare sehen inzwischen halt auch aus, als hätten sie schon ein bisschen was erlebt, Sonne, Wind, Regen, Billigshampoo, Staub und Chlor.

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Meine Haare würden Ihnen einiges erzählen, wenn Sie könnten. Von festgeklebten Kaugummis, Pferdescheiße, Samt-Haarbändern, Spliss und der Suche nach dem verlorenen Scheitel.

Außerdem – und möglicherweise ist das noch viel wichtiger als die Frage, wie ich aussehe – ich fühle mich auch nicht älter als vorher. Eher so, als stünde ich über all diesen Dingen (was natürlich nicht so ist, jedenfalls nicht uneingeschränkt) und würde mich so annehmen, wie ich bin. Na ja, vielleicht bin ich immerhin auf dem Weg dorthin, aber wie die meisten wichtigen Wege ist auch dieser mit Dornen, Fallgruben und Hürden ausgestattet. Und Sie wissen ja, wie unbeliebt im Allgemeinen Hürden bei Frauen mit großen Körbchengrößen sind! Zum Beispiel bin ich gerade mal wieder viel zu fett. Also, so richtig. Wenn meine Vorderseite abends schon zu Hause die Tür aufschließt und den ausgehungerten Katzen Hallo sagt, dann robbt mein Hintern gerade erst vom Büro zur Bushaltestelle. Dabei esse ich eigentlich gar nicht so viel, nur alles, was ich zu fassen kriege und was nicht bei drei auf dem Baum ist.

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Kennen Sie die Geschichte von der Frau, die ihren Lippenkonturenstift mit ihrem Augenbrauenstift verwechselte?

Mein Hintern ist also definitiv zu dick. Andererseits, das weiß frau ja auch aus Erfahrung, steht dieser Hintern in einem direkten Zusammenhang mit einem rosigen, faltenarmen und für mein Alter gut erhaltenen Gesicht. Und in den meisten Fällen, stellte man mich vor die Wahl – wenn es doch nur so einfach wäre! – würde ich dann ja auch bei eben dieser Konstellation bleiben wollen. Nur vielleicht ohne das Doppelkinn.

Das Wesentliche: Die grauen Haare ändern nichts daran, wer ich bin und wie ich bin. Vielleicht bin ich sogar noch etwas mehr „Ich“ als vorher. Insofern ist alles gut und das will ich hier schon seit einiger Zeit noch einmal deutlich sagen. Das einzige Problem: Ich habe nach wie vor kein wirklich gutes Foto von mir mit den grauen Haaren, keins, das mir wirklich gerecht wird. Also, in meinen Augen. Mit so einem Foto hätte ich diesen Blogpost gerne ergänzt. Stattdessen bekommen Sie jetzt wieder diese eigenartigen Selfies und Schnappschüsse, die die Katzen gemacht haben, von mir zu sehen. Es tut mir ja auch leid. Aber da müssen wir alle jetzt durch.

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Vielleicht hätte ich meine Friseurin fragen sollen, was sie mir zahlt, wenn ich dieses Foto nicht poste.

5 Kommentare

  1. Moin.
    Ich finde, die grauen Haare stehen Dir ganz wunderbar und auch die Frisur mag ich gerne – auf allen Fotos übrigens. Die Sache mit dem Lippenkonturenstift auf den Augenbrauen solltest Du Dir aber nochmal überlegen…

    Grüße in die große Stadt
    Nicole

  2. Als jemand vom Fach gebe ich hier mal ein wenig Senf ab:
    Ich denke nicht,mdaß die Haare dünner werden, eher sind sie jetzt normal. Haarfarben quellen das Haar sehr stark auf, damit die Pigmente eindringen können. Diese Quellung und die dadurch rauhe Oberfläche kann man nachher mit einer Spülung wieder glätten jsoll man auch nach jedem Waschen, wenn man chemisch behandeltes Haar hat), aber es wird nie mehr so wie gesundes, unbehandeltes Haar. Strapaziertes Haar fühlt sich dicker an und ist irgendwie „griffiger“.

    Ich habe in meiner Berufszeit viele Frauen (und ein paar Männer) vom Färben abgebracht. Nicht eine(r) hat es bereut! Ja, die Übergangszeit ist schlimm, aber danach sieht es immer besser aus.

      1. Sie werden von den Chefs nicht gerade dazu ermutigt, auch hier spricht die Fachkraft. Und wer selbständig ist färbt einerseits für den Umsatz, aber auch aus der falschen Vorstellung heraus, die Kunden könnten anders gar nicht glücklich sein.

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