Kann man eigentlich ohne Hose bloggen?

„Du bist zu müde, um einen Blogpost zu schreiben?“, fragt die Katze empört. „Wie kannst du zu müde sein, um einen Blogpost zu schreiben? Du bist doch auch nicht zu müde, um auf dem Sofa zu sitzen und Candy Crush zu spielen.“

„Das ist etwas ganz anderes“, erwidere ich. „Um Candy Crush zu spielen, muss ich weder eine Hose noch Schuhe anziehen.“

„Du könntest aber!“, wirft die andere Katze ein, die eigentlich fest schlafend auf dem Hocker neben dem Sofa liegt. „Wenn du eine Hose anziehen würdest, könnte ich mich auf deinen Schoß kuscheln und ganz viele Haare auf der Hose verlieren.“

„Danke für das Angebot“, sage ich. „Darf ich es mir ein paar Minuten lang überlegen?“

„Und wieso musst du dir für den Blogpost eine Hose anziehen?“, fragt nun wieder die erste Katze, scharfsinnig wie immer. „Wir sind doch nicht auf TikTok!“

„Weil ich mir vorgenommen habe, den Müll runterzubringen, bevor ich den Blogpost schreibe“, erkläre ich, „und dafür muss ich unbedingt eine Hose anziehen, sonst werde ich wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet.“

„Das möchte ich sehen!“, ruft die schlafende Katze, immer noch mit fest geschlossenen Augen.

„Und diese Reihenfolge musst du unbedingt einhalten?“, fragt die erste Katze, die es heute mal wieder ganz genau wissen will. „Aber warum denn?“

„Weil das der Plan für den heutigen Tag ist. Wenn ich davon abweiche, dann bekomme ich wieder mal gar nichts gebacken, sitze den ganzen Tag ohne Hose auf dem Sofa, die Wohnung sieht aus wie eine Räuberinnenhöhle und der Müll feiert auf dem Balkon eine lautstarke Party.“

„Alles wie immer also.“ Ich könnte schwören, die schlafende Katze hat nicht einmal den Mund bewegt.

„Weißt du“, sagt die ziemlich wache Katze, die noch immer direkt vor mir steht und mir ohne zu blinzeln in die Augen schaut, „wenn du den Müll zu Beginn dieser Unterhaltung runtergebracht hättest, dann wären wir jetzt schon einen großen Schritt weiter.“

„Das geht nicht!“, wende ich ein. „Draußen scheint die Sonne.“

„Und was ist daran nun wieder das Problem?“

„Wenn die Sonne scheint, sind immer so viele Menschen auf der Straße.“

„IIIIIHHHH, Menschen!“, ruft die schlafende Katze und legt sich demonstrativ eine Pfote über die Augen.

„Dann hättest du es vor einer halben Stunde machen sollen, da hat es geregnet.“

„Aber bei Regen gehe ich nicht so gerne raus.“

Die Katze schaut mich an, als überlege sie, ob bei Menschen in meinem Alter die Garantie wirklich immer abgelaufen ist oder ob sie mich vielleicht doch irgendwo reklamieren kann.

„Du hättest den Pizzaboten gestern Abend fragen sollen, was es kostet, wenn er den Müll mit runternimmt“, schlägt sie dann vor.

„Das habe ich auch schon überlegt“, sage ich. „Aber für eine längere Unterhaltung mit dem Pizzaboten hatte ich gestern die falsche Hose an.“

Die Katze guckt, als würde sie den Pizzaboten demnächst fragen, was es kostet, wenn er mich mit runternimmt und irgendwo im Wald verliert. Dann reißt sie sich zusammen, lächelt mich so an, dass mir fast das Blut in den Adern gefriert und fragt: „Gut, dann haben wir das mit dem Müll geklärt. Und was ist nun mit dem Blogpost?“

„Ja, wirklich“, ruft sich die schlafende Katze ein, die ihre Augen mit der Pfote abdeckt und sich kleine Wattebäusche in die Ohren gesteckt hat. „Was ist nun mit dem Blogpost?“

„Vielleicht können wir irgendwas recyclen?“

„Den Müll?“

„Einen alten Blogpost.“

„Ach so.“

Wir sitzen da und schweigen uns an. Eine Minute vergeht. Noch eine.

„In der Zeit, in der wir hier sitzen und uns anschweigen“, sagt die Katze nach einer Weile, „hättest du auch…“

„Ich weiß“, sage ich. „Einen Blogpost schreiben können.“

„Nein“, ruft die schlafende Katze. „Aber in die Küche gehen und ein Tütchen öffnen.“

„Das ist eine sehr gute Idee“, findet die erste Katze. „Lass uns in die Küche gehen. Vielleicht inspiriert dich das.“

Sobald wir die Küche betreten, fangen die gesammelten Müllsäcke auf dem Balkon wie wild an, zu winken und gegen die Balkontür zu klopfen.

„Du solltest wirklich ein Rollo für die Balkontür besorgen!“, schlägt die Katze vor.

Ich reiße, ohne etwas zu sagen, ein Katzenfuttertütchen auf und entleere es in die beiden Futternäpfe. Dann eile ich, ohne nach links und rechts zu gucken, zurück aufs Sofa und wickele mich wieder in die Kuscheldecke. Ohne Hose ist es sonst nämlich etwas kühl am Hintern. Dann nehme ich das Smartphone zur Hand und fange an, im Internet nach Rollos zu gucken.

Die noch immer fest schlafende Katze, die wieder genauso auf ihrem Hocker liegt wie vor dem Ausflug in die Küche, murmelt vorwurfsvoll: „Der Müll hat nach mir geschnappt!“. Aber wahrscheinlich hat sie das nur geträumt.

„So“, sagt die erste Katze, die sich noch die Lippen leckt, während sie aus der Küche zurückkommt, aufs Sofa hüpft und sich wieder auf mir zusammenrollt, „da wären wir. Wenn du unsere Unterhaltung mitgeschrieben hättest, hättest du jetzt einen Blogpost.“

„Keine schlechte Idee!“, überlege ich. „Gar keine schlechte Idee. Am besten fange ich sofort an, alles aufzuschreiben, woran ich mich noch erinnern kann. Also: Ruhe jetzt.“

2 Kommentare

  1. Hallo bettina,
    Ich fand das super, super lustig. Besonders der an die Tür klopfende, zuschnappende, randalierende Müll. Könnte meiner sein. Von diesen Gesprächen könnte ich ein ganzes Buch lesen.
    Liebe Grüße
    Gitte

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