Heute vor fünf Jahren, am 14. Dezember 2019, es war auch ein Samstag, da war ich um diese Zeit am frühen Nachmittag unterwegs in den Hamburger Stadtteil Bramfeld, um meine neuen Katzen abzuholen. Mit dem Bus, denn der große freundliche Mann, der eigentlich hatte mitkommen wollen, war blöderweise krankgeworden und in Bremen geblieben.
Ich war traurig, fröhlich, aufgeregt und aufgewühlt gleichzeitig. Traurig vor allem, weil der Tod der Keinzahnkatzen Olga und Ida gerade erst einen Monat zurücklag (Olga starb am 5. November und Ida am 14. November 2019), aber auch, weil am Tag zuvor meine Hospizgästin Sarah, die ich seit dem Sommer ehrenamtlich begleitete und die mir sehr am Herzen lag, gestorben war. Fröhlich war ich natürlich, weil der schreckliche katzenlose Monat, der hinter mir lag, nun endlich beendet sein sollte. Ich freute mich wie verrückt auf Lotte und Leonie, die siebenjährigen Katzenschwestern, die nun in Bramfeld auf ihren gepackten Köfferchen saßen und auf mich warteten. Sie waren geliebte Hauskatzen gewesen, aber nun zu Scheidungswaisen geworden, die dringend ein neues Heim benötigten.
Auf Lotte und Leonie aufmerksam geworden war ich tatsächlich genau einen Monat zuvor, an dem traurigen Abend, an dem Ida gestorben war. Eine Twitterbekannte hatte spät am Abend gelesen, dass ich nun auch die zweite Katze hatte gehen lassen müssen, und mir geschrieben, dass sie von zwei Katzen wusste, die ein neues Zuhause suchten: Schwestern, Jungseniorinnen, dreifarbig und verzweifelt. Und sie hießen Lotte und Leonie, was mir sehr bedeutungsvoll erschien, denn meine Lieblingsopernsängerin aller Zeiten, Leonie Rysanek, hatte eine Schwester gehabt, die Lotte hieß (und auch Opernsängerin war, wenn auch nicht so berühmt).
„Das hat doch Ida eingefädelt“, wusste ich sofort. „Sie weiß natürlich, dass ich nicht ohne Katzen sein kann, und auch, dass ich heute Abend Trost brauche und vielleicht auch eine Perspektive. Und wenn Ida neue Katzen für mich hat, dann sind das natürlich meine Katzen, da müssen wir gar nicht lange überlegen!“
So kam es, dass schon einen Monat nach Idas Tod die beiden Schwestern bei mir einzogen. Im Gegensatz zu Olga und Ida hatten sie noch ihre Zähne, wären allerdings niemals auf die Idee gekommen, mich damit zu beißen. Sie waren also keine Keinzahnkatzen, sondern wurden für mich, wenn sie paarweise auftraten, zu „den Fräuleins“. Fräulein Leonie Mau und Fräulein Lotte Miez, unverheiratete/kinderlose Schwestern aus Überzeugung (und eventuell Mangel an Gelegenheit), die ihr ganzes bisheriges Leben zusammen verbracht hatten, die Rollen in ihrer Beziehung klar verteilt hatten und nun ganz entspannt in meine Wohnung und mein Leben einzogen.
Nach kurzer Zeit schon firmierten sie als Lotti und Leo und es fühlte sich an, als würden wir uns schon ewig kennen. Ich war froh und dankbar, dass sie es mir so leicht machten, sie liebzuhaben. Schließlich war ich gleichzeitig noch in Trauer um Olga und Ida. Das aber nahmen mir Lotti und Leo nicht übel, sie waren da ganz entspannt und vertrauten darauf, mir in kürzester Zeit vollumfänglich ans Herz zu wachsen. Was natürlich auch geschah.
Natürlich hätte ich mir gewünscht, mit diesen beiden Katzen alt zu werden. Leider kamen uns bei diesem Plan das Schicksal und ein fieser Tumor, der Lotti befiel und viel zu schnell wuchs, dazwischen. Sie war nicht lange krank, hatte aber in den letzten Tagen starke Schmerzen, denen wir, weil wir die Ursache noch nicht gefunden hatten, nur mit normalen Schmerzmitteln begegneten, obwohl sie wahrscheinlich stärkere Geschütze benötigt hätte. Sie trug es mit Fassung, aber es tut mir noch immer leid und weh, dass sie es zum Schluss so schwer hatte. Sie starb am 27. Dezember letzten Jahres. Unser vierter Jahrestag am 14. Dezember war von Lottis Krankheit überschattet und wurde nicht groß gefeiert.
Heute aber feiern Leo und ich unseren fünften Jahrestag. Leo ist jetzt zwölf Jahre alt und in sehr guter Verfassung – ich hoffe, das bleibt noch möglichst lange so. Wir stehen uns sehr nahe, schließlich haben wir auch schon sehr viel Schönes und nicht so Schönes miteinander erlebt und durchgestanden. Zum Beispiel unseren neuen Mitbewohner Frittbert F. Frittrichsen. Der ja ein wirklich lustiger kleiner Kater ist, aber eben auch und aus Leos Sicht vor allem eine freche Kröte. Aber auch mit ihm werden wir heute anstoßen, sagt Leo, man muss auch mal Größe zeigen (dazu macht sie einen Buckel und sträubt das Fell). Mit Baldriantee, lecker, sagt Leo, und ihre Augen werden größer und größer. Fritte kriegt vorsichtshalber die Kinderpunschvariante ohne Baldrian – Prost, Fritte, trink nicht so hastig. Prost, Lotti, deren Asche noch immer im CD-Regal steht, weil wir nicht wissen, wo wir sie ausstreuen oder begraben wollen.
Zum Wohl, allerliebste Leo! Auf die vergangenen 5 Jahre und auf die nächsten 5. Oder 50. Wie es für dich am besten passt.
auf alle die guten zeiten, die da kommen mögen <9 🙂
Alles Gute Euch und noch möglichst viele gesunde Jahre!
Liebe Grüße, Martina
Matze und Rudi haben mit Lotti sicher auch angestoßen!
Derweil hoffen wir alle gemeinsam auf noch viele schöne Jahre – du mit Leo und dem Fritteletto und ich mit dem Spanischen Teufel.
Das wünschen sich ganz innig
Annette und Pepe Pepelino
So niedlich oh.
Herzliche Grüße an alle Fellnasen.
Andrea