Am Montag bekam ich aus der Tierklinik die Ergebnisse der Blutuntersuchung von Katze 1. Hm. Nicht nur, dass, wie erwartet, der Nierenwert ziemlich hoch ist, nein, außerdem ist auch der Glucosewert auffällig, was eventuell auf Diabetes hindeuten könnte. Außerdem zeigt sich, was auch beim Ultraschall schon vermutet wurde, eine akute Pankreatitis, also eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse.
Uff. Das ist ganz schön viel für so eine kleine Katze, oder? Und was macht man dagegen? Ich googelte kurz und stellte fest, dass sich die Ernährungsrichtlinien für die unterschiedlichen Diagnosen widersprechen (die Niere braucht wenig, aber hochwertiges Eiweiß und so wenig Phosphor wie möglich, bei Diabetes muss man vor allem auf die Kohlenhydrate achten und die Bauchspeicheldrüse legt Wert auf Leichtverdaubarkeit und Extra-Elektrolyte). Wie sich das alles miteinander verbinden lässt, steht da nicht. Na ja, Google hat ja auch nicht Tiermedizin studiert.
Die Tierklinik schickte das Blutbild auch an meine normale Tierärztin, mit der ich dann telefonierte. Sie war der Meinung, als erstes müsse unbedingt die Pankreatitis behandelt werden – schon damit sie nicht chronisch wird. Die Pankreas-Diät sei auch förderlich für die Nieren und wenn wir ganz viel Glück hätten, könnte sich sogar der Glucosewert verbessern, wenn die Bauchspeicheldrüse wieder gesund sei. Für die Entzündung solle Katze 1 ein Antibiotikum nehmen, außerdem weiterhin das Antibrechmittel und das Magenauskleidezeug vor dem Essen. Und die gute Katzenschonkost, die es nur beim Tierarzt und nicht im Handel gibt, könne ich mir auch gleich abholen. Nach dem Antibiotikum, in ungefähr zehn Tagen, würden wir dann noch eine Blutuntersuchung machen und schauen, was sich so verbessert hat.
‟Schmeckt das Zeug einigermaßen?” frage ich. ‟Kann Katze 2 das auch essen? Gibt es Alternativen, falls Katze 1 das Futter gar nicht mag?”
Die Antworten von hinten nach vorne: Ja. Ja. Weiß nicht.
Am Montagabend stand ich dann mit einer großen Tüte voll Kram in der Küche. Teurem Kram, nebenbei angemerkt. Vor mir standen Katze 1 und Katze 2, hungrig. Sehr hungrig.

‟Tja, Mädels”, sagte ich, ‟dann wollen wir mal schnell die ganzen Pillen nehmen, nicht wahr? Die müssen dann nämlich zwanzig Minuten wirken, bevor ihr essen dürft!”
Zwanzig Minuten, in denen ich mich im Klo einschließen würde. Oder im Schrank verstecken.
Das Magenmedikament und das Brechmittel kannten wir ja schon. Katze 1 nimmt davon jetzt nur noch jeweils eine Viertel-Tablette täglich, abends. Die Krümel sind klein und lassen sich gut in Catstickstücken verstecken. Das Antibiotikum soll geschmacklich auch halbwegs okay sein, sie muss aber täglich zwei Stück davon nehmen.
Ach ja, zu den Catsticks sagte meine Tierärztin: ‟Okay, wenn die Tabletten anders nicht reingehen, okay. Aber nicht mehr als unbedingt nötig.”
Und Katze 1 so: ‟Aber natürlich, Frau Doktor.”
Und ich so: ‟Klar. Sie bekommt nur das, was unbedingt sein muss. Den Rest werfe ich dann immer weg.”
In der Praxis sieht es so aus, dass die Catstickstücke für das Antibiotikum durchaus stattlich sein müssen. Und Katze 1 macht sich auch gerne den Spaß, die halbierten Pillen rauszusortieren, damit ich noch ein Catstickstück drumwickeln muss. Ich glaube nicht, dass sie das Medikament nicht mag, es geht nur darum, so viel Catstick wie möglich zu ergaunern. Jedenfalls hatte ich bisher noch keine Reste, die ich hätte wegwerfen können.
Mit dem guten, sauteuren Spezialfutter ist es auch so eine Sache. Am ersten Abend waren die Mädels entsetzt und weigerten sich, das Zeug pur zu sich zu nehmen. Mit normalem Sensitivfutter gemischt ging es so halbwegs, aber Begeisterung sieht anders aus.
Ich zog wieder Dr. Google zu Rate.
Empfehlungen zur Ernährungsumstellung gibt es viele, fast alle beinhalten Geduld, gute Nerven und genügend Geld, um im Hotel zu übernachten, während unglückliche, hungrige Katzen in der heimischen Küche das neue Futter umkreisen und alles anzünden wollen.
An diesem Abend gab ich mich zufrieden, als die Katzen gerade so viel von der Mischung aus neuem und altem Futter gegessen hatten, dass ich sicher sein konnte, dass sie nachts nicht mich anknabbern würden.
Am nächsten Abend mischte ich kein anderes Tütchen mehr unter die Schonkost, sondern streute nur Trockenfutter-Brösel (natürlich auch magenfreundlich) darüber. Die Katzen mäkelten zwar, aßen aber den größten Teil nach und nach auf.
Ich dachte: Das läuft ja schon ganz gut. Und bestellte – im Internet gibt es die angeblich nur beim Tierarzt erhältlichen Diätfutter nämlich doch – weitere Nassfuttertütchen und auch das passende Trockenfutter nach.
Am Mittwochabend aß Katze 2 schon ohne großes Getue, während Katze 1 noch viel gutes Zureden, aus der Hand Füttern und mehr Trockenfutterbrösel als Schonkosttütchen brauchte.
Am Donnerstag war Katze 1 hungrig wie ein Bär, würdigte das Nassfutter aber keines Blickes. Katze 2 verschlang auch ihre Portion, während ich Katze 1 versuchsweise das am Nachmittag angekommene hochwertige Schonkost-Trockenfutter anbot. Omnomnom, sagte Katze 1, und inhalierte nacheinander drei Portionen, bevor sie dann den halben Trinknapf leertrank.
Zum Glück muss man meine Katzen nicht erst zum Trinken animieren, sie tun das – vielleicht aufgrund ihrer frühkindlich sonnenheißen südspanischen Prägung – von ganz alleine, und auch reichlich.
Am Freitagabend aßen die Katzen friedlich und einträchtig zusammen zu Abend, die eine nur Nassfutter, die andere nur Trockenfutter. Soweit ich weiß, zum ersten Mal seit vielen Jahren ohne Tellertausch zwischendurch.
Das Schonkost-Trockenfutter ist als Alleinfutter geeignet. Trotzdem kommt es mir merkwürdig vor, wenn Katze 1 nur Trockenfutter isst. Am Samstag kaufte ich also noch ein paar Tütchen Gastro-Nassfutter eines anderen Herstellers, damit ich Katze 1, falls ihr das Trockenfutter doch zu langweilig sein sollte, noch etwas anderes anbieten kann. Dieses Futter mag sie – Katze 2 allerdings auch. Das Abendessen war also wieder etwas rangelig und ich musste den Verkehrspolizisten spielen.
Alles in allem geht es Katze 1 auf jeden Fall gut genug, um abends alle vorhandenen Katzenfutter-Vorräte in der Küche zu sichten und festzulegen, welche Sorte aktuell gerade kategorisch abgelehnt wird – im Allgemeinen die Sorte, von der am meisten da ist. Natürlich. Aber auch sonst macht sie einen guten Eindruck: Sie frisst, spielt, putzt sich, schnurrt und schmust am liebsten den ganzen Tag lang. Das sollte sich doch wohl auch im nächsten Blutbild niederschlagen. Jedenfalls hoffe ich das.