Katzen füttern. Vier. Katzen. Füttern.

Eigentlich machen vier Katzen, die halbwegs harmonisch zusammenleben, gar nicht so viel Arbeit. Klar, man schleppt täglich kiloweise benutztes Katzenstreu zum Müllcontainer, fegt abgeworfenes Winterfell zusammen und schiebt die über Nacht auf geheimnisvoll durch die Wohnung gewanderten Kleinmöbel wieder an ihre angestammten Plätze zurück, aber davon mal abgesehen hält sich die zusätzliche Arbeit durch den Aufenthalt der Bremer Katzen wirklich in Grenzen.

Also, so gut wie. Wäre da nicht die Sache mit dem Essen. Das ja bei Katzen angeblich Fressen heißt. Das hat sich tatsächlich ein wenig verkompliziert im Gegensatz zu vorher.

Die Fräuleins Miez und Mau ernähren sich ja, wie jeder aufmerksame Twitterleser weiß, in erster Linie von Tütchen. Nicht sehr hochwertigen Tütchen, sondern eher Tütchen voller Junk Food. Mit Jelly. Omnomnom. Außerdem bekommen sie eine Mischung aus einer halbhochwertigen und einer vollständig hochwertigen Diät-Trockenfuttersorte. Das Diät-Trockenfutter natürlich, um ein paar Kalorien einzusparen, und die Tütchen, um etwas mehr Kontrolle über die Zeiten, zu denen die Katzen ihre Mahlzeiten einnehmen, zu haben. Idealerweise steht bei uns nicht mehr durchgehend Trockenfutter zur freien Verfügung herum.

Frl. Lotte Miez präferiert insgesamt die Tütchen und Frl. Leonie Mau eher das Trockenfutter. Beide essen aber auch sehr harmonisch – sie sind eben Geschwister – auch vom Tellerchen der jeweils anderen Katze.

Jette und Jehan sind ebenfalls Geschwister und mindestens zehnmal so harmonisch wie die Fräuleins. Sie sind aber eben auch schon etwas älter, nämlich fünfzehn, und sehr schlank. Jehan ist sogar geradezu knochig. Beide haben offenbar ihr Leben lang immer Trockenfutter gegessen, seit einiger Zeit bekommen sie auf Anraten ihrer Bremer Tierärztin ein Senioren-Spezialfutter (ab 12 Jahre), das extrem reichhaltig ist. Offenbar schmeckt dieses „Rentnerfutter“ auch gut, beide Katzen haben es sofort akzeptiert. Die Bremer Katzen sind durchaus daran gewöhnt, dass immer Trockenfutter da ist, sie snacken immer nur kleine Portionen. Die aber sehr gerne.

Mein Freund und ich verständigten uns vor seiner Abreise darauf, dass ich versuchen würde, die Katzen nach Möglichkeit getrennt und mit dem jeweils ihnen zugedachten Futter zu verpflegen, dies aber nicht allzu eng sehen müsste. Da meine Küche keine Tür hat, die man einfach mal zumachen kann, und das Senioren-Trockenfutter aus Bremen zu stark riecht, als dass ein Futterplatz im abschließbaren Schlafzimmer auf Dauer eine gute Lösung hätte sein können, essen meine Katzen nun in der Küche und die Bremer Katzen im vorderen Zimmer.

Bei halbwegs zügiger gleichzeitiger Fütterung klappt das erstaunlich gut.

Ich serviere Frl. Lotte Miez und Frl. Leonie Mau ein Tütchen, verteilt auf zwei Schälchen (wobei Frl. Lotte Miez etwa zwei Drittel erhält und Frl. Leonie Mau den Rest). Dann fülle ich zwei Schälchen mit jeweils etwa einem Teelöffel Tütchenfutter (netterweise akzeptieren Jette und Jehan auch die Lamm-Sorte, die Lotte und Leonie verschmähen) und zeige sie den Bremer Katzen. Mit etwas Glück machen die beiden sich daraufhin schon auf den Weg ins vordere Zimmer. Dann kann ich noch schnell eine Handvoll Diät-Trockenfutter in Frl. Leonies Napf tun, bevor ich die beiden „Seniorenteller“ ergreife und Jette und Jehan nacheile.

Jette und Jehan in diesem Moment zu beobachten, ist sehr interessant. Jette, die ja die Anführerin der kriminellen Katzenbande ist, läuft wie die meisten Katzen mit erhobenem Schwänzchen eilig voran und schaut alle zwei Schritte zu mir zurück, um sicherzustellen, dass ich nicht versehentlich ins Schlafzimmer abbiege oder so. Jehan hingegen ist voll darauf konzentriert, mit möglichst wenig Energieaufwand von der Küche zu seinem Essplatz zu kommen, und er benutzt dabei seinen steif nach hinten weggestreckten Schwanz zum Steuern. Hinter ihm fühlt man sich schon mal wie hinter einem einparkenden Möbelwagen und ich habe schon überlegt, ihm einen „Bitte zwei Meter Rangierabstand halten“-Aufkleber auf den Hintern zu kleben.

Wenn wir den Essplatz im Wohnzimmer erreichen, stelle ich die Seniorenteller auf die dafür vorgesehene Gummimatte und Jette und Jehan stürzen sich voller Begeisterung darauf. Obwohl es sie ein bisschen irritiert, dass ich jetzt noch um sie herumwurschtele, fülle ich nun auch noch ihre Rentner-Trockenfutterschälchen auf. Schließlich sind die Nassfutter-Seniorenteller im Handumdrehen inhaliert und ich möchte nach Möglichkeit vermeiden, dass die beiden zu früh in die Küche zurückschlendern, um zu schauen, ob Lotte und Leonie von ihrem Futter noch etwas übriggelassen haben.

Das klappt normalerweise ganz gut. Vor allem bei der ersten Fütterung des Tages, die morgens zwischen sechs und sieben Uhr stattfindet, also vor dem Aufstehen. Ich gehe aufs Klo, füttere die Katzen und gehe zurück ins Bett, um noch mindestens eine Stunde zu schlafen. Eigentlich werde ich für diese Aktion gar nicht unbedingt richtig wach – und das ist manchmal das Problem.

Wenn es bei mir wegen Müdigkeit nicht so gut läuft, dann hampeln Jette und Jehan so sehr in der Küche herum, dass Lotti nervös wird und nicht direkt nach dem Hinstellen ihres Zweidritteltütchens zu essen beginnt. Oder Leonie beschließt, auf ihr Dritteltütchen zu verzichten, direkt wieder in mein Bett zu hüpfen (um dort die Schmuse-Pool-Position zu besetzen) und später den Bremer Katzen ihr Rentnerfutter zu klauen. Dann muss ich furchtbar aufpassen, dass Jehan nicht auf seinen eigenen Seniorenteller im Wohnzimmer verzichtet (das macht Jette nichts aus, sie isst dann seine Portion mit) und statt dessen Lottis große Portion hastig in sich hineinspachtelt. Das ist genau das, was wir nicht wollen, also versuche ich, Jehan zu verjagen und gleichzeitig Lotti anzulocken. Im Halbschlaf wohlgemerkt.

Als nächstes sitzt dann meist Lotti mit beleidigtem Gesicht vor ihrem leeren Napf und behauptet, noch gar nichts bekommen zu haben. Da von Jehan nichts zu sehen ist, öffne ich ihr ein weiteres Tütchen. Das Tütchen-Öffnungs-Geräusch ruft aber natürlich Jette wieder auf den Plan, die erwartungsvoll vor Leonies Napf in Stellung geht.

Ich verscheuche also Jette, falle über Jehan, der inzwischen auch wieder in der Küche ist und ein kompliziertes Wendemanöver zwischen Katzenstreusäcken und Getränkekartons einleitet, tröste im Vorbeirennen Leonie, die in meinem Bett sitzt und traurig aussieht, versichere Lotti, dass das Tütchen, mit dem ich gerade ins Wohnzimmer gehe, eigentlich ihres ist, und fülle im Wohnzimmer die Nassfutter-Seniorenteller wieder auf. Jette und Jehan folgen freundlicherweise meiner Aufforderung, sich jetzt bitte mal um ihre eigenen Mahlzeiten zu kümmern.

Ich stolpere zurück in die Küche und biete Lotti das noch fast volle Tütchen in meiner Hand an. Sie mauzt erfreut, aber leider auch laut. Schwupp, steht Jette wieder im Salon. Ich mache eine Husch-Bewegung und schon rennt Lotti weg. Ich mache eine Verschlussklammer an das angebrochene Tütchen und lege es zur späteren Verwendung auf die Arbeitsplatte. Schließlich bin ich noch gar nicht richtig wach und was mache ich hier eigentlich?

Im Flur stolpere ich noch einmal über den rangierenden Jehan, der sich nicht entscheiden kann, wo er jetzt zuerst essen soll. Mir doch egal. Er ist ja schon groß und er weiß ganz genau, welches sein Futter ist, oder? Ich falle ins Bett, wo Leonie treu und stoisch auf mich wartet. Ein bisschen hungrig vielleicht auch, aber das würde sie niemals zugeben.

So, denke ich, dann machen wir es uns jetzt noch ein bisschen gemütlich. Leonie beginnt, die Bettdecke plattzutrampeln, damit sie sich ganz dicht an mich kuscheln kann, da…

Schwupp!

… hüpft Jette aufs Bett: Hallo! Habt ihr mich schon vermisst?

Leonie springt wütend auf und verlässt enttäuscht das Bett. Wenig später höre ich sie im Wohnzimmer das Rentner-Trockenfutter knurpseln. Jette bläst mir liebevoll ihren Tütchenatem ins Gesicht und geht auch wieder. Schlafende Menschen sind ihr auf die Dauer zu langweilig.

Ich gebe mir Mühe, jetzt ganz schnell wieder einzuschlafen. In einer Stunde klingelt schließlich der Wecker und dann wollen die Katzen ihr zweites Frühstück.

1 Kommentar

  1. Nun weiß ich meine beiden Fluffis wieder sehr zu schätzen… die lassen mich immer ausschlafen und damit meine ich auch jenseits von 9 Uhr. Danke Fluffis. Und danke fürs Teilen. Aber was für ein Stress am frühen morgen. Wahnsinn

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