Lieblingsserien für die dunkle Jahreszeit

Im letzten Jahr um diese Zeit erzählte ich Ihnen ja von der Geschichte meines Fernsehverhaltens und wie nach der Überwindung meiner fernsehverbotslastigen Jugend mein Leben schöner, bunter und schwachsinniger wurde.

Das will ich nicht alles wieder aufwärmen, nur noch einmal kurz auf die neueste Errungenschaft in meinem Wohnzimmer hinweisen: Den Amazon Fire TV Stick. Dieses kleine Gerät, das in die HDMI-Buchse der Glotze gesteckt wird und diese damit internetfähig macht, hat das Seriengucken auf meinem Sofa wesentlich komfortabler gemacht: Zwei Katzen und zwei Menschen können entspannt (mit hochgelagerten Füßen) auf dem Sofa sitzen und alle gleich gut sehen, was auf der Mattscheibe so flimmert.

Nach wie vor habe ich Amazon Prime und Netflix abonniert und nach wie vor finde ich eigentlich immer was, was ich ansehen möchte. Noch immer halte ich meinen Seriengeschmack nicht unbedingt für massenkompatibel und viele der ganz „wichtigen“ Serien lassen mich einfach kalt. Trotzdem gefallen mir immer noch genug Mainstream-Serien, um mich nicht als Außenseiter zu fühlen. Noch immer bin ich eher anglophil, vor allem englische bzw. britische Krimis sind für mich eigentlich immer eine sichere Bank. Es gibt wenige, die ich nicht gerne und bis zum Ende gesehen habe.

Ans Herz legen würde ich Ihnen ja die folgenden Serien:

„Blindspot“ (bei Amazon Prime). Die zweite Staffel ist zwar noch verwirrender als die erste, dafür aber auch überhaupt nicht nach Schema F. Natürlich werden weiterhin die Tattoos von Jane Does Körper entschlüsselt, aber im Vordergrund steht nun eigentlich die Jagd auf Shepherd, Janes Pflegemutter und Vorsitzende der Bösenvereinigung „Sandstorm“, sowie die Frage, ob Janes Bruder Roman und auch Jane selbst nun eigentlich gut oder böse sind. Meine Lieblingsfigur in der Serie ist noch immer Patterson, die Nerdfrau ohne Vornamen, die eine ganz eigene Farbe in die Besetzung einbringt und die man einfach lieben muss.

„Fleabag“ (Amazon Prime), eine tragikomische Serie über eine junge Londonerin mit großer Klappe, die ihr Leben 1) lebt und 2) gleichzeitig kommentiert. Sehr witzig, sehr schräg und auch anrührend. Geht, wie so viele Geschichten aus England, gerne mal unter die Gürtellinie, aber gleichzeitig auch unter die Haut. Mir gefällt sehr, dass die Erzählstruktur der Serie sich ganz genau an die Entwicklung bzw. Öffnung der Hauptfigur anpasst – so wird die wirklich schwierige und sehr ungezogene Fleabag nie denunziert, sondern man kann ihre Handlungen und Empfindungen mehr und mehr nachvollziehen und verstehen.

Kürzlich alle vier verfügbaren Staffeln am Stück habe ich von „Line of Duty“ (auch Amazon Prime) gesehen. Wieder eine dieser starken BBC-Serien über Korruptionsbekämpfung in der britischen Polizei. Dies ist zwar ein typisch englisches Thema, aber die Serie ist einfach sehr intelligent und spannend… und natürlich toll besetzt – es gibt eben unglaublich viele großartige Schauspieler in England.

Nicht bei Amazon Prime, sondern zusätzlich gekauft bei Amazon (aber für relativ kleines Geld) habe ich alle erhältlichen Staffeln von „Hautnah – die Methode Hill“. Diese englische Serie über den Psychologen und Serienmordfachmann Tony Hill habe ich schon vor über zehn Jahren im Rahmen der ZDF-Sonntagskrimis sehr gemocht – die Exzentrik des Tony Hill ist halt keine Masche wie bei vielen anderen Nachfolgeformaten. Lange Zeit konnte ich diese Serie nirgends mehr finden und ich habe mich sehr gefreut, dass sie bei Amazon nun (wenn auch leider nur in der deutsschen Synchronfassung) zu bekommen ist.

Außerdem gerne gesehen habe ich bei Amazon – im Rahmen eines kostenlosen einmonatigen Probeabos des Circus-Channels – die Serien „No Offence“ und „Der junge Inspector Morse“.

Bei Netflix haben mich vor allem „Tote Mädchen lügen nicht“ und „Stranger Things“ beeindruckt. Über beide Serien ist ja schon so ziemlich alles gesagt worden. Ich fand sie beide spannend und anrührend – auf die anstehende Fortsetzung von Stranger Things freue ich mich nun schon.

Auch sehr gerne gesehen habe ich die erste Staffel von „The Crown“ über das Leben der Queen; noch in diesem Jahr soll die zweite Staffel kommen. Eine von den Serien, die an ich und in sich geschlossen und ein gutes Fernseherlebnis sind und einem darüber hinaus Lust machen, sich doch mal wieder mit Geschichte und Zeitgeschichte zu befassen.

Eine Serie, über die nicht überall gesprochen wurde, die ich aber trotzdem außergewöhnlich empfehlenswert finde, ist „River“. Die Serie über einen verschrobenen, aber genialen Polizisten (gespielt von Stellan Skarsgard), der versucht, den Mord an seiner Partnerin aufzuklären und dabei von eben dieser toten Partnerin (Nicola Walker) unterstützt wird. Ich bin eigentlich kein Fan von Übersinnlichem, aber diese Story erzählt sich auf vielen Ebenen und außergewöhnlich gut. Ein harter Krimi, aber voller kreativer Wendungen, etwas Witz und auch Poesie. Eigentlich mein Serienhighlight im letzten Jahr.

Ansonsten warte ich voller Vorfreude auf die neuen Staffeln von „How to get away with Murder“ und „Broadchurch“. Bei beiden kann man nicht wirklich sicher sein, was einen erwartet – und das ist doch auf jeden Fall eine Empfehlung wert.

Außerdem gerne gesehen: Berlin Station, Anne with an E, Happy Valley, Marcella, London Spy, Person of Interest.

Und was fällt Ihnen so ein, was ich vielleicht noch ausprobieren könnte?

3 Kommentare

  1. „Die Brücke“ schon gesehen? Schwedisch-dänische Produktion, dänischer Polizist & schwedische Polizistin ermitteln gemeinsam bei grenzüberschreitenden Fällen – auch bei Nicht-Skandinavisch-Kenntnissen am besten OmU sehen, man hört sich ein (zumindest ins Schwedische, Dänisch bleibt Vokalbrei.. 😀 ). Es gibt wohl französisch-britisches Remake der Serie (The tunnel statt die Brücke), aber die habe ich nicht gesehen.
    Dreiteilige BBC-Verfilmung von „Death comes to Pemberley“ – eine Krimi-Fortsetzung, die die Krimi-Autorin P.D.James zu Austens „Pride&Prejudice“ geschrieben hat. Sehr sehenswert! Ansonsten habe ich gerade alle acht Staffeln von „House“ gesehen. Hugh Laurie ist einfach immer sehenswert!

  2. Das sind bestimmt alles alte Hüte, aber das Beste, was ich seit langem gesehen habe, ist „Homeland“ (Amazon Prime). „One Mississippi“ hat mir auch sehr gut gefallen. Und „The Affair“ – vor allem wegen der ungewöhnlichen Erzählweise, die Geschichte aus beider Standpunkt (in den späteren Staffeln kommen noch die Sichten anderer Beteiligter dazu) zu erzählen.

    Und bei Netflix gehören zu meinen persönlichen Alltimesbestof „Fargo“, „Better Call Saul“ und natürlich „Breaking Bad“ Aber dazu muss man ja vermutlich eh nichts mehr sagen. „Designated Survivor“ fand ich auch ganz nett. „Ozarc“ und „Lilyhammer“ auch. Oh, und „The Bletchley Circle“ und „Black Mirror“ nicht zu vergessen.

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