Okay, einen Blogpost mit meinen persönlichen und pandemischen Befindlichkeitsinhalten gibt es noch, dann ist erstmal wieder Stoppi dran, der schon seit Tagen an einer Fast-Heile-Welt-Geschichte für die Adventszeit arbeitet. Dann können wir uns alle ein bisschen zurücklehnen, wenigstens im Keinzahnkatzen-Blog.
Und sonst?
Sonst geht mir trotz meiner allgemein eher heiter-zuversichtlichen Grundausrichtung und der vor vier Wochen erhaltenen Booster-Impfung so langsam der Arsch wirklich auf Grundeis. Vielleicht hätte ich mir den wütend-verzweifelt-sachlichen Vortrag von Herrn Wieler diese Woche nicht anhören sollen und die letzten Statements der bekannten seriös-resignierten Wissenschaftler, die uns seit fast zwei Jahren durch den Corona-Alptraum begleiten, nicht überfliegen. Die Hoffnungslosigkeit und der nicht gerade unterschwellige Vorwurf an uns als Gesellschaft, den Arsch einfach nicht hochzukriegen und damit wirklich jedes Ultimatum, jedes Fünf-vor-Zwölf zu verstolpern, die haben mir irgendwie ein bisschen den Rest gegeben.
Die täglichen Zahlen und die Gewissheit, dass diese erst einmal weiter exponentiell ansteigen müssen und werden, bevor sie – vielleicht – irgendwann wieder sinken, dass sich anhand der Neuinfektionszahlen der letzten zwei Wochen auch die Sterbezahlen der nächsten zwei Wochen sehr konkret berechnen lassen… Ja, ich wusste das schon… aber will ich es deswegen sogar von dem sonst immer so gefassten und sachlichen Herrn Wieler hören? Möchte ich wirklich miterleben, wie die besorgte Lässigkeit von Herrn Drosten nach und nach in eine genervte Herablassung umschlägt, weil er auf unser Niveau so langsam echt keine Lust mehr hat?
Nein, das möchte ich nicht. Aber ich kann nicht anders.
Und dabei gibt es auch Gutes zu vermelden: Ich arbeite zum ersten Mal seit fast einem Jahr wieder. Nicht im Ehrenamt, sondern für echtes Geld. Nicht genug Geld, noch lange nicht, technisch bleibe ich noch ein bisschen arbeitslos (und muss meine Einkünfte mit dem Arbeitslosengeld verrechnen lassen), aber in meinem neuen Tätigkeitsbereich, also dem Tätigkeitsbereich, für den ich seit einem Jahr wie wild so viele Qualifikationen wie möglich erwerbe.
So darf ich seit dieser Woche bereits meine zweite moderierte Trauer-Selbsthilfegruppe anleiten und im Frühjahr gleich die nächste. Und im Vertrag steht „Trauerbegleiterin“, so als wäre ich eine, also schon eine ganz fertige mit Abschluss oder Diplom. Bis dahin dauert es noch ein bisschen, aber immerhin werde ich die Grundstufe der Fortbildung im Januar abschließen. Und die Aufbaustufe, wo es eigentlich erst im nächsten Jahr wieder freie Plätze im Kurs gab, die darf ich schon kommenden Donnerstag beginnen, also parallel zur Grundstufe.
Die Überschneidung ist durch die wegen Corona notwendig gewordenen Verschiebungen entstanden. Von denen es hoffentlich nicht noch mehr geben wird. Die Aufbaustufe findet in 2G statt, ich hoffe, dass sie möglichst zügig auf 2G plus upgegradet wird. Und wenn das auch nicht mehr hilft, dann gibt es hoffentlich Videokonferenzen, die wären mir zumindest sehr viel lieber als weitere Verschiebungen. Dann wäre ich im September 2022 auch mit der Aufbaustufe fertig und könnte mich Trauerbegleiterin mit Zertifikat nach dem Bundesverband Trauerbegleitung BVT e. V nennen. Das wäre doch was, oder?
Zusätzlich zur Trauerbegleitung habe ich noch einen Auftrag vom Hospiz: Texterische, recherchierende und gestalterische Vorarbeiten für die Website unseres neuen Hauses. Denn: Der Hamburger Hospiz e. V. wird ein weiteres stationäres Hospiz eröffnen, auch schon nächstes Jahr. Und zwar im bisher noch hospizlosen Bezirk Bergedorf, genauer gesagt: In den Vier- und Marschlanden. Das Hospiz am Deich. (Dieses ist nicht zu verwechseln mit dem Hospiz im Park, das auch in Bergedorf entstehen soll, aber erst einige Zeit später.)
Das Hospiz am Deich zieht in eine ehemalige Schule am Allermöher Deich, diese wird im Moment für ihren neuen Zweck umgebaut. Das Haus liegt wirklich idyllisch, nur einen Steinwurf von der wunderschönen Dove-Elbe entfernt, hat einen fantastischen Garten und sogar eine Bushaltestelle direkt vor der Tür. Okay, der Bus fährt nur einmal pro Stunde und das auch nur bis kurz nach acht Uhr abends, aber immerhin.
Habe ich eigentlich Leser*innen aus Bergedorf oder sogar aus den Vier- und Marschlanden? Wenn ja, dann winken Sie doch mal. Ich möchte mich gerne so bald wie möglich so gut wie möglich mit dieser Gegend vertraut machen.
Das neue Hospiz am Deich wird außer dem stationären Gästebereich und Raum für An- und Zugehörige auch jede Menge Trauer- und Bildungsarbeit sowie Veranstaltungen anbieten. Sie können es sich vorstellen: Ich sehe mich da schon mit der Trauergruppe im Garten sitzen, mit einem Therapiehuhn auf dem Schoß. Schönes Bild, oder? Lotti und Leo jedenfalls sind sehr interessiert.
Bis wir aber dort gemütlich im Garten sitzen können, müssen wir nun erstmal einen weiteren Pandemie-Winter überstehen, der möglicherweise noch viel gruseliger wird als der letzte. Und das trotz der durchgehenden Verfügbarkeit von Impfungen, Masken und Tests. Es ist frustrierend und macht sogar mich allmählich stinkwütend. Ich möchte so viel machen, vor allem im Hinblick auf mein neues Berufsleben, aber ich traue mich immer weniger aus dem Haus. Das fühlt sich irgendwie schräg an, sehr schräg.
Aber es hilft wohl nichts, da müssen wir jetzt durch.
Schreib schneller, Stoppi, und schreib was Schönes!