Katzenvergesellschaftung, Teil 2. Ein fiktives Treffen.

Eigentlich wollte ich in meinem Blogpost letzte Woche ja noch eine – selbstverständlich fiktive – erste Begegnung der Katzen 1 bis 4 unterbringen, aber die Geschichte von Maggie und Kinky war dann doch zu umfangreich und zu erschütternd.
Aber nun. Stellen Sie sich vor, mein Freund und ich würden, warum auch immer, zum Spaß oder weil es nicht anders geht, seine und meine Katzen zusammenbringen. Stellen Sie sich vor, die zwei Katzenpärchen treffen sich in einem Wohnzimmer, tun zivilisiert und pragmatisch, aber eigentlich ist von Beginn an klar, dass zum Schluss Vasen umgeworfen, Fellknäuel auf Bildbände gekotzt und blutige Nasen beweint werden. Ja, so ähnlich wie in dem Film „Gott des Gemetzels“. Nur, dass der Hamster der Vorgeschichte natürlich nicht ausgesetzt, sondern gefressen wurde.

Mitwirkende:
Katze 3 – Jette
Katze 4 (Kater 1) – Jehan
Katze 1 – Ida
Katze 2 – Olga

Ort des Geschehens: Ein Wohnzimmer am frühen Nachmittag

Von links treten Jette und Jehan auf. Jehan verkriecht sich sofort unter der Kommode, Jette springt aufs Sofa und macht es sich auf einem Kissen gemütlich.

Jehan: … könnt ihr vergessen. Ich unterhalte mich doch nicht mit fremden Katzen.

Jette: Aber das ist doch der Sinn von Vergesellschaftung. Vielleicht sind sie ja ganz in Ordnung. Immerhin leben sie in Hamburg und haben 183 Lieferando-Restaurants zur Auswahl.

Jehan: Definieren Sie erstmal Vergesellschaftung.

Jette: Orrrr, Jehan. Du hast doch bloß Schiss.

Jehan: Quatsch! Oh. Hast du das auch gehört?

Rechts schiebt Ida die widerstrebende und gesträubte Olga um die Ecke.

Ida: Hallo, guten Tag, guten Tag. Seid ihr Jette und Jehan? Das ist meine Schwester Olga und ich bin Ida.

Jette: Guten Tag. Ja, ich bin Jette, die Glückskatze, und das da unter der Kommode ist mein Bruder Jehan.

Jehan (fauchend unter der Kommode): Boxen, Baby?

Olga (leise zu Ida): Der ist wohl auch nicht die hellste Torte auf der Kerze, oder?

Ida (noch leiser zu Olga): Es heißt Kerze auf der Torte. (Lauter) Schön, dass wir uns endlich kennen lernen. Wir haben schon so viel von euch gehört.

Ida springt zu Jette aufs Sofa und lässt sich – natürlich in gebührendem Abstand – zu ihr nieder. Olga setzt sich auf den Teppich, mit dem Rücken zur Kommode, und fängt an, ihre Kehrseite zu putzen.

Jette (reißt die Situation an sich): Möchtet ihr was trinken? Einen Schluck Katzenmilch vielleicht?

Ida: Oh ja, sehr gerne, vielen Dank.

Jehan (von unter der Kommode): Die billige aus dem Discounter vertrage ich nicht.

Olga: Zu essen habt ihr hier nichts?

Ida: Olga, nun fall doch nicht gleich mit der Tür ins Haus!

Olga (quengelt): Ich hab‘ aber Hunger!

Jehan (von unter der Kommode): Ein bisschen Trockenfutter könnte noch da sein.

Olga und Ida (springen aufgeregt durchs Zimmer): TROCKENFUTTER? GEIL!

Jette: Oh, sorry. Trockenfutter ist leider alle. (Leise zu Jehan): Du weißt doch, die beiden dürfen nur Spezialfutter bekommen wegen Diabetes und Verdauung.

Jehan (leise und von unter der Kommode): Ach ja. Lauter: Ihr kriegt also Verstopfung von dem Scheiß, was?

Ida (leicht pikiert): Wir müssen auf unseren Blutzuckerspiegel achten.

Olga (deutlich angepisst): Ich geb‘ dir gleich Verstopfung!

Jehan (noch immer von unter der Kommode): Boxen, Baby?

Ida und Jette: Nun hört doch mal auf zu streiten und seid ein bisschen gemütlich.

Ein Moment ungemütlicher Stille breitet sich aus.

Ida: Und… äh… irgendwelche guten Serien gebinged in letzter Zeit?

Jette (zeigt einen filmstarmäßigen Augenaufschlag): Zählt Der gestiefelte Kater?

Olga (wirft sich in die Brust): Natürlich. Was für ein gut aussehender Gentleman.

Jehan (von unter der Kommode): Pah. Ein Spanier.

Olga und Ida (empört): Wir sind auch aus Spanien!

Jehan: Pah. (Zieht sich noch weiter unter die Kommode zurück.)

Ida: Und woher kommt ihr?

Jette: Ursprünglich aus Dithmarschen. Danach waren wir kurz im Tierheim in Hamburg und dann haben wir eine Weile auf St. Pauli gelebt.

Jehan (von unter der Kommode): Da war es sehr laut. In Bremen ist es eher ruhig.

Jette: Zu ruhig manchmal. Ich wollte da eigentlich die Hood übernehmen, aber irgendwie ist da gar keine Hood.

Ida (sehr interessiert): Die Hood übernehmen? So mit Schutzgeldern und illegalen Drogen?

Jette: Illegal… Katzenminze… na ja. Aber Schutzgelder, klar. Ganz wichtig.

Jehan (von unter der Kommode): Boxen, Baby?

Olga (voll unterweltsmäßig): Die erste Regel des Fightclubs lautet: Komm unter der Kommode vor!

Jehan (von sehr weit hinten unter der Kommode): Du glaubst wohl, ich hätte Angst vor dir?

Olga: Keine Ahnung, wie du darauf kommst.

Ida: Leute, nun reißt euch mal zusammen. Lasst uns lieber die Reviere hier aufteilen.

Jehan (von unter der Kommode): Ich nehme die Kommode.

Olga (schnüffelt in Richtung Küche): Und ich die Speisekammer.

Jette und Ida sehen sich kurz an und schütteln stumm die Köpfe.

Ida (rückt etwas näher in Jette heran): Auf welcher Seite vom Sofa sitzt euer Mensch?

Jette (köpfelt in Richtung von Ida): Da wo das Ladekabel ist. Und eure Menschin?

Ida: Hm. Ladekabel brauchen wir ja wohl serienmäßig auf beiden Seiten. Und Getränkehalterungen. Also für die Menschen. Kann ich noch ein Schlückchen Katzenmilch bekommen?

Jette (schnurrend): Natürlich. Bitte schön.

Ida (schnurrend): Vielen Dank. Dann ist die Sofaseite egal.

Jehan (von unter der Kommode zu Olga): Ich habe übrigens schon mal bei deiner Menschin auf dem Schoß gesessen.

Olga (entsetzt): WAFF?

Jehan (von unter der Kommode): Hihi.

Ida: Entspann dich, Olga. Du kennst den Menschen von Jette und Jehan doch schon viel länger als Jette und Jehan und hast ihn schon ganz oft nachts geweckt.

Jehan (von unter der Kommode): WAFF?

Olga: Hihi.

Jette: Gut, dann haben wir die wichtigen Fragen wohl geklärt. Müssen wir uns jetzt noch prügeln oder so?

Ida: Keine Lust. Meine Haare liegen gerade so gut.

Jette: Okay. Dann auf gute Zusammenarbeit.

Alle vier (Jehan von unter der Kommode): AUF GUTE ZUSAMMENARBEIT!

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