Katzen und ätherische Öle. Oft keine gute Kombination.

An einem Montagabend vor fast drei Wochen telefonierte ich abends, wie üblich, gemütlich mit meinem Freund in Bremen, den Tag erzählen und so, als er sich plötzlich selbst mitten im Satz unterbrach mit den Worten: „Jehan, was ist denn mit dir los? Jehan? Jehan!“

Auf meine aufgeschreckte Frage, was denn los sei, antwortete er mit „Er taumelt!“ und „Warte mal eben!“

Ich wartete. Und hasste in diesem Moment sehr intensiv unsere Fernbeziehung, die gerade dafür sorgte, dass ich in Hamburg saß, während es in Bremen meinem Trostkater Jehan von einem Augenblick zum nächsten nicht gut ging.

Während ich am Festnetz lauschte, wie mein Freund mit den Katzen sprach, googelte ich auf dem Smartphone schon mal „Nottierarzt in Bremen“ und „Tierklinik Bremen, durchgehend geöffnet“.

Wenig später schickte mir mein Freund ein Video von Jehan, der beim Gehen tatsächlich stark schwankte. Er berichtete weiterhin, dass Jehan einen Moment in der Zimmerecke gesessen habe, nun aber wieder auf den Füßen sei und im Moment gerade Anstalten mache, auf den Teppich zu kacken. Das tat er dann auch und anschließend musste er sich übergeben.

Mein Freund war natürlich sehr in Sorge. Ich gab ihm die ergoogelten Telefonnummern (viele waren es nicht) und wartete mit dem Telefon in der Hand, während er versuchte, eine Tierarztpraxis zu erreichen. Was nicht so einfach war, obwohl es noch gar nicht spät war, erst viertel vor acht. Im Gegensatz zu Hamburg, wo es mittlerweile zahlreiche Praxen mit verlängerten Öffnungszeiten, verschiedene Hausbesuchsdienste, durchgehend geöffnete Tierkliniken und einen zwischen den niedergelassenen Praxen rotierenden offiziellen Notdienst gibt, hat in Bremen kürzlich die Tierklinik, die bisher rund um die Uhr zu erreichen war, ihren Notdienst eingestellt. Wegen Personalmangels. Einen rotierenden Notdienst gibt es aber immerhin auch in Bremen und mein Freund erhielt nach wenigen Minuten (die sich anfühlten wie Stunden) einen Rückruf. Zum Glück hatte sich Jehans Zustand bis dahin stabilisiert, er ruhte jetzt in seinem Körbchen.

Die diensthabende Tierärztin ließ sich die Symptome schildern und fand die Tatsache, dass es Jehan inzwischen schon wieder besser ging, aber zum Glück auch beruhigend. Sie war der Meinung, es genüge, am nächsten Tag zum Tierarzt zu gehen. Das aber wollte sie meinem Freund dringend angeraten haben – nicht dass er einen solchen Ratschlag nötig gehabt hätte.

Jehan wirkte im weiteren Verlauf des Abends erschöpft, war aber ansonsten symptomfrei. Zum Glück. Trotzdem schliefen wir in dieser Nacht nicht gut, ich in Hamburg nicht und mein Freund in Bremen schon mal erst recht nicht.

Der Tierarzt, der Jehan am nächsten Tag untersuchte, Blut abnahm und röntgte, konnte nichts Auffälliges feststellen. Er stellte anhand der ihm geschilderten Symptome gleich die mögliche Diagnose „Vergiftung“ in den Raum und befragte meinen Freund zu möglichen Ursachen. Dabei fragte er auch nach ätherischen Ölen.

Mein Freund kennt sich mit Aromatherapie ganz gut aus und hat in den letzten Monaten tatsächlich viel mit hochwertigen ätherischen Ölen herumexperimentiert. Seitdem duftet es bei ihm in der Wohnung immer sehr aromatisch. Naja, duftete, denn der Tierarzt riet ihm, damit erst einmal komplett aufzuhören.

Ätherische Öle, so erfuhr mein staunender Freund, können für Katzen durchaus gefährlich sein.

Ich staunte auch, als mir anschließend Bericht erstattet wurde. Schließlich habe ich schon mein ganzes Leben lang mit Katzen zu tun und bin schon – meistens weit häufiger als nur einmal – auf alle möglichen Unverträglichkeiten von Katzen gegenüber Substanzen, die für Menschen gut oder zumindest ungefährlich sind, hingewiesen worden.

Zum Beispiel weiß ich – und Sie bestimmt auch – dass Katzen viele Nahrungsmittel (Knoblauch, Zwiebeln, Schokolade, Alkohol, Koffein), Medikamente (Aspirin, Paracetamol), Pflanzen (Weihnachtsstern, Tulpen, Orchideen) nicht vertragen bzw. auf diese mit Vergiftungserscheinungen reagieren. Alle Listen lassen sich fortsetzen, ich habe nur einige Beispiele aufgegriffen.

Andere Stoffe sind für Menschen gleichermaßen giftig wie für Katzen, z. B. Unkrautvernichter, Dünger, Frostschutzmittel. Hier geht es eher darum, sich klarzumachen, dass es für eine Katze im Alltag möglicherweise ungleich schwerer ist als für ihre Menschen, nicht in Kontakt mit diesen Substanzen zu kommen. Ähnlich ist es mit „scharfen“ Putzmitteln im Haushalt – die Katze ist ohnehin näher dran am frisch gewischten Fußboden… und leckt später auch noch ihre Pfoten ab.

Ich putze schon seit vielen Jahren nur noch mit harmlosen Putzmitteln… und sowieso eher wenig. Rund um den Katzenessplatz in der Küche nur mit heißem Wasser ohne Putzmittel. Das Badezimmer wird gut gelüftet und zunächst verschlossen, wenn ich da was an die Kacheln gesprüht habe.

Meine Katzen werden nicht mit Essensresten gefüttert (das wollen sie bei meiner fleischlosen Ernährung sowieso nicht) und meine Medikamente nehme ich selbst (oder lasse sie in der Schublade). Pflanzen in der Wohnung habe ich nicht mehr und bei Balkonblumen gehen eben auch nicht alle.

So weit, so gut. Aber ätherische Öle? Wenn ich ganz lange in meinem Gedächtnis krame, komme ich auf Teebaumöl, das vor ein paar Jahren ja als Wundermittel angepriesen für Mensch und Tier wurde, innerlich und äußerlich anzuwenden, und hilft gegen alles. Zum Beispiel gegen Flöhe, so hieß es. Etwas später hieß es dann: Kommando zurück, Teebaumöl ist für Katzen giftig. Gut so, dachte ich, denn ich fand Teebaumöl schon immer extrem eklig (mein Vater benutzte Teebaumzahnpasta – eine der besten Verhütungsmethoden überhaupt in meinen Augen).

Ansonsten hatte ich schon selbst herausgefunden, dass meine Katzen ätherische Öle im Allgemeinen nicht mögen, zumindest nicht die von mir – höchst sparsam – eingesetzten Zitrus- und Minzdüfte. Da ich selbst olfaktorisch hochempfindlich bin und Düfte mir auch schnell Kopfschmerzen/Migräne machen, besteht in meiner Wohnung keine Gefahr, sich da eine Überdosis zu verpassen. Und nachdem ich ein paarmal in ein angewidertes Katzengesicht geschaut habe, nachdem dieses an mir geschnüffelt hatte, trage ich mein – ohnehin dezentes – Parfüm erst auf, bevor ich die Wohnung verlasse, und trage zu Hause nur duftlose Klamotten.

Nun also die Information, dass ätherische Öle für Katzen nicht nur unangenehm, sondern regelrecht giftig sein können. Hui. Wir googelten und wurden fündig.

Ich bin nicht vom Fach und habe es folgendermaßen verstanden: Katzen fehlt das Enzym Glucuronosyltransferase. Beim Menschen ist dieses Enzym an dem in der Leber stattfindenden Abbau eventuell aufgenommener schädlicher Stoffe beteiligt. Zu diesen Stoffen gehören die in sehr vielen ätherischen Ölen enthaltenen Terpene und Phenole. Ohne das nützliche Enzym geht bei Katzen der Abbau dieser Stoffe sehr viel langsamer vonstatten als beim Menschen und die schädlichen Stoffe sammeln sich möglicherweise langsam an (Akkumulation), bis irgendwann die giftige Wirkung einsetzt.

Terpene und Phenole sind in vielen ätherischen Ölen enthalten, vor allem in Zitrus- und Nadelbaum-Düften. Aber auch Eukalyptus, Oregano, Pfefferminze und Zimt stehen auf der Zu-Vermeiden-Liste. Und natürlich Teebaumöl.

Weniger hochwertige bzw. synthetische Öle enthalten zusätzlich möglicherweise noch Verunreinigungen und andere Giftstoffe, zusätzlich zu den Terpenen und Phenolen, die auch in „reinen“ und hochwertigen Ölen enthalten sind.

Für Katzen ungefährlich sind wohl Hydrolate, also Düfte auf Wasser(dampf)basis. Sie sind weniger konzentriert, grundsätzlich milder und offenbar auch im Abbau flüchtiger, so dass sich keine gefährlichen Mengen im Katzenkörper ansammeln können. Hydrolate werden meistens aus Blütenblättern hergestellt – da ich Blütendüfte anstrengend finde, habe ich keinerlei Erfahrung damit, wie diese bei Katzen ankommen.

Bekannte Symptome von Katzen, die eine Überdosis ätherische Öle intus haben:
Übelkeit (mit Erbrechen), Durchfall, Sabbern, Koordinationsprobleme, Benommenheit etc. – da passt Jehan mit seinen Symptomen tatsächlich genau ins Bild.

Übrigens waren die Blutwerte von Jehan unauffällig. Da mein Freund natürlich sofort mit dem Beduften seiner Bude aufgehört hatte, blieben auch weitere Auffälligkeiten aus und Jehan erholte sich schnell und gut. Seine Schwester Jette war zum Glück ohnehin verschont geblieben. Vielleicht weil sie immer am Fenster sitzt?

Hilfreich fand ich einige Artikel im Internet. Wobei dort – das will ich nicht verschweigen – natürlich auch ganz andere und abweichende Auffassungen zum Thema vertreten werden.

Meinem Freund und mir hätte eigentlich schon die deutliche Empfehlung der Tierärztin, auf ätherische Öle in der Wohnung in Zukunft zu verzichten, genügt. Sie ist schließlich vom Fach.

Mir geht es beim Nachlesen und beim Schreiben dieses Blogposts hauptsächlich darum, noch mehr Katzenhalter darauf aufmerksam zu machen, dass ätherische Öle auf Katzen eventuell eine andere Wirkung haben als auf Menschen, weil ich den Eindruck gewonnen habe, dass das – anders als bei Giftpflanzen, Medikamenten und Lebensmitteln – noch nicht unbedingt Allgemeinwissen ist. Informieren und einen eigenen Standpunkt finden, das kann und will ich aber niemandem abnehmen.

Leseempfehlungen:

Aroma Ananda: Aromatherapie und Katzen

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Aroma-Diffuser-kaufen.com: Sind Aroma Diffuser gesund oder schädlich für mein Haustier?

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