Kommen Sie gut ins neue Jahr.

Kennen Sie irgendwelche Menschen, die Silvester ausgehen, so richtig, vielleicht gar auf eine Party mit allem Drum und Dran, und sich sogar darauf freuen? Oder sind Sie auch von Silvestermuffeln umgeben, die auf die Frage, wie sie diese ach so besondere Nacht verbringen werden, irgendwas grummeln, was verdächtig nach „Mich schon am Nachmittag betrinken und spätestens nach der Neujahrsansprache mit Ohropax und den Haustieren ins oder unters Bett gehen!“ anhört?

Vielleicht liegt es am Alter, aber ich kenne inzwischen nur noch Silvestermuffel. Oder aber die wenigen Menschen in meinem Umfeld, die sich auf den Abend freuen, trauen sich nicht einfach nicht mehr, darüber zu sprechen. Auch das ist durchaus möglich… und nachvollziehbar. Schließlich möchte sich niemand unbeliebt machen, indem er versehentlich kontaminierte Wörter wie Partyspiele, Fondue, Bleigießen oder Anstoßen um Mitternacht ins Gespräch wirft. Wir können aber nicht ausschließen, dass all diese Dinge mehr oder weniger heimlich nach wie vor stattfinden. In extra dafür ausgebauten Partykellern, die man den meisten Häusern von außen nicht ansieht.

Aus den Jahren meiner Kindheit erinnere ich klassische Silvester-Partys der Erwachsenen, die jedes Jahr in recht gleichbleibender Besetzung und abwechselnd bei uns und verschiedenen Nachbarn stattfanden. Die Erwachsenen feierten im Wohnzimmer, die Kinder im Keller. Man traf sich  zwischendurch in der Küche und von viertel vor bis viertel nach Mitternacht vor der Haustür. Für uns Minderjährige verliefen diese Veranstaltungen verhältnismäßig unbelastet – bis irgendwann, ich war vielleicht vierzehn, bei einem nachmitternächtlichen Spaziergang der Minderjährigen mein Cousin meinte, mir Avancen machen zu müssen. Ausgelöst wurde diese bescheuerte Idee durch den Anblick unseres Nachbarn, der meine Cousine küsste… Ihr Bruder bekam dadurch augenblicklich Frühlingsgefühle und – wahrscheinlich, weil einfach kein anderes Mädchen in der Nähe war – unternahm einen ziemlich nervösen Annäherungsversuch, den ich sehr schnell abschmetterte.

Eigentlich war dieser Nicht-Kuss kein besonders erwähnenswertes Ereignis (ich war Expertin darin, nicht geküsst zu werden), aber in meiner Erinnerung starb auf diesem Spaziergang für mich im Hinblick auf Silvester die Unschuld. Fortan war ich ganz klar mit dem „Silvester kann nur Scheiße sein, solange ich keinen Partner habe, der da mit mir bescheuerte romantische Sachen macht“-Virus infiziert, der mich jahrzehntelang begleitete und Silvester zu einer eher negativ besetzten Angelegenheit für mich machte.

Dabei waren keineswegs alle Silvesterabende schlecht. Die Jahre zum Beispiel, die ich mit Katzi unterm Bett oder mit Otello im Schrank feierte, die waren eigentlich sehr okay. Gut, aus technischen Gründen geht im Schrank kein Raclette, aber trinken kann man da recht gut. Schön dunkel ist es auch und warm und gemütlich. Und das Katz so dankbar!

Sehr okay finde ich es eigentlich auch, Silvester zu arbeiten. Im Laufe der Jahre habe ich schon so einige Silvestervorstellungen der „Fledermaus“ (mit special guests oder auch nicht) betreut: Das ist keine harte Arbeit, aber man ist unter Kollegen und hat es warm und gemütlich – auch wenn Trinken natürlich erst nach der Vorstellung erlaubt ist. Unsere Silvestervorstellungen fangen relativ früh an und enden entsprechend lange vor Mitternacht, so dass man anschließend noch auf eine Party, in den Hafen zum Feuerwerk-Gucken oder in den Schrank zur Katze kann. Lustig war es einmal vor ein paar Jahren, als ich mit zwei Kollegen nach der Fledermaus noch „auf ein Bier“ in eine Hotelbar ging und wir „versehentlich“ in die dort stattfindende Luxus-Silvesterfeier der zahlenden Hotelgäste gerieten. Aus dem geplanten Bier entwickelten sich mehrere Flaschen Schampus, Snacks, gute Musik in angenehmer Atmosphäre und vor allem das großartige Gefühl, extrem coole und verruchte Gatecrasher zu sein.

Schwierig finde ich hingegen private Einladungen zu gemütlichen Silvesterabenden in kleinem Kreis, gerne mit gesetztem Essen und ohne Partyhüte. Zu groß ist die Gefahr, dass die anwesenden Singles angesichts der Pärchenscheiße, der sie zusehen dürfen, melancholisch werden. Und umgekehrt: Auch Pärchenhälften, die im Verlauf des Abends anfangen, die anwesenden Singles heftig um ihre Selbstbestimmtheit zu beneiden, können so ein gemütliches Beisammensein durchaus belasten. Schon einige Male in meinem Leben habe ich mich – oft mit sehr gemischten Gefühlen – zu solchen Silvesterfeiern einladen lassen; manchmal ging es gut aus, manchmal nicht. Und selbst an den guten Abenden habe ich mich meistens kurz nach Mitternacht verabschiedet, um zu Hause nach den Katzen zu sehen.

Ohnehin: Die Katzen haben natürlich Vorrang vor jeder Silvesterveranstaltung, egal, wie verlockend diese mir erscheinen sollte. Katze 1 und Katze 2 sind – möglicherweise, weil wir ja so innenstädtisch wohnen, dass wir ständig Feuerwerke miterleben – ziemlich cool. Sie ziehen sich, wenn der Lärm zu nah herankommt, ins Schlafzimmer zurück, möglicherweise auch unters Bett, aber sie geraten nicht in Panik. Sobald das Geballer abklingt, sitzen sie wieder auf dem Sofa und fragen nach einer kleinen Mahlzeit.

Wie es Katze 3 und Katze 4 (Kater 1) ergehen wird, die ja ihr erstes Silvester in der Stadt verleben, wissen wir noch nicht. Klar ist aber natürlich, dass mein Freund und ich bei ihnen sein werden. Im Moment ist der Plan, dass wir bei mir essen und dann am nicht zu späten Abend zu meinem Freund gehen. Dort machen wir es uns dann auf dem Sofa gemütlich und hoffen, dass die kleinen weißen Flauschbällchen keine allzu große Angst bekommen bzw. dass unsere Anwesenheit eine beruhigende Wirkung ausübt. Mal sehen. Ich berichte.

Wie auch immer Sie den Silvesterabend verbringen: Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben, den zweibeinigen ebenso wie den vierbeinigen, einen guten Jahreswechsel. Egal, ob Sie ihn unterm Bett oder auf einer Party (von mir aus auch mit Glitzerhütchen) verleben. Machen Sie nach Möglichkeit einfach, was Sie wollen. Und wenn Sie nix machen wollen, machen Sie halt nix.

Denken Sie dran: Feuerwerk im Umkreis von Tieren, egal ob zahm oder wild, sollten Sie sich verkneifen. Ebenso (zumindest ungebeten) in der Nähe von Menschen, die ihren Aufenthaltsort nicht frei wählen können, und von Gebäuden, die einen brennbaren Eindruck machen.

Kommen Sie bitte froh und gesund in das neue Jahr. Vielleicht kann das Jahr 2018 ja – zumindest wenn wir es pfleglich behandeln und gelegentlich ein wenig nachhelfen – ein paar unserer Hoffnungen und Wünsche erfüllen. Aber das findet sich schon, wenn es soweit ist. Bis dahin: Machen Sie es gut!

keinzahnkatzenparty
„It’s my party and I cry if I want to!“

 

 

4 Kommentare

  1. Alles Gute für 2018,
    viel Glück und viel Segen,
    und LG,
    Hiltrud

    P.S. Meine Luzie hat alles ganz gut überstanden –
    es kam ja auch sehr netter Besuch, der sogar Leckerlis mitbrachte – schnurrrrrrrr 😉

  2. Hallo Bettina. Bin gerade auf Deinen Blog gestoßen weil ich wegen Katzenschnupfen rumgegoogelt habe. Bin genauso alt wie Du , habe ( noch) 2 Katzen und hatte eine Schildpatt-Katze, die Olga hieß und leider leider 2016 gestorben ist mit nur 9 Jahren. Habe auch Wechseljahresbeschwerden, sehr ähnlich wie Deine, und einen kranken Vater. An meinen beiden Katern hänge ich wie verrückt und der Tod meiner Olgi und Ihre Krankheit davor haben mich total fertig gemacht. Du schreibst fantastisch und ehrlich. Kann vieles gut nachvollziehen was Du sagst und finde es beruhigend zu wissen, dass da draussen tatsächlich jemand ist, der offen und ehrlich sagt, dass es ein Problem ist zu verreisen wenn man Tiere hat. Werde immer mal wieder bei Dir vorbeischauen. Sei herzlich gegrüßt von Martina

    1. Vielen Dank, liebe Martina. Freut mich, dass du hier was für dich zu lesen findest! Katzenschnupfen ist übrigens auch so ein Mistkerl, finde ich. Die Mädels fragen, ob die Kater gut aussehen und single sind. Herzliche Grüße Bettina

      1. Hallo Bettina, habe eben erst Deine Antwort gefunden, sorry. Meine Kater sind beide kohlrabenschwarz, heißen Moritz und Paul. Moritz ist der Onkel von Paul und seiner Schwester Olga. Sie sind 13 und 11 Jahre alt. Moritz ist wieder gesund nach Antibiotikum und etwas Kortison.Er hatte eine starke Bronchitis. An katzendamen haben Sie nur wenig Interesse, eher an anderen Katern, mit denen man sich prügeln Kann. Sei gegrüßt von Martina

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